Das von internen Krisen und dahinschrumpfendem Spielervertrauen gebeutelte Unternehmen Activision-Blizzard hat sich mit seinem Umgang mit der "Diablo"-Reihe kaum Freunde gemacht. Dem – längst wieder geschlossenen – Echtgeld-Auktionshaus in "Diablo 3" folgte die verpatzte Ankündigung von "Diablo Immortal" auf der Hausmesse Blizzcon.

Das Mobile Game wiederum zeigt sich zwar technisch und atmosphärisch von einer guten Seite, doch die Monetarisierung des Free2Play-Games, inklusive Pay2Win-Elementen, sorgte für viel Kritik. Und dafür, dass das Game in manchen Ländern gar nicht erst auf den Markt kam. So etwa in Belgien und den Niederlanden, die gesetzlich gegen sogenannte Lootboxen vorgehen.

Store und Season-Passes

Dementsprechend ruhen die Hoffnungen der Fans der Höllenfürst-Saga auf "Diablo 4". Doch für sie gab es einen herben Dämpfer, als Mitte August der jüngste Quartalsbericht von Activision-Blizzard veröffentlicht wurde. Denn aus diesem ließ sich auch ablesen, wie das Studio gedenkt, das Spiel langfristig zu monetarisieren. Und zwar mit einem In-Game-Store.

GameSpot

Im Quartalstakt soll eine neue "Saison" eingeläutet werden, für die es jeweils zwei Varianten eines Season-Passes geben wird, über den sich Belohnungen – etwa kosmetische Gegenstände – erspielen lassen. Neben einem kostenlos verfügbaren Season-Pass wird es auch eine bezahlpflichtige Premium-Variante geben, die natürlich mit großzügigeren Belohnungen lockt.

Auch Boosts für den Erfahrungsgewinn sollen enthalten sein, allerdings nur im Gratis-Pass. Parallel dazu soll ein In-Game-Store mit Gegenständen, Skins und anderen Artikeln locken. Diese sollen aber allesamt rein kosmetischer Natur sein und keine spielerischen Vorteile bringen.

Foto: Screenshot/Gamestar

Große Skepsis

Doch die Glaubwürdigkeit des Publishers dürfte von einigen Spielern nicht mehr als besonders hoch bewertet werden. Die Pläne riefen in Foren und in den sozialen Medien großes Echo hervor. Ein überschlagsmäßiger Überblick zeigt, dass der allergrößte Teil davon Sorgen oder Kritik an dem Monetarisierungsvorhaben aufwirft.

Mittlerweile hat auch das deutsche Games-Magazin und Onlineportal "Gamestar" eine Umfrage zur Causa abgeschlossen. Die am 20. August begonnene und freilich nicht repräsentative Abstimmung auf der Seite ergibt, das rund 76 Prozent einen In-Game-Shop und Season-Passes für "Diablo 4" sehr skeptisch sehen. 37 Prozent der Stimmen entfielen auf die Option, dass diese Form der Monetarisierung "übertrieben" sei.

49 Prozent hegen die Befürchtung, dass Activision-Blizzard seine Zusagen brechen und doch Pay2Win-Angebote einführen könnte. Neun Prozent der erfassten Antworten sehen das geplante Modell hingegen als "fair" an. Sechs Prozent stimmten für "Es ist mir egal".

Diablo

Als Begründung dafür, warum sie befürchteten, dass es nicht bei kosmetischen Gegenständen bleiben könnte, verwiesen manche Kommentatoren auch auf "Diablo Immortal". Bereits hier hatte das Studio versucht, sich mit Spitzfindigkeiten herauszureden, und etwa darauf verwiesen, dass man ja bessere Ausrüstung nicht käuflich erwerben könne. Stattdessen können Spieler Geld in "Edelsteine" und "Wappen" stecken, mit denen sie ihre Chancen, von Gegnern in eigenen Dungeons besseres Equipment zu erhalten, drastisch steigern können.

Das Umfrageergebnis ist natürlich mit Vorsicht zu genießen, da es sich um eine nicht wissenschaftlich durchgeführte, anonyme Onlineabstimmung handelt. Auch wenn die erste Aufregung rund um die Pläne für "Diablo 4" abgeflaut ist, liefert sie aber ein weiteres Indiz dafür, dass Activision-Blizzard wohl mit einigem Protest rechnen muss, wenn das Spiel mit einem In-Game-Shop an den Start geht.

Ob das einem finanziellen Erfolg im Wege steht, ist aber eher fraglich. "Diablo Immortal" – Kritiker haben ihm auch den Beinamen "Immoral" gegeben – erzielte laut einem Bericht von "Games Industry", basierend auf Berechnungen von Sensor Tower, allein in den ersten beiden Monaten einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Dollar. (gpi, 5.9.22)