Die Eurofighter sind im Betrieb besonders teuer – weil man billigere Flugzeuge "eingespart" hat.

Foto: Seidl

Zeltweg – Noch ist das Gelände, auf dem sich am Freitag und Samstag 150.000 Besucher der "Airpower 2022" versammeln sollen, für das Publikum gesperrt, doch am Gitter des Fliegerhorsts Hinterstoisser drängen sich bereits die Zaungäste. Selten gibt es in Zeltweg so viele Starts und Landungen, so viele spektakuläre Kunstflugvorführungen, so viele fremde Luftfahrzeuge zu sehen wie in diesen Tagen, an denen das Programm geübt wird.

Und: Kaum ein anderer Event ist so gut geeignet, junge Menschen für eine Karriere beim Heer – es muss ja nicht gleich eine Kampfpilotenausbildung sein – zu interessieren.

Großübung für das Bundesheer

Was Ende der Woche als publikumswirksame Werbeveranstaltung des Bundesheers am Himmel über dem Aichfeld und auf dem nach dem Kommandanten der "k.u.k. militäraeronautischen Anstalt" Franz Hinterstoisser benannten Flugplatz stattfinden wird, ist für das Bundesheer eine Großübung. So wird das aus Milizsoldaten gebildete Jägerbataillon Niederösterreich für die Sicherung des Geländes und seiner Zugänge eingesetzt – eine Aufgabe, die es im Krisenfall bei einem niederösterreichischen Energieversorgungsunternehmen zur Sicherung der kritischen Infrastruktur zu übernehmen hätte.

Insgesamt werden rund 4.500 Soldaten gemeinsam mit 2.000 zivilen Kräften beübt, so viele, wie auch bei einem durchschnittlichen Hochwassereinsatz drankämen. Geübt wird alles von der Logistik über die militärisch-zivile Zusammenarbeit bis hin zur Luftraumsicherung – Dinge, die im Ernstfall in verschiedenen Einsatzszenarien zu leisten wären. Herzstück ist dabei natürlich alles, was mit der Fliegerei zu tun hat: Zu sehen sind dabei etwa Abfangjagden, für die ein Alpha Jet des Sponsors Red Bull zwei Eurofightern als Feinddarsteller dient. Ebenfalls militärischen Übungszwecken dient der Besuch ausländischer Militärflugzeuge: Hier geht es um die Perfektionierung der Kommunikation und das Einüben gemeinsamer Verfahren, wie sie etwa bei Auslandseinsätzen notwendig sind.

Alte Hubschrauber, neue Hubschrauber

Demonstriert wird schließlich auch die Leistungsfähigkeit der österreichischen Hubschrauberpiloten: Ein letztes Mal wird die Alouette III im Formationsflug vorgeführt – diese über 50 Jahre alten Hubschrauber sollen ja ab Ende des Jahres nach und nach durch von der italienischen Luftwaffe gekaufte Leonardo AW169M ersetzt werden – ein Geschäft, dessen Umfang zuletzt mit 350 Millionen Euro beziffert wurde. Derzeit sind die ersten Piloten zur Schulung in Italien, bei der Airpower wird ein italienischer AW169 ausgestellt werden.

Rund 60 Flugzeuge soll das Publikum aus der Nähe betrachten können – darunter historische wie einen schwedischen Draken oder auch eine Me-262, die von einem Airbus-Testpiloten vorgeführt wird.

Nachfolger für die Hercules

Besonderes Augenmerk des Bundesheers gilt aber diesmal den Transportflugzeugen. Ein brasilianisches und ein chinesisches sind angesagt – quasi als Vorgeschmack darauf, dass die nächste größere Flugzeugbeschaffung des Bundesheers bereits dringlich ist: Die seinerzeit gebraucht von der Royal Air Force gekauften Transportflugzeuge C-130 K Hercules sind zwar mit neuen Cockpits ausgestattet worden – um aber mittelfristig weiter eingesetzt werden zu können, bedürften sie dreier weiterer "Wartungsereignisse", wie es in Zeltweg heißt. Im Klartext: Für den weiteren Betrieb der drei Transportflieger müssten mindestens 70 Millionen Euro in die Hand genommen werden, um die 1967/68 gebauten Flugzeuge sicher weiter fliegen zu können.

