Die gemeinsamen Mahlzeiten, zu denen man sich als Familie zusammenfindet, bieten jede Menge Gelegenheit, eine schöne Zeit mit seinen Liebsten zu genießen – und zugleich oftmals nicht wenig Konfliktpotenzial.

Essen Ihre Kinder so?
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Vom Aufessen-Müssen und anderen Essenszwängen

Man selbst ist vielleicht noch mit Weisheiten darüber groß geworden, dass zwischen dem Leeren des Tellers und dem Wetter des Folgetages ein klarer Zusammenhang bestünde. Oder hat Sprüche wie "Mit vollem Mund spricht man nicht!" oder "Ellenbogen vom Tisch!" bei den gemeinsamen Mahlzeiten zu hören bekommen. Bei den eigenen Kindern ist man geneigt, bei manchem weniger streng zu sein, einiges anders zu machen – und das eine oder andere, unter dem man selbst gelitten hat, vielleicht nicht zu wiederholen.

Darüber, dass man mit Zwängen rund ums Aufessen oder einer Nötigung, auch ungeliebte Speisen restlos verzehren zu müssen, dem Nachwuchs nichts Gutes tut, herrscht heute für gewöhnlich mehr Einigkeit als anno dazumal. Schließlich können Kinder kaum ein richtiges Sättigungsgefühl entwickeln, wenn sie permanent dazu angehalten werden, deutliche Signale ihres Körpers zu ignorieren. Und verknüpft man Essen mit Zwängen, besteht die Gefahr, dass das Thema Essen schon früh negativ konnotiert und als wenig lustvoll erlebt wird.

Esskultur: Von Familie zu Familie verschieden

Doch auch abgesehen davon kann man sich bei Tisch so mancher elterlicher Herausforderung gegenübersehen. Das beginnt schon beim Auftakt des gemeinsamen Mahls, wenn zunächst keine kindliche Bereitschaft besteht, das Spiel zu unterbrechen und sich zu Tisch zu setzen. Ist diese Hürde genommen, stellt sich oftmals die Frage, ob sofort losgegessen werden darf oder gewartet werden muss, bis alle sitzen. Es setzt sich fort, wenn eine zum Schlürfen einladende Suppe aufgewartet wird, das Kind bei Tisch ein großes Mitteilungsbedürfnis hat oder den ständigen Drang, aufzuspringen.

Ist es in Ordnung, wenn schon zu Beginn des Essens große Mengen getrunken werden? Müssen alle sitzen bleiben, auch wenn man bereits fertiggegessen hat? Darf man den Suppenteller austrinken und das Messer abschlecken? Und gibt es eine Bedingung, um sich für den Erhalt eines Desserts zu qualifizieren – etwa die, genug von der Hauptspeise gegessen zu haben? Eins ist klar: Bei allem gesellschaftlichen Konsens sind Tischmanieren und Esskultur bis zu einem gewissen Grad etwas Individuelles, das von Familie zu Familie unterschiedlich streng gehandhabt wird.

Wie ist das bei Ihnen?

Welche Regeln rund ums Essen gelten in Ihrer Familie – und was sind Ihre Strategien, wenn diese nicht eingehalten werden? Wie gehen Sie damit um, wenn der Nachwuchs etwas Gesundes nicht essen oder nicht einmal kosten möchte? Und wie wichtig sind Ihnen welche Tischmanieren? Berichten Sie im Forum! (dahe, 7.9.2022)