The First Descendant sieht grafisch beeindruckend aus.

Foto: The First Descendant, Screenshot Youtube

Der WEBSTANDARD kürt die fünf spannendsten Spiele der bisherigen Gamescom, unsere Redakteure haben die Köpfe zusammengesteckt und die interessantesten Projekte ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit gekürt. Diese fünf Spiele lohnt es sich aber auf jeden Fall im Auge zu behalten. Natürlich ist die Liste rein subjektiv, und die Gamescom ist auch noch längst nicht vorbei.

THQ Nordic

Letzte Chance für "Jagged Alliance"

Wer Ende der 90er-Jahre einen PC besaß hatte auch höchstwahrscheinlich das taktische Rundenstrategiespiel Jagged Alliance 2 auf der Festplatte. Das beeindruckte damals mit harten Entscheidungen, taktischer Tiefe und einem gar nicht trivialen Schwierigkeitsgrad. Weniger beeindruckend waren die Nachfolger und Spinoffs mit Namen wie Back in Action, Crossfire, Flashback oder Rage, an die sich zu Recht niemand mehr erinnern kann oder möchte. Die Entwickler kündigen an, es diesmal besser zu machen. Man werde sich stark am zweiten Serienteil orientieren, und selbst die Söldner von damals werden wiederkommen. Wir dürfen uns also auf ein Wiedersehen mit Helmut "Grunty" Grunther, Peter "Wolf" Sanderson und Sheila "Scope" Sterling mitsamt all ihren Actionhelden-Onelinern freuen.

Nach dem Release gefragt, antwortet der Entwickler vom Haemimont Games: "Nichts überstürzen." Das halten wir für einen vernünftigen Ansatz, denn noch ein Desaster wird die Marke wohl nicht überleben. Aber die Entwickler haben mit diversen Tropico-Teilen, dem ARPG Victor Vran und der Aufbau-Survival-Sim Surviving Mars bewiesen, dass sie einiges auf dem Kasten haben. Das gezeigte Gameplaymaterial macht Hoffnung, dass es endlich gelingen könnte, die Kultmarke ins 21. Jahrhundert zu bringen.

GameSpot

Wenn "Destiny", "Warframe" und "Outriders" ein Kind zeugen

The First Descendant: "Bist du verwirrt? Dann lade einfach deine Waffe nach", befiehlt der Trailer. Verwirrt sind wir eigentlich überhaupt nicht, denn das Spiel sieht aus, als hätte man Destiny 2, Warframe und den 2021-Überraschungshit Outriders in einen Mixer gesteckt und mit Parcours-Elementen garniert. Das Free-2-Play-Spiel verspricht satte Action, gewaltige Waffen, Explosionen und riesige Bossgegner – und sieht grafisch beeindruckend aus.

Doch genau da liegt auch das Problem: Das bieten die erwähnten Vorbilder ebenso, und ob es den Entwicklern von Nexon gelingt, sich spielerisch davon zu abzuheben, bleibt offen. Dazu kommt, dass der koreanische Entwickler bislang eher für mobile Manga-Spielchen bekannt war. Umso spannender ist es, dass dieses Großprojekt überraschend angekündigt wurde. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, kann sich für die Beta von 20. bis 26. Oktober 2022 anmelden.

IGN

"Alone in the Dark": Bitte, lass es gut werden

Es war 1992 eines der technisch beeindruckendsten Spiele und hat mit einem Schlag das Survival-Horror-Genre geboren. Auf der Gamescom kam Privatermittler Edward Carnby zurück, und wir dürfen uns wieder ins Haus Derceto wagen und müssen uns den Schrecken stellen. Die ersten Kritiker konnten zumindest den Prolog des Spiels testen und deren Urteil fällt durchweg positiv aus. Das ist insofern überraschend, als die bisherigen Versuche, die Reihe nach den ersten drei Teilen wiederzubeleben allesamt als gescheitert gelten müssen.

Vielleicht schaffen es THQ Nordic und Entwickler Pieces Interactive, der altehrwürdigen Horrorserie neues Leben einzuhauchen. Mit Miakel Hedberg als Autor ist jedenfalls ein Profi mit an Bord, der bereits am großartigen Amnesia: The Dark Descent und dem ein wenig unter Wert gehandelten SOMA maßgeblich beteiligt war. Grafisch dürfen wir hier keine Wunderdinge erwarten, aber es geht bei Alone in the Dark auch mehr um die Atmosphäre als knackscharfe Texturen – und das dürfte ersten Probespielenden zufolge auch dank der hervorragenden Soundkulisse gelungen sein.

GameSpot Trailers

Der Erste Weltkrieg als Echtzeitstrategiespiel

Ehemalige Entwickler von Command and Conquer arbeiten an einem neuen Strategiespiel? Noch dazu an einem Szenario, das als unmöglich spielerisch umzusetzen gilt? Ja, denn bei Petroglyph Games entsteht gerade The Great War: Western Front. Wie der Name schon andeutet, soll das Spiel die Westfront des Ersten Weltkriegs abbilden. Wie die Pattstellung und der Stellungskrieg zwischen deutschen auf der einen und französischen sowie britischen Truppen auf der anderen Seite in einem Echtzeitstrategiespiel funktionieren soll, ist noch nicht ganz klar. Vielleicht ist das der Grund, warum man alternativ in die Rolle eines Kriegsgebietskommandanten schlüpfen kann, um die strategische Planung zu übernehmen, und Aufklärung betreibt, bevor man als Feldkommandant in dynamische Schlachten einsteigt.

Der Trailer zeigt bereits Artillerieduelle, Infanterieangriffe und dicke A7V-Panzer. Die Schlachtfelder sollen zerstörbar sein, und so sollen Krater der Infanterie Deckung geben können, während die Beweglichkeit von Panzern eingeschränkt wird. Wenn es jemandem gelingen kann, das alles spielerisch ansprechend umzusetzen, dann sind es Command-and-Conquer-Veteranen, denen wir sogar den vierten Teil der Serie verzeihen, wenn The Great War ein gutes Spiel wird.

PlayStation

Sand im Getriebe – hoffentlich nicht

Bei Atlas Fallen ist Sand der heimliche Star des Spiels. In dem neuen Werk von Deck 13 dreht sich alles um den zweitwichtigsten Rohstoff der Welt. Das sieht nicht nur grafisch beeindruckend aus, sondern soll sich auch so spielen, wie die Entwickler versichern. Wüstenlandschaften gehören traditionell zu den schwer attraktiv umsetzbaren Gebieten in Videospielen – um sie nicht stinkfad zu nennen. Damit das nicht passiert, soll man in Atlas Fallen Waffen und Zauber aus Sand formen können und auf den rieselnden Körnchen sogar surfen können. Wenn es die Entwickler von The Surge schaffen, die Wüstenlandschaft ansprechen umzusetzen, könnte uns ein großer Actionkracher bevorstehen. (red, 26.8.2022)