Rainer Winkler alias "Drachenlord" lebt aktuell auf der Straße. Lange lebte er in seinem Auto, das er aber verkaufen musste.

Foto: Screenshot Drachenlord, DER STANDARD

Rainer Winkler ist einer breiten Öffentlichkeit wohl besser bekannt als "Drachenlord". Der ehemalige Youtuber provoziert gerne und wurde deshalb jahrelang gemobbt, bedroht und angegriffen. Nachdem er sein Haus in einem kleinen Dorf in Mittelfranken verkaufte, spitzt sich nun die Lage zu: Winklers Social-Media-Kanäle sind gesperrt, der 33-Jährige hat kein Einkommen mehr und schläft auf der Straße.

Wie "Nordbayern" berichtet habe der "Drachenlord" mittlerweile mehrere Nächte im Freien verbracht. Der ehemalige Youtuber ist laut eigenen Angaben nun mittellos, und die Polizei hat vor kurzem sämtliche technischen Geräte des Deutschen beschlagnahmt. Die Justiz ermittelt gegen Winkler wegen des Straftatbestands der "Verbreitung gewalt- oder tierpornografischer Inhalte". Demnach soll Winkler in einem Blog, der auch für Minderjährige abrufbar war, unter anderem Vergewaltigungsfantasien veröffentlicht haben. In Deutschland wird dies mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe bestraft.

Gegenüber dem Nachrichtenportal berichtet Winkler, dass sämtliche seiner Social-Media-Kanäle gesperrt wurden. Nachdem Youtube den Kanal Winklers mit 224.000 Abonnenten sperrte, zogen Tiktok, Snapchat und Onlyfans nach. Die Videoplattform Youtube war für Winkler die größte Einnahmequelle. Laut eigenen Angaben hat er damit mehrere tausend Euro im Monat verdient, nun habe er sein letztes Youtube-Gehalt ausbezahlt bekommen. Das und der Erlös aus dem Verkauf seines schwer beschädigten Autos seien das Einzige, was ihm aktuell zum Leben bleibe.

Eigentlich hatte Winkler angekündigt, eine Tournee durch Deutschland zu machen, doch daraus wurde nichts: Sein Führerschein wurde ihm abgenommen. Eine Wohnung bekommt Winkler laut eigenen Angaben nicht: Zu groß sei die Angst der Vermieter vor den Hatern und dem sogenannten "Drachengame".

Das Spiel mit dem Hass

Seine Hater sind es auch, die den 33-Jährigen wegen seiner höchst provokanten Videos systematisch verfolgen. Sie nennen dies das "Drachengame" und dürften für die aktuelle Sperrung von Winklers Social-Media-Kanälen verantwortlich sein. In einem Telegram-Kanal haben sich die Trolle zusammengeschlossen, um Winkler permanent zu überwachen – und vermeintliche Verstöße gegen die Community Richtlinien sofort bei den Plattformen zu melden.

Das Haus des "Drachenlords" wurde von der Gemeinde gekauft und abgerissen.
Foto: imago images/Harry Koerber

Aber die Verfolgung des "Drachenlords" geschah und geschieht nicht nur online. Winkler veröffentlichte im Streit mit einigen Zusehern im Jahr 2014 seine Adresse in einem kleinen Dorf in Mittelfranken. Daraufhin begann die Gewaltspirale zu eskalieren: Immer öfter sah sich der Youtuber einer wachsenden Meute gewaltbereiter, meist jugendlicher Hater gegenüber. Seine Schwester wurde bedroht, sein Grundstück verwüstet und auch das Grab seines Vaters geschändet. Körperliche Angriffe auf Winkler wurden im Netz gefeiert.

Immer wieder musste die örtliche Polizei ausrücken und die Versammlungen vor Winklers Haus auflösen. Es kam zu bis zu 40 Einsätzen am Tag, weil Winkler bedroht oder sein Haus beschmiert wurde. Winklers Haus wurde schließlich von der Gemeinde gekauft und abgerissen, um der Lage wieder Herr zu werden.

Die Szene will Winkler leiden sehen

Winkler hatte irgendwann genug, schlug mit einer Taschenlampe zu und nahm einen Hater in den Würgegriff, was ihm eine zweijährige Haftstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung einbrachte, die in einem Berufungsverfahren zu einer Bewährungsstrafe umgewandelt wurde. Vor dem Gerichtsgebäude kampierten im Oktober 2021 rund 60 Hater, um die Verurteilung Winklers mit reichlich Alkohol zu feiern.

Winkler selbst wurde kürzlich mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Selbst dabei wurde der 33-Jährige verfolgt und von mehreren Personen gefilmt. Die Ursache für seinen Krankenhausaufenthalt ist unbekannt, das hält die Hater aber nicht davon ab, Videos darüber zu veröffentlichen. Sie werfen Winkler vor, er hätte nur einen Schlafplatz gebraucht.

Zuletzt hatte sich Winkler hilfesuchend an die Gemeinde Emskirchen in Bayern gewandt. Ein mehrstündiges Gespräch mit der Bürgermeisterin verlief aber ohne Ergebnis, wie diese später erklärte. Winkler wurde von mehreren Polizisten aus dem Gebäude geleitet – wahrscheinlich, um ihn vor seinen Verfolgern zu schützen.

Die harte Kern der Hass-Community rund um das "Drachengame" will immer noch weitermachen. In einem Telegram-Kanal rufen tausende Hater zur Hetzjagd auf Winkler auf. Winkler selbst betonte mehrmals er sei besiegt, wohl um die Hassszene zu beruhigen. Das half nicht: Die Hater wollen den 33-Jährigen weiter leiden sehen. (pez, 30.8.2022)