Bereits kommende Woche soll der angepasste Impfstoff in Österreich verabreicht werden. Vorerst kommen rund 750.000 Dosen vom angepassten Biontech/Pfizer-Vakzin und rund 290.000 von Moderna.

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Der Corona-Variantenimpfstoff ist im Anflug. Ende der Woche sollte er in Österreich ankommen, teilt das Gesundheitsministerium mit, vorbehaltlich etwaiger Verkehrsverzögerungen, die den Lkw verspäten könnten. Sobald die erste Impfstoffcharge abgenommen ist, soll das Vakzin an die Impfzentren verteilt werden. Planmäßig erfolgt die Auslieferung an die Bundesländer Mitte kommender Woche. Das bedeutet, frühestens Ende kommender Woche kann das an Omikron angepasste Vakzin verabreicht werden.

Konkret handelt es sich dabei um einen bivalenten Impfstoff, der vor zwei Varianten schützt. Ein Teil ist jenes Vakzin, das gegen die Wuhan-Variante schützt, der andere Teil ist an die BA.1-Variante angepasst. Studien haben gezeigt, dass dieser die neutralisierenden Antikörper um den Faktor 1,5 erhöht. In der Praxis bedeute dass, dass das angepasste Vakzin "um einen Tick besser neutralisiert", sagte Pharmakologe Markus Zeitlinger von der Med-Uni Wien dem STANDARD. Um wie viel besser man so vor Infektion geschützt ist, wird die Anwendung zeigen.

Hunderttausende Dosen

Mit der ersten Lieferung kommen rund 750.000 Impfdosen vom Biontech/Pfizer-Vakzin und rund 290.000 Stück vom angepassten Moderna-Impfstoff nach Österreich. Zugelassen sind diese für die Booster-Impfung. Für den Abschluss der Grundimmunisierung wird weiterhin der ursprüngliche Impfstoff verwendet. Sorgen, dass dieser Impfstoff womöglich abgelaufen sei, muss sich dabei niemand machen. Das vorläufige Mindesthaltbarkeitsdatum wird laufend überprüft und für eine längere Verwendung freigegeben. Das ist auch deshalb wichtig, weil nicht verwendeter Impfstoff dadurch weitergegeben werden kann.

Um den Impfstoff geht es auch beim informellen Treffen der EU-Gesundheitsminister am Mittwoch in Prag, an dem auch Johannes Rauch (Grüne) teilnimmt. Dort will er Impfstoffverträge nachverhandeln: "Es geht darum, mit den Herstellern mehr Flexibilität zu verhandeln." Ziel sei es, Impfstoffe nach Bedarf abzurufen, einen Teil für nächstes Jahr auf Herbst zu verschieben und Dosen auch weitergeben zu können.

Kein Impfstoffmangel

Ein Impfstoffmangel sei nicht zu erwarten, sagte Rauch. "Alle haben aktuell zu viel Impfstoff." In Österreich sind derzeit rund 17 Millionen Dosen vorrätig, es gibt 6,8 Millionen Teilgeimpfte. "Österreich hat bisher für 760 Millionen Euro Impfstoff beschafft", sagt Rauch. Dies müsse man jedoch in Relation zu den anderen Kosten in der Pandemie sehen: "3,4 Milliarden Euro für Testen und eine Woche Lockdown kostet eine Milliarde Euro."

Rauch will auch die Weitergabe von nicht benötigten Impfstoffen gemeinsam mit Hilfsorganisationen und der Austrian Development Agency (ADA) leichter gestalten. "Die Weitergabe von Dosen ist in den Verträgen strikt geregelt. Ich bemühe mich sehr darum, auch den globalen Süden im Auge zu haben."

Am gemeinsamen europäischen Beschaffungsvorgang will der Gesundheitsminister festhalten, "weil wir davon profitieren". Rauch: "Wir haben als kleines Land keine Chance, wenn es nicht gelingt, das europäisch zu akkordieren."

Affenpockenvakzin gemeinsam bestellen

In Prag soll auch die gemeinsame Beschaffung des Affenpocken-Impfstoffs besprochen werden, dies sei "am Rande ein Thema". Österreich habe aktuell etwas mehr als 4.000 Dosen, die bei präventiver Anwendung aufgeteilt werden könnten, daher sei der geschätzte weitere Bedarf von 30.000 Dosen "eine Höchstgrenze, eher weniger".

Zu den EU-Beratungen in Prag werde auch der ukrainische Amtskollege Wiktor Ljaschko zugeschaltet, sagte Rauch. In Teilen der Ukraine würden wegen des Krieges "Spitäler großteils nicht mehr funktionieren, man muss Wiederaufbaupläne entwickeln", so Rauch. Zweites Thema in diesem Zusammenhang sei die Durchimpfungsrate bei Kriegsvertriebenen, die generell schlecht sei, hier müsse man "nachziehen".

Rauch nimmt außerdem kommenden Montag an der 72. WHO-Regionaltagung in Tel Aviv teil. Ziel sei es, "Empfehlungen nach zwei Jahren Pandemie auszutauschen", so Rauch. Darüber hinaus werde er bilaterale Gespräche zur Pandemie und zur Digitalisierung des Gesundheitswesens führen. Die mit Israel angestrebte Impfstoff-Initiative von Sebastian Kurz (ÖVP) von 2021 sei aktuell nicht auf der Agenda, so der Gesundheitsminister. (kru, APA, 6.9.2022)