Coronabedingt darf kein Familienmitglied das Haus verlassen, die Bundschuhs (Andrea Sawatzki, Axel Milberg) schenken sich in dieser Ausnahmesituation nichts.

Foto: ZDF, Stefan Erhard

Berlin – Nach 25 Jahren Ehe will Gundula Bundschuh endlich einmal mit ihrem Mann Gerald alleine verreisen. Die Malediven sollen es sein. Doch dann grätscht der Familie im Drei-Generationen-Haus Corona dazwischen: Gundulas Bruder Hadi hat sich infiziert, die Ärztin verordnet allen fünf Tage Isolation. Während sich Gundula in Tränen aufgelöst ist, kümmert sich ihr Mann um die Reiserücktrittsversicherung. Ohne große Anteilnahme sagt er irgendwann: "Aber Liebling, es geht doch vorbei."

Von wegen! Gundula tritt in den Streik und verweigert das Bekochen der Großfamilie: "Ich mache einen Härtefall geltend wegen seelischer Grausamkeit." Stattdessen schmückt sie sich mit Blumenketten und füllt ihr Cocktailglas auf. Urlaub im Schlafzimmer. Das ZDF zeigt die neue Folge aus der Bundschuh-Reihe am Donnerstag (1.9., 20.15 Uhr): "Familie Bundschuh – Unter Verschluss".

Treues ZDF-Publikum

Die Saga um die Chaos-Familie – ursprünglich aus der Feder von Autorin und Schauspielerin Andrea Sawatzki, die selbst in der Rolle der Gundula mit von der Partie ist – hat ein treues ZDF-Publikum. Seit 2015 schalten zwischen fünf und sechseinhalb Millionen Zuschauer ein, wenn neue Episoden der Bundschuhs über den Bildschirm flimmern. Dieses Mal also ist Corona das beherrschende Thema, das die eh schon immer leicht gereizten zwischenmenschlichen Beziehungen strapaziert. Das Drehbuch der Episode "Unter Verschluss" stammt von Kerstin Cantz.

Hadi (Stephan Grossmann) gerät in einen Wahn und leidet, wie ein Mann dem Klischee nach bei einer Erkrankung zu leiden hat – während seine schwer schwäbelnde Frau Rose (Eva Löbau) versucht, ihm mit Salbeisud, Essigwickeln und Gebeten zu helfen. Das Zimmer des fiebrigen Patienten ist mit rot-weißem Absperrband demonstrativ tabu.

"Negativ, herrlich. Wie damals!"

Wiederum schmuggelt Geralds Mutter Susanne (Judy Winter) einen alten Liebhaber in das geräumige Anwesen der Familie. Unter den gewohnt überspitzt dargestellten Figuren sticht sie am meisten heraus. Einen Klamottenkauf kündigt die Lebefrau mit den Worten an: "Irgendwer muss doch was für Glamour tun hier im Haus." Beim Blättern durch alte Fotoalben mit Bildern ihres Sohnes zeigt sie sich überrascht: "Wusste gar nicht, dass ich so viele Fotos von ihm gemacht habe. Er war ja wirklich kein besonders hübsches Baby." Als sie einen Corona-Test macht, kommentiert sie: "Ich muss gerade an meinen ersten Aidstest denken." Und stellt dann fest: "Negativ, herrlich. Wie damals!"

Gerald (Axel Milberg) ist mit dem Besuch überhaupt nicht einverstanden: "Ich kann euch alle nur warnen", zetert er. "Dieser Mann ist nicht ohne." Neben all der Komik, all der übertriebenen Eskalation entspinnt sich hier ein durchaus ein bisschen nachdenklich machender Strang mit weniger lauten Passagen über alleinerziehende Mütter, gesellschaftlich vorgegebene Rollenbilder, die Beziehung von Kindern zu ihren Eltern und die Suche nach dem leiblichen Vater.

Wer die Bundschuhs schon eine Weile durch die Bücher und Filme verfolgt, wird einen weiteren Neuling bemerken: Die Familie hat sich in Corona-Zeiten einen Hund angeschafft. Und damit auch wirklich jeder den Gag mitbekommt, wird das Tier gefühlt alle fünf Minuten mit seinem Namen gerufen oder zumindest deutlich angesprochen: "Drosten". (APA, 30.8.2022)