Frauen sind in technischen Berufen immer noch in der Minderheit.

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Wenn die Zukunft der Arbeitswelt in der Digitalisierung liegt, dann wird diese Zukunft nicht sehr weiblich sein. Weniger als ein Fünftel der Beschäftigten in der Informations- und Kommunikationstechnik sind in Österreich derzeit Frauen, Tendenz etwas steigend. Verglichen mit vielen anderen technischen Berufen, ist das richtig viel: Bei Elektrikern und Metallarbeitern sind weniger als fünf Prozent der Beschäftigten weiblich.

Wie erfolgreich sind staatliche Förderprogramme, um mehr Frauen für technische Berufe zu gewinnen? Das AMS hat diese Frage in einer am Montag präsentierten Studie untersuchen lassen.

Ausgangspunkt der Erhebung ist das Programm Frauen in Technik und Handwerk (FiT), in dessen Rahmen Frauen vom AMS eine intensive technisch-handwerkliche Ausbildung finanziert wird. Expertinnen und Experten vom privaten Wiener Institut L&R Sozialforschung haben ausgewertet, was aus jenen Frauen geworden ist, die zwischen 2015 und 2020 das FiT-Programm absolviert haben. Das Ergebnis liest sich vielversprechend. Insgesamt wurden die Erwerbskarrieren von 14.300 FiT-Absolventinnen analysiert.

Zwei Jahre nach Ende ihrer Ausbildung sind 65 Prozent der Frauen in einer Beschäftigung in einem technisch-handwerklichen Beruf. Das ist laut AMS-Chef Johannes Kopf ein beträchtlicher Erfolg, zumal auch Kindergeburten in dieser Statistik zu einem vorübergehenden Dop-out führen können. Die Frauen verdienen in technischen Berufen deutlich mehr als davor: im Schnitt um rund ein Drittel.

Dabei ist die Gruppe, die bei FiT teilnimmt, arbeitsmarktpolitisch herausfordernd: Fast 40 Prozent der Frauen waren davor langzeitarbeitslos, fast die Hälfte der Frauen hatte nur eine Pflichtschulausbildung.

Langer und schwieriger Weg

Aber der Weg zum Umstieg ist lang. So skizzierte Kopf, dass 2021 9.500 Frauen beim AMS als FiT-Kandidatinnen infrage kamen. Nur 1.414 haben mit der Ausbildung angefangen. Viele Frauen steigen in der Eingangsphase aus, wenn das AMS eine Vorqualifizierung versucht. Bei der Präsentation der Studie im Burgenland, in einem Schulungszentrum in Neutal, berichten Frauen auch davon, dass sie sich einen Platz im FiT-Programm bei ihrem AMS-Betreuer erkämpfen mussten. Ihnen wurde nicht zugetraut, mit Erfolg abzuschließen. Manche bekommen im sozialen Umfeld zu hören, Männerberufe seien nichts für sie.

Deshalb gibt es eine psychosoziale Begleitung der FiT-Frauen in Neutal, die Abbrüche verhindern soll. Auch die Chance, sich mehrere technische Berufe anzusehen und sich erst dann für einen entscheiden zu müssen, dürfte helfen, die Abbruchraten niedrig zu halten, wenn die Ausbildung begonnen wurde. Warum manche trotz Umstiegs wieder aussteigen? Hohe Belastung und fehlende Teilzeitmöglichkeiten werden als Gründe genannt. (András Szigetvari, 22.8.2022)