Megan Richards und Markella Kavenagh als freche und mutige Harfoot-Hobbits in "Die Ringe der Macht".

Foto: Amazon Prime Studios

Nichts ist böse zu Beginn. Auch die Idee eines Prequels zu "Der Herr der Ringe" nicht. Tolkien auf tollkühn – das ja, aber böse? Wo kämen wir denn da hin?

Wer angesichts des Budgets von 60 Millionen US-Dollar pro Episode von "Die Ringe der Macht" den völligen Overkill der visuellen Effekte (VFX) erwartete, für den gab es zu Beginn die erste Überraschung: Elbin Galadriel wird zart und voller Poesie in die Handlung und vor anscheinend echter Kulisse eingebracht.

Aber wie es so ist, völlige Glückseligkeit ist nur von kurzer Dauer. Der schwarze Feind, Saurons Meister Melkor, später Morgoth, bringt Finsternis, und so kommt es, dass die friedliebenden Elben die Schwerter zücken und ihr geliebtes Valinor verlassen müssen, um ein Reich voll seltsamer Wesen zu betreten, Mittelerde, nicht unbedingt ein Land der Verheißung. Und dazu braucht es dann doch wieder 3D-Effekte. Massenhaft.

Amazon Prime schaltet die mit Spannung erwarteten ersten beiden Folgen am Freitag um drei Uhr früh frei, die weiteren sechs Episoden sind danach wöchentlich abrufbar. Ein erster Blick darauf verspricht ein bildgewaltiges Epos.

J. R. R. Tolkien im Schnellkurs

In fünf Minuten bringt der Galadriel'sche Epilog einen Schnellgeschichtsunterricht durch die Jahrhunderte der großen Erzählung J. R. R. Tolkiens. In Forochel, der östlichsten Öde, halten wir an und steigen ein.

Galadriel im Eis, doch keine Kletterpartie. Die Elbin führt ein Heer an, dieses zweifelt an der Sinnhaftigkeit eines Vernichtungsfeldzuges, dem der Gegner fehlt. Mehr wird hier schon nicht mehr verraten.

Amazon Prime Video UK

Beeindruckende Optik

Diese ersten beiden Folgen von "Ringe der Macht" sind von beeindruckender Optik. Vieles entstand hier am Computer, vom Sound angefangen (Fanfaren!), fantastische Welten, schwebende Wesen, Luftaufnahmen von prächtig gebauten Städten und kargem Land, wendige Monster.

Es darf aber auch gelacht werden – mit den Harfoot (deutsch: Harfüße) und einem sensiblen Gnom. Besonders in diesen Momenten hat "Die Ringe der Macht" etwas vom Witz von "Stranger Things". Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Keine Frage, hier will man neue Dimensionen aufzeigen. Dass in all diesem VFX-Spektakel die ganz simple Erzählung auf der Strecke bleibt, ist eine Gefahr, der ganz viele Streaming-Giganten erliegen – siehe Marvel. Wobei, das Risiko ist als nicht ganz hoch einzustufen. Denn zu erzählen gibt es in diesem Epos von Aufstieg und Untergang von Númenor laut Silmarillion genug.

"Die Ringe der Macht" wird zwischen ganz vielen Schauplätzen switchen, Handlungsstränge um Sauron, Elben, Zwerge, Harfoot, Elrond, Rohan und Gondor knüpfen.

Fazit: Ein Spektakel, mit dem man perfekt dem Alltag entfliehen kann. Heutzutage notwendiger denn je. (Doris Priesching, 31.8.2022)