Am 1. September geht es in den Buchten von Taiji wieder los: Hunderte Delfine werden getötet oder für Delfinarien gefangen.

Foto: AP/Kyodo News

Vor der Küste Japans wird wieder zur Delfinjagd geblasen. Kurz vor Beginn der Schlachtsaison ist die japanische Polizei gegen Gegner der jährlichen Treibjagd in Stellung gegangen. In dem Walfangort Taiji errichtete sie zur Delfinjagd vom 1. September bis kommenden März eine vorübergehende Polizeistation, wie lokale Medien berichteten.

Gemetzel in der Bucht

Die Beamten sollen wie in Vorjahren illegale Aktionen von Walfanggegnern verhindern, hieß es. Taiji in der Provinz Wakayama ist Schauplatz des Oscar-gekrönten Dokumentarfilms "Die Bucht", mit dem 2009 der Regisseur Louie Psihoyos das alljährliche Gemetzel zu trauriger Berühmtheit verhalf. Tierschützer beklagen indessen einen rapide steigenden Handel mit lebenden Delfinen, der in den vergangenen Jahren vorübergehend zurückgegangen war.

Sobald örtliche Fischer nahe der Küste von Taiji Delfine ausgemacht haben, treiben sie die Meeressäuger in einer Bucht zusammen. Hierzu legen die Fischer den Orientierungssinn der Delfine lahm, indem sie auf ins Meer gehaltene Metallstangen hämmern. Junge, gesunde Tiere – laut Tierschützern bevorzugt Weibchen – werden im Auftrag von Delfinarien im In- und Ausland aussortiert, die übrigen Tiere werden in einer Nachbarbucht abgeschlachtet. Den Vorwurf im Westen, das Abschlachten sei grausam, weisen die Fischer immer wieder zurück.

Grafik: Pro Wildlife

Nachfrage aus Delfinarien

"In Japan werden die Treibjagden auf Delfine inzwischen nicht mehr durch den Verkauf von Delfinfleisch finanziert, sondern durch die skrupellose Nachfrage aus Delfinarien", beklagte Sandra Altherr von der Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife anlässlich der diesjährigen Jagdsaison, die die internationalen Handelsdaten für Delfine ausgewertet hat.

Für einen trainierten Delfin würden 50.000 Dollar (rund 50.100 Euro) und mehr gezahlt. "Delfinarien, die diese Tiere kaufen, wie auch alle, die dort ein Eintrittsticket erwerben, finanzieren direkt das grausame Abschlachten zahlloser Tiere", so die Meeresexpertin.

Grafik: Pro Wildlife

Hauptabnehmer China

Während die Zahl getöteter Delfine und Kleinwale in Japan angesichts geringer Nachfrage nach dem oft mit Giftstoffen belasteten Fleisch stark zurückgegangen sei, boome das Exportgeschäft mit lebenden Tieren. Die meisten Delfine verkaufe Japan dabei ins benachbarte China, berichtete Altherr.

Allein zwischen 2000 und 2020 seien mehr als 1.000 Delfine dorthin verkauft worden. Weitere Abnehmer seien Russland, Thailand, Mexiko, Vietnam, die Türkei, Ägypten und Tunesien gewesen, wo weiterhin Delfinarien gebaut beziehungsweise der Altbestand mangels Nachzucht mit Wildfängen wieder aufgefüllt werde. (red, APA, 29.8.2022)