Ortwechsel mit Lars Eidinger und Isabelle Huppert: Dublin Mitte der 1970er-Jahre, Paris in den 1980ern, Köln in den 1990ern, ein idyllisches Landhaus im Hier und Jetzt.
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Wien – Es ist Eidingers erster Auftritt mit Isabelle Huppert, doch im französischen Kino ist er eigentlich schon angekommen, etwa bei Olivier Assayas, der ihn an die Seite von Kirsten Stewart, Juliette Binoche und Alicia Vikander stellte. Nun aber mimt er in Die Zeit, die wir teilen von Laurent Larivière den melancholischen Autor Tim Ardenne – jung, todessehnsüchtig, schlaksig, trinkend und tragisch verliebt in seine Verlegerin Joan Verra, mädchenhaft gespielt von Huppert.

Die interessiert sich zuerst nicht besonders für ihr schwieriges Mündel. Vielmehr schwelgt sie in Erinnerungen an ihre erste Liebe Doug, dem sie als Mädchen in Dublin begegnet ist und der ihr plötzlich in Paris als alter Mann über den Weg läuft. Die Zeitebenen überlagern sich, eine große Liebe wird erzählt, ein Kind geboren.

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Kaleidoskop mit Wendung

Die Eltern von Joan, auch sie Französin, er Ire, haben ihre Schrullen. Vor allem die Mutter macht sich wunderbar unbedarft der kulturellen Aneignung schuldig und brennt als Geisha verkleidet mit ihrem Karatelehrer durch. Währenddessen zieht Joan ihren Sohn auf, der seinen Vater nie kennenlernt und später immer zu den ungünstigsten Zeitpunkten auftaucht und wieder verschwindet.

Larivière ist mit A propos de Joan, wie der Film im Original heißt, ein märchenhaft-melancholischer Wurf gelungen, der leichtfüßig zwischen Zeiten und Orten wechselt: Dublin Mitte der 1970er-Jahre, Paris in den 1980ern, Köln in den 1990ern, ein idyllisches Landhaus im Hier und Jetzt. Nach und nach mischt sich dann unter dieses Kaleidoskop ein Verlust, der der Geschichte eine unerwartete Wendung gibt. (Valerie Dirk, 3.9.2022)