Eine Explosion vor den Toren der russischen Hauptstadt sorgte für einen gewaltigen Einschnitt im Leben des extremen russischen Imperialisten Alexander Dugin. Am Samstagabend starb seine Tochter, die Journalistin und Kriegsbefürworterin Darja Dugina, auf dem Heimweg von einem Kulturfestival durch eine Autobombe.

Alexander Dugin, hier in einem Moskauer Fernsehstudio, gehört zu Russlands profiliertesten Rechtsextremen und Imperialisten.
AP/FRANCESCA EBEL

Sofort begann die Spekulation, das Attentat könne dem ebenfalls anwesenden Alexander Dugin gegolten haben. Denn der Philosoph mit Hang zur Esoterik, der seit Jahrzehnten ein russisches Großreich mindestens auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion fordert, ist eine deutlich profiliertere Figur der russischen Rechten.

Vom faschistischen Zirkel zur Parteigründung

Bereits in den 1980er-Jahren schlug Dugin, geboren 1962 in Moskau, seinen Weg zum radikalen Ideologen ein. Er soll einem faschistischen Zirkel namens "Schwarzer Orden der SS" angehört haben, später wurde er Teil der rechtsradikalen Pamjat-Gruppe. Schließlich war er 1993 Mitgründer der Nationalbolschewistischen Partei (NBP).

Aus deren Pool an Hooligans gingen später prominente Helfer der russischen Separatisten in der Ostukraine hervor. Dugin aber verließ die NBP 1998 wieder, weil er die Trivialisierung seiner pseudophilosophischen Idee von einer orthodox geprägten russischen Vorherrschaft im eurasischen Raum nicht ertrug.

In der Folge war Dugin, der sowohl homophobe Losungen verbreitet als auch einen Sohn mit einer späteren LGBTQ-Aktivistin hat, vor allem eine Art ideologischer Freelancer, dessen krude Ideen mal mehr, mal weniger Gehör bei Russlands politischer Elite fanden. In den frühen 2000ern brachte er es als Berater des damaligen Duma-Sprechers wohl tatsächlich zu Einfluss.

Gute Kontakte zu europäischen Nationalisten

Gerüchte, denen zufolge er als "Einflüsterer" Wladimir Putins gilt und dessen Idee eines Überfalls auf die Ukraine geprägt haben soll, sind wahrscheinlich aber ebendas – Gerüchte. Dugin selbst dementierte 2014 gegenüber dem "Spiegel" eine Bekanntschaft mit Russlands Präsident.

Stattdessen wurde Dugin seit Russlands Annexion der Krim 2014, nach der er zum "Töten, Töten, Töten" von Ukrainern aufrief und deshalb seine Soziologie-Professur in Moskau verlor, von Europas Rechten hofiert. Er soll auch mit Italiens ehemaligem Innenminister Matteo Salvini verbandelt sein. Bis heute bejubelt er den Ukraine-Krieg und wettert gegen die angebliche moralische Verkommenheit der westlichen Konsumkultur – und kann in Moskaus Innenstadt doch beim Genuss belgischer Biere beobachtet werden. (Thomas Fritz Maier, 23.8.2022)