Ein Projekt am TGM lässt Lehrer Jiresch als Endgegner in "Super Mario" erscheinen. So soll unter anderem gezeigt werden, wie einfach man Spiele verändern kann.

Foto: TGM/Jiresch

Eugen Jiresch unterrichtet am renommierten TGM in Wien. Die schon immer auf Technik fokussierte HTL bietet seit kurzem auch das Fach Game-Development. Darin geht es primär um die Ausbildung zum Spiele- oder Apps-Entwickler, aber auch generell um die Begeisterung für Programmierung und digitale Medien. Einen Weg, den mittlerweile viele Ausbildungsstätten einschlagen, vor allem in diversen Studiengängen.

Von Mathematik bis Suchtverhalten

Mit 14 oder 15 Jahren zu wissen, was man einmal werden will, ist alles – aber nicht einfach. Die wachsende Begeisterung gegenüber Videospielen, Virtual Reality und artverwandten Bereichen kann man allerdings schon in jungen Jahren bemerken, und langsam wächst das dazu passende Ausbildungsangebot auch in Österreich. "Ich sehe Game-Development allgemein als die Erstellung interaktiver, virtueller Welten und Simulationen und bin überzeugt, dass in den kommenden Jahren die Nachfrage nach solchen Welten und entsprechenden Job-Skills in der gesamten Kreativindustrie und darüber hinaus stark steigen wird", erklärt Jiresch die Relevanz solcher Ausbildungen.

Die Ausbildung ist vielseitig und soll die Jugendlichen nicht nur auf die Entwicklung von Videospielen beschränken.
Foto: Sarah Bruckner / KWP

Er selbst ist aktuell Lehrer am TGM und unterrichtet das Fach Game-Development. Kernstück des Unterrichts ist eine fundierte Ausbildung in der Entwicklung von Spielen und interaktiven Applikationen. Man erlernt den Umgang mit bestehenden Game-Engines, die für die Entwicklung von Videospielen benötigt werden. Programmierung, sagt Jiresch, sei mit Sicherheit der Hauptfokus, aber es gehe auch um andere wichtige Teilgebiete, etwa Animationen, Virtual Reality und Game-Physik. Auch nichttechnische Themen würden einfließen, etwa verschiedene Geschäftsmodelle der Branche oder auch gesellschaftliche Aspekte wie Sucht oder Gewalt in Spielen.

Ein Beispiel für die Praxisnähe der Ausbildung demonstriert Jiresch mit dem Projekt "TGMario". In dieser Übungsaufgabe müssen die Schülerinnen das Spiel "Super Mario Bros" aus dem Jahr 1985 teilweise in die Engine-Unity implementieren. In einem Abschnitt treffen sie dann überraschend ihren Lehrer, der mit Feuerbällen auf sie schießt. Der Endgegner ist unbesiegbar, Schülerinnen und Schüler können für eine bessere Note Spielelemente implementieren, um ihn zu besiegen.

eugen rwj

Wachsendes Angebot

Nach der Ausbildung seien die Absolventen für Juniorpositionen im Bereich Game-Development gerüstet. In erster Linie natürlich als Programmierer, aber auch andere Bereiche seien möglich, etwa als Artist, wenn man sich dem Thema künstlerisch widmen möchte. Von allen Bereichen der Spieleentwicklung Ahnung zu haben, wie das etwa am TGM aktuell unterrichtet wird, sei ein klarer Vorteil. "Während meiner Zeit beim Spieleentwickler Sproing gab es kaum einen Programmierer, der Artist-Skills hatte, und umgekehrt. Game-Designer oder -Tester konnten meist weder programmieren noch Game-Assets erstellen." Mit einem breiteren Wissen könne man besser zusammenarbeiten, sagt Jiresch.

Jiresch (rechts im Bild) mit einem seiner Absolventen.
Foto: Jiresch

Die beruflichen Möglichkeiten seien in jedem Fall vielseitig. Die gesamte Kreativindustrie würde aktuell immer technischer werden. Für die "Star Wars"-Serie "The Mandalorian" wurde vereinfacht gesagt der Green Screen durch eine Echtzeitsimulation der Filmszene mit der bekannten Unreal-Engine ersetzt. Somit sind plötzlich Game-Engine-Skills in der Filmbranche gefragt. Auch die gesamte Entwicklung rund ums Metaverse sieht Jiresch als Möglichkeit, dass der Bereich inhaltlich noch breiter wird, als er ohnehin schon ist. "Ein Großteil der interaktiven VR-Applikationen wird mit Unity oder Unreal erstellt, die benötigten Skills sind fast identisch zu Game-Development."

Jobs seien in der heimischen Games-Szene sehr wohl möglich, aber auch der Gang ins Ausland könne eine gute Option sein, das erlernte Wissen anzuwenden. "Ich selbst habe in der Vergangenheit attraktive internationale Angebote von Firmen wie Crytek oder King erhalten. Einige Schülerinnen oder Schüler von mir haben auch schon direkt nach der Matura den Sprung in die Games-Industrie in eine Juniorposition im Ausland geschafft."

Auch andere Schulen haben das Thema für sich entdeckt. So gibt es etwa in der HTL Spengergasse die Ausbildung zum Game-Designer, also dem kreativen Kopf hinter Videospielen, was nicht so sehr den Fokus auf Programmierung legt wie jene Ausbildung im TGM. Studieren kann man Game-Development bereits als Masterstudium an der FH Technikum Wien, am SAE gibt es das Bachelorstudium Game-Art-Animation, und an der Universität Krems kann man sich dem Thema Game-Studies widmen. An der Alpe-Adria-Universität in Klagenfurt geht es in einem Bachelorstudium um Robotics und künstliche Intelligenz, und auch in Innsbruck gibt es vergleichbare Angebote.

Auch im Bereich VR wird das Wissen der Jugendlichen erweitert.
Foto: Sarah Bruckner / KWP
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Rosige Zukunft

Dass die Games-Branche eine wachsende ist, das zeigen die nackten Zahlen seit Jahren. So hat sich etwa der Umsatz des Videospielmarkts in den letzten sechs Jahren auf rund 165 Milliarden Dollar verdoppelt. Bis 2025 soll dieser Markt noch einmal um fast 25 Prozent wachsen. Mit Firmen wie Bongfish, Mipumi oder Purple Lamp gibt es auch in Österreich eine lebendige Entwicklerszene, und auch der Indie-Bereich scheint lebendiger denn je.

Der Trend, bessere Ausbildungen in diesem Bereich anzubieten, scheint also in jedem Fall sinnvoll zu sein. Laut Jiresch soll das in den nächsten Jahren auch noch weiter ausgebaut werden. Für IT-HTLs befindet sich ein neuer Lehrplan in der Finalisierung, der österreichweit die Ausbildungsrichtung "Virtuelle Welten und Game Design" einführen soll. Im Schulalltag ankommen soll dieser Lehrplan dann in den nächsten Jahren. (aam, 30.8.2022)