Ein bei den Kämpfen ausgebranntes Auto in den Straßen von Tripolis.

Foto: AFP / Mahmud Turkia

Tripolis – Bei erneuten Gefechten im Bürgerkriegsland Libyen sind mindestens 32 Menschen getötet und etwa 160 weitere verletzt worden. Das teilte das Gesundheitsministerium am Sonntag mit. Seit Freitag kam es in der Hauptstadt Tripolis zu Kämpfen zwischen Milizen, die mit den beiden um die Macht ringenden Regierungen verbündet sind. Videos zeigten beschädigte Autos und Gebäude. Uno-Generalsekretär Antonio Guterres äußerte tiefe Besorgnis.

Guterres rief die Konfliktparteien zu einem sofortigen Ende der Gewalt und einem "echten Dialog" auf. Die Vereinten Nationen stünden weiterhin bereit, um den Libyern als Vermittler dabei zu helfen, einen "Weg aus der politischen Sackgasse" zu finden, teilte Guterres über seinen Sprecher mit.

Am Sonntag beruhigte sich die Lage. Straßensperren wurden wieder aufgehoben, libysche Medien zeigten zudem Bilder der Aufräumarbeiten.

Schüsse und Explosionen

Augenzeugen zufolge war in Tripolis stundenlang geschossen worden, immer wieder kam es zu Explosionen. Rauchsäulen waren über der Stadt zu sehen. Laut der Regierung in der Hauptstadt wurden auch mehrere Krankenhäuser getroffen.

Nachdem die gewaltsamen Auseinandersetzungen am Samstag abgeflaut waren, zeigte sich Ministerpräsident Dbeibah in einem online veröffentlichten Video beim Besuch von Kämpfern in der Hauptstadt. Auslöser der Kämpfe war laut Beobachtern, dass eine der im Land um Einfluss ringenden Fraktionen einen Stützpunkt einer rivalisierenden Gruppe angriff.

Furcht vor Aufflammen des Bürgerkriegs

In den vergangenen Monaten war in Libyen bereits die Furcht vor einem Wiederaufflammen des 2020 mit einem Waffenstillstand gestoppten Bürgerkriegs gewachsen. Eigentlich waren als Teil des von den UN beaufsichtigten Friedensprozesses für vergangenen Dezember Wahlen vorgesehen. Allerdings zerstritten sich die rivalisierenden Fraktionen über die Wahlregeln, bisher ist es zu keiner Abstimmung gekommen.

Als das Parlament Ministerpräsident Dbeibah absetzte und Anfang des Jahres Bashagha zum Nachfolger ernannte, kam es zu einem Stillstand der Friedensbemühungen. Dbeibah hatte erklärt, er werde seinen Posten nicht räumen. Im Mai war Bashagha mit seinen Kräften in die Hauptstadt vorgedrungen und hatte vergeblich versucht, die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Nach Kämpfen verließ er Tripolis wieder. (APA, 28.8.2022)