Die Maschine ist unter bislang ungeklärten Umständen in der Ostsee vor der Küste Lettlands abgestürzt.

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Wien / Köln / Jerez de la Frontera – Nach dem rätselhaften Absturz eines Privatjets in der Ostsee fehlt weiterhin jede Spur von den vier Insassen. Bei einer umfassenden Suchaktion auf See fanden lettische Einsatzkräfte ein größeres Stück des Flugzeugwracks und mehrere Trümmerteile. Medienberichten zufolge könnte eine Familie aus Nordrhein-Westfalen an Bord gewesen sein. "Wir suchen weiterhin nach Überlebenden", sagte der Leiter des lettischen Seerettungskoordinationszentrums, Peteris Subbota.

Drohnen für Unterwassersuche eingesetzt

Das Privatflugzeug war am Sonntag auf dem Weg aus dem südspanischen Jerez nach Köln bis über die Ostsee geflogen und dort am Abend vor der Küste Lettlands ins Meer gestürzt. Abfangjäger aus mehreren Ländern verfolgten die Maschine während ihres mysteriösen Flugs über weite Teile des europäischen Kontinents, darunter auch deutsche. Ein Flugzeug der schwedischen Küstenwache entdeckte schließlich die Absturzstelle westlich der lettischen Hafenstadt Ventspils, ehe die Sucheinsätze eingeleitet wurden. Am Dienstag sollte mithilfe von Drohnen auch unter Wasser gesucht werden.

Vier Menschen befanden sich nach Behördenangaben an Bord der in Österreich registrierten und auf ein deutsches Unternehmen zugelassenen Cessna 551. Allerdings sei die Kommunikation mit dem Flugzeug vor dem Unfall für lange Zeit unterbrochen gewesen, sagte Subbota im lettischen Fernsehen. Die Identität der Insassen wurde noch nicht offiziell bestätigt. Die spanische Zeitung "El País" berichtete unter Berufung auf spanische, mit dem Vorfall vertraute Quellen aber von einer deutschen Familie, der die Maschine gehört haben soll. Ein 72-Jähriger, seine vier Jahre jüngere Frau, eine Tochter des Paares (26) und ein Mann in deren Alter (27) sollen sich demnach an Bord befunden haben.

Druckabfall und Autopilot

Die Behörden gehen davon aus, dass die düsengetriebene Cessna auf Autopilot geschaltet war. Sie sei am Zielflughafen Köln/Bonn mit unverminderter Höhe und Geschwindigkeit vorbeigeflogen und dann über Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern bis über die Ostsee, hieß es aus Polizeikreisen. Westlich der lettischen Hauptstadt Riga sei sie in den Sinkflug gegangen. Zeitweise hätten französische und deutsche Abfangjäger die Maschine begleitet. Im Cockpit seien keine Bewegungen erkennbar gewesen.

Der Flugsicherheitsexperte Hans Kjäll vermutete nach Angaben des schwedischen Rundfunksenders SVT, dass es einen Druckabfall in der Kabine des Flugzeugs gegeben haben könnte, worauf die Insassen bewusstlos geworden seien. Das Flugzeug sei in einer Höhe von etwa 11.000 Metern unterwegs gewesen, wo der Luftdruck niedrig sei. Komme es in solch einer Höhe zu einem Druckabfall, könne man damit rechnen, bewusstlos zu werden.

Nach Angaben der Leiterin der lettischen Unfalluntersuchungsbehörde, Anita Skinuma, ereignete sich der Absturz in neutralen Gewässern. Daher könne die Untersuchung sowohl von dem Land durchgeführt werden, in dem das Flugzeug registriert ist, als auch von dem Land, dessen Staatsbürger an Bord waren. (red, APA, 5.9.2022)