Yulia Sergeevna Prokhorova lebt laut eigenen Angaben seit April illegal in Deutschland. Das Bild zeigt, wie die russische Influencerin bei einer Pro-Ukraine-Kundgebung provoziert.

Foto: Telegram, Yulia Sergeevna Prokhorova

Die aktuell laufende ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes bringt die russische Armee unter Druck. Doch wie kann man Putins Truppen von Europa aus unterstützen, ohne dafür Sanktionen zu brechen oder ins Gefängnis zu gehen, fragt die Influencerin Yulia Sergeevna Prokhorova. Die Antwort auf ihre Frage gibt sie sich in einem Video gleich selbst: "Strom verbrennen", steht in dem Begleittext während sie den Lichtschalter einschaltet.

In dem auf ihrem privaten Telegram-Kanal veröffentlichten Clip zeigt sich die russische Influencerin, wie sie Lichtschalter betätigt und den Elektroherd einschaltet. Dass sie ihren Stromverbrauch auch selbst bezahlen muss, stört Prokhorova nicht, ganz im Gegenteil: Mit der Energieverschwendung überweise sie Geld indirekt an die russische Armee, deutet die junge Frau in der Einblendung an. Und: Im Ausland lebende Russen sollen es ihr gleichtun, fordert die Russin ihre Zusehenden auf.

90.000 Follower für Moskau-Propaganda

Die Bloggerin, die auch unter dem Namen "Chernysheva" auftritt, betreibt den Telegram-Kanal "Germanija ot pervogo lica", was übersetzt so viel wie "Deutschland in der Ich-Perspektive" bedeutet. Knapp 90.000 Follower hat die junge Frau in ihrem Kanal versammelt, in dem sie hauptsächlich Propaganda im Sinne Moskaus verbreitet.

Yulia Sergeevna Prokhorova lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann, einem Deutschen, in Landshut in Bayern. Prokhorova hat erklärt, dass sie seit 20. April illegal in Deutschland lebt.

Ukrainerinnen verfolgt und beschimpft

Bekanntheit erlangte die Russin Anfang August, als sie ein Video von ihrem Urlaub in Salzburg postete. Prokhorova filmte sich selbst dabei, wie sie zwei ukrainische Frauen belästigte, sie verfolgte, "Russland wird siegen" rief und ein Referendum in der von Russland besetzten ukrainischen Stadt Cherson forderte, bevor sie die beiden Frauen beschimpfte.

Das Video ging viral, und bald bekam Prokhorova die Konsequenzen zu spüren. Tags darauf veröffentlichte sie ein weiteres Video, diesmal in deutlich gedrückterer Stimmung. Prokhorova erklärte, dass Booking.com als Reaktion auf ihr Video all ihre Buchungen in Österreich storniert hatte. "Ich bin vor Zorn rot angelaufen. Ich habe gerade eine Mail erhalten, dass alle meine Reservierungen storniert wurden. Ihr habt verdammt noch mal meinen ganzen Urlaub zerstört", beschwerte sich Prokhorova unter Tränen. Dass sie die beiden Ukrainerinnen belästigt hat, bestritt die Influencerin auch gar nicht. Die Frauen seien zu zweit gewesen, Prokhorova war allein, da hätten sich die Ukrainerinnen schon wehren können, argumentiert die Russin.

Zuvor war Prokhorova aufgefallen, als sie auf einer Pro-Ukraine-Demo mit einer russischen Flagge posierte und versuchte, die Teilnehmenden zu provozieren, Bilder davon veröffentlichte sie ebenfalls in ihrem Telegram-Channel.

Rückzug von Instagram und Tiktok

Die Messaging-App Telegram ist für russische Blogger und Influencer mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine noch populärer geworden, unter anderem weil Instagram im März in Russland blockiert wurde. Diesen Schritt begründete die Medienaufsicht damit, dass auf Instagram Gewaltaufrufe gegen russische Bürger und Soldaten verbreitet würden. Yulia Sergeevna Prokhorova hat ihren Instagram- sowie ihren Tiktok-Account mittlerweile stillgelegt, obwohl sie von Deutschland aus darauf noch Zugriff hätte. Sie konzentriert alle ihre Aktivitäten nun auf Telegram und forderte alle Auslandsrussen auf, es ihr gleichzutun. (pez, 7.9.2022)