Bild nicht mehr verfügbar.
Extreme Wetterereignisse nehmen zu – das geht auch aus dem aktuellen "State of the Climate"-Bericht der NOAA hervor. Schuld daran ist wohl der globale Temperaturanstieg als Folge des Treibhausgaszunahme.
Jüngste Studien und Zustandsberichte lassen keinen Zweifel daran, wohin die Reise geht. Erst Anfang der Woche zeichnete eine aktuelle Studie ein düsteres Zukunftsbild – wohlgemerkt auf Grundlage der optimistischsten aller Annahmen: Selbst wenn die Menschheit das schier Unmögliche schaffen würde und es zu einem sofortigen Stopp des globalen CO2-Ausstoßes käme, muss man damit rechnen, dass über drei Prozent der grönländischen Eismassen abschmelzen.
Das mag zunächst nicht nach viel klingen, doch wie das National Geological Survey of Denmark and Greenland (Geus) im Fachjournal "Nature Climate Change" berichtete, würde allein das den weltweiten Meeresspiegels im Schnitt um 27 Zentimeter anheben. Der prognostizierte Eisverlust dürfte dabei wohl bereits in diesem Jahrhundert passieren – und, noch schlimmer, die Gletscherschmelze am Südpol der Erde ist in diesen Berechnungen noch gar nicht berücksichtigt.
Kein Grund für Optimismus
Von einem solchen "optimistischen" Szenario wird man vernünftigerweise freilich nicht ausgehen dürften, das zeigen die Daten, die die US-Klimabehörde NOAA in ihrem jährlichen Klimabericht am Mittwoch veröffentlicht hat. Die deprimierende Kurzversion lautet: Sowohl die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre als auch der Wärmegehalt der Ozeane und der Anstieg des globalen durchschnittlichen Meeresspiegels haben im Jahr 2021 neue Rekordstände erreicht.
Der Kohlendioxidgehalt in der Erdatmosphäre liegt demnach bei 414,7 Teilen pro Million (ppm) und damit 2,3 ppm höher als im Jahr davor. Der 32. "State of the Climate"-Bericht illustriert diesen Wert mit drastischen Worten: Dies sei der "höchste seit mindestens einer Million Jahren, basierend auf paläoklimatischen Aufzeichnungen", heißt es dort.
Nicht nur das CO2 erreichte laut dem NOAA-Bericht Höchstwerte, auch die durchschnittliche atmosphärische Methankonzentration war 2021 die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen. Sogar der jährliche Anstieg von 18 Teilen pro Milliarde (ppb) war höher, als je zuvor gemessen worden war. Dies passt zu dem aktuellen Trend, denn der Anstieg des Methangehalts hat sich seit 2014 deutlich beschleunigt.
Bericht mit Gewicht
Der von den National Centers for Environmental Information der NOAA und dem Bulletin der American Meteorological Society (AMS) veröffentlichte Zustandsbericht basiert auf Beiträgen von mehr als 530 Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus über 60 Ländern. Einbezogen werden wichtige Wetterereignisse ebenso wie aktuelle Messwerte aus Umweltüberwachungsstationen an Land, zu Wasser, auf dem Eis und im Weltraum. Die Studie hat entsprechend großes Gewicht und liefert das aktuell umfassendste Update zu den verschiedenen Klimaindikatoren der Erde.
"Die in diesem Bericht präsentierten Daten sind eindeutig – wir sehen nach wie vor immer stichhaltigere wissenschaftliche Beweise dafür, dass der Klimawandel globale Auswirkungen hat und keine Anzeichen einer Verlangsamung zeigt", sagte NOAA-Administrator Rick Spinrad. Zahlreiche Überschwemmungsereignisse, außergewöhnliche Dürren und Hitzewellen von historischen Ausmaßen seien keine Bedrohungen der Zukunft, sondern etwas, mit dem wir heute schon zu kämpfen haben, betont Spinrad.
Globale Fieberkurve weist steil nach oben
Die Auswirkungen der Treibhausgaszunahme in der Atmosphäre lassen sich auch in der Fieberkurve der Erde nachvollziehen. Mehrere wissenschaftliche Analysen zeigen laut der NOAA, dass die globalen Oberflächentemperaturen 2021 bereits 0,21 bis 0,28 Grad Celsius über dem Durchschnitt von 1991 bis 2020 lagen. Damit zählt 2021 zu den sechs wärmsten Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen ab Mitte des 18. Jahrhunderts. Zudem waren die sieben Jahre zwischen 2015 und 2021 auch die sieben wärmsten seit Beginn der wissenschaftlichen Messungen.
Das hat sowohl Auswirkungen auf die Temperaturen der Ozeane als auch – nicht zuletzt durch die wärmebedingte Ausdehnung – auf den weltweiten Meeresspiegel: Der globale Wärmegehalt der Meere, gemessen von der Oberfläche bis zu einer Tiefe von rund 2.000 Metern, erreichte laut NOAA 2021 neue Rekordwerte. Das Meeresniveau stieg dementsprechend im zehnten Jahr in Folge ebenso auf ein neues Rekordhoch. Es lag etwa 97,0 Millimeter höher als der Durchschnitt von 1993 – jenem Jahr, das den Beginn der Aufzeichnung der Satellitenmessung markiert. (Thomas Bergmayr, 1.9.2022)