Instagram weiß viel über seine Nutzer, ein aktuell kursierendes Meme ist trotzdem falsch.

Foto: Dado Ruvic / REUTERS

Wer viel auf Instagram unterwegs ist, der wird es eventuell bereits gesehen haben. Derzeit verbreiten sich Postings zu angeblichen Änderungen rund um die von Facebook / Meta entwickelte App rasant. Einzelne dieser Beiträge haben es dabei auf hunderttausende Likes sowie zahllose Kommentare gebracht.

Eine Behauptung

Die Kernaussage ist dabei immer die gleiche: Ein aktuelles Update für das iPhone habe dazu geführt, dass Postings nun mit dem exakten Standort der Nutzer versehen werden, wo vorher nur eine grobe Zuordnung – etwa ein Ortsname – angeführt wurde. Doch damit nicht genug, wird dieses Datenleck angeblich bereits von Kriminellen genutzt, um gezielt bei einzelnen Personen einzubrechen. Das klingt äußerst besorgniserregend, glücklicherweise stimmt von den aufgestellten Behauptungen bei näherer Betrachtung aber praktisch nichts.

Eines der viralen Postings
Grafik: Instagram

Der wahre Kern

Tatsächlich gibt es bei Instagram die Möglichkeit, Postings mit Location-Informationen zu versehen, das ist aber nicht nur optional, es wird dabei auch nie der exakte Standort dargestellt, wie der Softwarehersteller betont. Zudem gibt es kein aktuelles iOS-Update, das irgendetwas in dieser Hinsicht geändert hat.

Ein Missverständnis

Der Verdacht liegt nahe, dass sich hier jemand einmal die Berechtigungseinstellungen von iOS näher angesehen hat, und dabei einiges missverstanden hat. Tatsächlich gibt es seit iOS 14 die Möglichkeit, zu wählen, ob einer App ein genauer oder nur ein ungefährer Standort übergeben wird.

Ob unter Android (im Bild) oder iOS: Bei beiden Betriebssystemen können die Nutzer selbst entscheiden, ob sie exakte oder nur ungefähre Standortdaten an eine App weitergeben.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Das ist aber keine Spionagefunktion, sondern wurde ganz im Gegenteil als zusätzlicher Schutz für die Privatsphäre eingeführt. Immerhin gibt es einige Apps, die für ihre Funktionalität wirklich Zugriff auf den Standort brauchen. Gleichzeitig reicht es bei vielen davon, dass sie nur wissen, wo man sich ungefähr aufhält. Das reicht, damit etwa eine Wetter-App passende Informationen zum aktuellen Aufenthaltsort liefert, ohne aber die Möglichkeit haben, Bewegungsprofile anzulegen.

Auswahl

Ob eine App Zugriff auf den ungefähren oder den exakten Standort haben soll, bestimmen die Nutzer dabei selbst, dies wird explizit angefragt. Eine vergleichbare Funktion gibt es übrigens bei Android ebenfalls – und zwar seit Android 12.

Drum prüfe...

Zumindest ist die aktuelle Aufregung aber ein guter Anlass, sich wieder einmal Gedanken darüber zu machen, welchen Apps man so Zugriff auf den eigenen Standort gibt. Wer sich in dieser Hinsicht Sorgen macht, sollte also einmal die aktuell an einzelne Apps vergebenen Berechtigungen durchgehen und den Standortzugriff dort deaktivieren, wo einem die Sinnhaftigkeit nicht direkt einsichtig ist.

Das geht über die Systemeinstellungen, dort kann auch einzeln festgelegt werden, ob eine App den genauen oder doch nur einen groben Standortzugriff bekommt. (apo, 27.8.2022)