Bettina Huber, Immunologin an der Med-Uni Wien, klärt über HPV auf, berichtet über ihre Forschung an einem neuen Impfstoff gegen das Virus und erzählt, wie man dank des Krebsforschungslaufs wichtige Projekte wie ihres unterstützen kann.

Humane Papillomaviren betreffen den Großteil der Weltbevölkerung, und doch wissen nur wenige über die Gefährlichkeit der Viren Bescheid. HPV werden hauptsächlich durch sexuelle Kontakte übertragen und können als Hochrisikoviren Krebs an Gebärmutterhals, After oder Penis, aber auch im Mund und Rachen verursachen. Die Niedrigrisikovarianten von HPV können lästige Genitalwarzen hervorrufen.

Die Impfung schützt!

Es gibt bereits eine wirksame Impfung gegen HPV, die sich gegen sieben der 13 Hochrisiko- und zwei Niedrigrisikotypen von HPV richtet und somit vor bis zu 90 Prozent aller Gebärmutterhalskrebsfälle und dem Großteil der Genitalwarzenfälle schützt. Diese Impfung ist für alle Jugendlichen ab dem neunten bis zum zwölften Lebensjahr kostenfrei. Generell wird die Impfung aber allen Menschen bis 30 Jahren empfohlen.

Eine einzige Impfung bei gleichbleibendem Impfschutz würde eine finanzielle Erleichterung darstellen und die Impfbereitschaft erhöhen.
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Dennoch liegt die Durchimpfungsrate in Österreich bei unter 50 Prozent, was unter anderem auf die Kosten und auf die zwei bis drei nötigen Immunisierungen zurückzuführen ist. Da noch nicht alle HPV-Typen von der Impfung abgedeckt sind, müssen zudem selbst geimpfte Frauen regelmäßig zur Krebsabstrich-Untersuchung.

Impfstoffkandidat aus Wien

Genau diese Stolpersteine wollen wir mit unserer Forschung aus dem Weg räumen. An der Universitätsklinik für Dermatologie der Med-Uni Wien haben wir im Team von Reinhard Kirnbauer einen Breit-Spektrum-Impfstoffkandidaten entwickelt, der in präklinischen Studien, also bei Versuchen im Labor, eine Schutzwirkung gegen alle 13 Hochrisikotypen sowie andere Risikotypen zeigt. Demnächst wird diese Wirksamkeit in einer klinischen Phase-1-Studie getestet, das heißt, dass wir die Wirkung erstmals auch am Menschen untersuchen können.

Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen arbeite ich nun an einer Weiterentwicklung. Wir untersuchen, ob ein neues Verfahren den Impfstoffkandidaten durch Gefriertrocknung temperaturunempfindlich machen kann, denn die aktuell zugelassenen HPV-Impfstoffe müssen gekühlt gelagert werden, was den Vertrieb der Impfstoffe speziell in Entwicklungsländern erschwert. Zusätzlich wollen wir die Anzahl der notwendigen Impfdosen reduzieren. Altersabhängig werden zwei beziehungsweise drei Dosen des HPV-Impfstoffs empfohlen, um einen ausreichenden Schutz zu erreichen. Eine einzige Impfung bei gleichbleibendem Impfschutz würde eine finanzielle Erleichterung sowohl für die Einzelperson als auch für das Gesundheitssystem darstellen und womöglich die Impfbereitschaft erhöhen.

Impfstoff-Schichten "boostern" von innen

In Zusammenarbeit mit Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus den USA forschen wir daran, ob ein spezielles Verfahren, die "Atomlagenabscheidung", dazu angewandt werden kann, den Impfstoffkandidaten auf nanomolekularer Ebene so zu verändern, dass ein Depoteffekt aufgebaut wird. Dabei soll der Impfstoff-"Kern" mit Schichten von Alum, einem Salz aus Kalium und Aluminium, sowie einer weiteren äußersten Schicht des Impfstoffs umhüllt werden. Diese äußerste Schicht würde somit die Erstimmunisierung bewirken. Danach werden die Alum-Schichten erst mit der Zeit vom Körper abgebaut und legen so zeitverzögert den Impfstoff-"Kern" frei. Dieser soll wiederum einen weiteren Impf-Boost bewirken, ohne dass ein zusätzlicher Stich nötig ist. Mit ersten Ergebnissen zum Forschungsprojekt ist voraussichtlich Anfang nächsten Jahres zu rechnen.

Jeder Schritt zählt: Krebsforschungslauf am 8. Oktober

Unser Projekt wurde gemeinsam mit 13 weiteren tollen Arbeiten dieses Jahr vom Comprehensive Cancer Center (CCC) der Med-Uni Wien und des AKH Wien mit einer Forschungsförderung, den "Grants", ausgezeichnet. Damit ist die Finanzierung unserer Forschung für die nächsten Schritte sichergestellt.

Apropos Schritte: Sie können dazu beitragen, unsere Arbeit zu unterstützen, indem Sie beim Krebsforschungslauf mitmachen. Die Forschungsgrants werden nämlich aus den Spendengeldern, die die Initiative Krebsforschung durch den Lauf einnimmt, ermöglicht, und die Spenden fließen zu 100 Prozent in diese vielversprechenden Forschungsprojekte. Ein großes Danke schon vorab an alle, die am 8. Oktober mit dabei sind! (Bettina Huber, 27.9.2022)