Die Britin Nuha Ruby Ra ist eine der aufstrebenden Musikerinnen, die am Waves-Festival um Publikum buhlen, sie versucht es mit düsterem Pop.

Foto: Waves

Ende Sommer gehen in Wien die Wellen hoch, das Waves-Festival findet statt. Das ist ein Showcase-Festival, das auf große Bands verzichtet, dafür dem Publikum eine Menge von erst zu entdeckenden Acts bietet.

Das Waves-Festival hat seine Zentrale im Wuk; es beginnt am Donnerstag und endet am Samstag. Seine Wellen schwappen heuer auch an die Strände anderer Austragungsorte wie des Chelsea am Gürtel, Fania Live, Weberknecht, des Loft sowie in die in Wuk-Nähe befindlichen Lokale Clash, Café Weimar und Grand Café Alsergrund.

Das Waves war ursprünglich dem Austausch von Popmusik zwischen Ost und West verpflichtet, präsentierte Bands aus dem ehemaligen Ostblock mit solchen aus dem Westen, wiewohl der genannte Block damals schon gut 20 Jahre lang nicht mehr existiert hat – doch ein Gefälle herrscht ja bis heute.

Von dem Thema ist man ein wenig abgerückt, heuer gibt es zwar ein Gastland, aber das ist Kanada, das popmusikalisch auf Entwicklungshilfe aus Österreich eher nicht angewiesen ist.

Neben dem Musikprogramm findet flankierend die sogenannte Conference statt. Dort wird diskutiert, was das Waves als diskussionswürdig erachtet.

Sich Gedanken machen

Heuer trenden die Themen "Diversity" sowie "Micro Activism". In einem Interview beschreibt Festivalleiter Thomas Heher dies als "kleine Aktionen, die ein jeder in seinem direkten Einflussbereich setzen kann, um das Leben von anderen, insbesondere Menschen aus marginalisierten Gruppen, besser zu machen".

So könne man sich Gedanken darüber machen, was man wie formuliere. "Wenn ich zum Beispiel eine Aussage nicht als verletzend oder beleidigend befinde, ist sie es aber vielleicht für jemand anderen schon."

Nuha Ruby Ra

Unterstützung holt man sich dazu von einem eigenen Beirat, der jährlich neu besetzt werden soll. Damit soll wohl das grassierende Unwohlsein unter manchen Konzertbesuchern verhindert werden. Für den Fall, dass diesbezüglich doch erste Hilfe zu leisten ist, gibt es ein Awareness-Team, das vor Ort gegen jegliches Unrecht einschreitet.

Starmania und Song Contest

Derart sittlich gefestigt, geht es zuletzt noch um Musik. "Dieses Jahr wird es auch sehr viele Masterclasses geben", sagt Heher. Das neue Format, bei dem in Gruppen von maximal zehn Personen ein Thema abgehandelt wird, soll sich etwa TV-Talentshows widmen. Dabei spreche man darüber, "was die Teilnahme an Starmania oder dem Song Contest für eine Karriere bedeutet".

Neben dutzenden Liveacts, die auf Wiener Kleinbühnen auf Entdeckung seitens des geneigten Publikums hoffen, sind auch einige bekannte Acts zu erleben. Zum Beispiel Finley Quaye, der vor bald 20 Jahren mit gemütlich plätscherndem Reggae-Pop bekannt geworden ist. (Karl Fluch, 7.9.2022)