Da wäre es wohl ökonomischer, neue Flugzeuge zu kaufen – diese müssten aber geeignet sein, alle Aufgaben der Hercules zu übernehmen: Derzeit gibt es etwa ein Med-Evac-Modul – quasi ein fliegender Operationssaal, der etwa bei der Evakuierung von Patienten aus Krisengebieten eingesetzt wird. Dieses müsste auch in den Hercules-Nachfolger passen. Auch sollte das künftige Transportflugzeug groß genug sein, um einen Radpanzer Pandur zu transportieren.

Flugzeugkäufe brauchen viel Zeit

Da so ein Flugzeugkauf eine jahrelange Vorlaufzeit benötigt – auch die Leonardo-Hubschrauber kommen ja später als ursprünglich geplant – müsste der Beschaffungsvorgang jetzt auf die Reihe gebracht werden, damit die Hercules 2030 abgestellt werden können.

Bei mehreren Flugzeugbeschaffungen hat die Politik – entgegen dem Drängen der Fachleute – zu lange zugewartet. Das war schon bei der Draken-Nachfolge so: Weil sich die rot-schwarzen Regierungen keinen Kampfflugzeugkauf zutrauten, musste Österreich zwischen dem ohnehin immer wieder aufgeschobenen Auslaufen der Draken und dem Zulauf der Eurofighter zeitweise uralte F-5 aus der Schweiz mieten.

Teure Luftraumüberwachung

Noch schlimmer war es, als die Saab 105 an ihr endgültiges technisches Lebensende gekommen ist: Nachdem die Beschaffung eines leichten (Unterschall-)Jets für Trainingszwecke und langsam zu bewältigende Luftraumsicherungsaufgaben jahrzehntelang aufgeschoben worden war, stand Österreich vor eineinhalb Jahren plötzlich mit einer alternativlosen "Einflottenlösung" da: Alle Luftraumüberwachungsflüge müssen nun mit dem pro Flugstunde mit rund 60.000 Euro wesentlich teureren Eurofighter geflogen werden. Ein Unterschallflugzeug käme mit einem Bruchteil der Kosten aus.

Jährlich pro Kopf rund 110 Stunden auf dem Eurofighter zu fliegen freut die Piloten, weil sie sich im Eurofighter im besten Kampfflugzeug der Welt wähnen. Allerdings sind die 15 aus der Tranche 1 stammenden und unter dem damaligen Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) wesentlicher Komponenten beraubten Eurofighter nun auch schon 15 Jahre im Dienst und bedürfen einer Nachrüstung – insbesondere im Hinblick auf elektronische Identifizierung anderer Flugzeuge bei Nacht, Bewaffnung und elektronischen Selbstschutz.

Eurofighter-Nachfolger gesucht

Und in weiteren zwölf bis 15 Jahren müsste (wohl nach jahrelangem Beschaffungsvorgang) schon der Eurofighter-Nachfolger zulaufen. Denn Mitte der 2030er-Jahre sind die derzeit in Dienst stehenden Eurofighter technisch am Ende ihrer Lebensdauer. Eher früher, wenn sie weiterhin so viel geflogen werden wie jetzt. Eher später, wenn die Flotte noch um ein leichteres Düsenflugzeug ergänzt würde.

So ein Flugzeug könnte sowohl für Ausbildung als auch für Abfangjagden auf langsam fliegende Flugzeuge (wie etwa Verkehrsmaschinen ohne Funkkontakt) eingesetzt werden. Und es könnte helfen, Eurofighter-Stunden zu sparen. Aber danach sieht es nicht aus – alle Überlegungen in diese Richtung (im Gespräch war die M-346 von Leonardo oder die L-39NG von Aero Vodochody) wurden politisch abgedreht.

Prompt steht der vor 20 Jahren unterlegene Mitbewerber Saab wieder vor der Tür: In Zeltweg wird auch ein Gripen präsentiert, der zwar in seiner Leistungsfähigkeit dem Eurofighter unterlegen ist, aber wegen seiner geringeren Betriebskosten als alternative Einflottenlösung angepriesen wird. (Conrad Seidl, 31.8.2022)