Illustrationen mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten von "Arbeit und Industrie" bis "Familie und Beziehungen" werden in der Ausstellung aufbereitet.
Foto: Designforum / Max Foessleitner

Wien – Über kaum ein Land wird wohl so viel gemutmaßt, wie über Nordkorea. Im abgeschotteten Staat unter der politischen Führung des Diktators Kim Jung-Un unterliegt das Leben einer strengen Reglementierung, Touristen können bekanntlich nur mit "Aufpassern" ins Land. Daher mag es vielleicht überraschen, dass es in Nordkorea eine große und stark geförderte Kunstszene gibt. Diese existiert natürlich nur unter strengen staatlichen Vorgaben: Alle Kunstwerke werden sorgfältig auf ihren ideologischen, politischen und sozialen Gehalt überprüft und müssen die Parteilinie abbilden. Einblicke in Land, Leben und Leute gibt nun die kleine Ausstellung The Art of Everyday Life im Wiener Designforum, die Illustrationen aus Nordkorea zeigt. Dabei werden ausgewählte Designs und Grafiken ab den 1950ern aus der Sammlung des Landschaftsarchitekten und Dokumentarfilmers Nicholas Bonner präsentiert.

Gezeigt werden Arbeiten unter den thematischen Schwerpunkten "Freizeit und Tradition", "Arbeit und Industrie", "Frauen bei der Arbeit", "Landwirtschaft" sowie "Familie und Beziehungen". Auf kreisförmig angeordneten Postern werden der jeweilige Kontext und zentrale, wiederkehrende Bildmotive erklärt. Vor allem eines zeichnet sich ab: eine absolute Idyllisierung. Sei es bei Abbildungen des Familienlebens, der Darstellung von Freizeitbeschäftigungen oder des Arbeitslebens – die Menschen werden so gezeigt, wie sie sein sollen. Gut gelaunt und situiert, fleißig am Arbeiten, ist von Hunger, Armut oder Unterdrückung keine Rede. Dabei würde einen gerade das interessieren, was nicht gezeigt wird: Unter welchen Voraussetzungen wurde produziert? Inwiefern unterscheidet sich diese Kunst von Propaganda? Das sind Fragen, die auch die präsentierten Illustrationen nur bedingt beantworten können. (Laura Kisser, 27.08.2022)