Wien – Vernunft, Stabilität, Österreich und Zusammenhalt: Mit großen weißen Buchstaben ziehen sich die Kernbotschaften über die Plakate des amtierenden Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen. Der eigentliche Wahlkampfauftakt wird erst am Freitag über die Bühne gehen, die Plakatkampagne wurde bereits am Dienstag vorgestellt.

Der Bundespräsident vor seinen Plakaten: Alexander Van der Bellen persönlich stellte am Dienstag seine Werbekampagne zum Start in den Wahlkampf um die Hofburg vor.
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Vier Sujets sollen das Amtsverständnis des Staatsoberhauptes wiedergeben und ihn als erfahrenen Staatsmann zeigen. Vieles an den Plakaten erinnert an den Wahlkampf im Jahr 2016, sie wurden auch im Wiener Palais Schönburg der Öffentlichkeit vorgestellt, wie vor sechs Jahren. Das erste Plakat zeigt Van der Bellen vor einem Bergpanorama im Tiroler Kaunertal: "Aus ganzem Herzen Österreich". Die Vermittlung von Heimatverbundenheit wurde schon 2016 in Van der Bellens Wahlkampf großgeschrieben. "Es ist wichtig, dass die Klimakrise nicht vergessen wird. Wir sollten unseren Nachkommen eine intakte Lebensgrundlage übergeben", erklärt Van der Bellen bei der Plakatvorstellung.

"Mit Österreich spielt man nicht"

Atmosphärisch ganz anders präsentiert sich das zweite Plakat in der Kampagne. Zu sehen ist Van der Bellen in einem dunklen Büro, bloß die Lampe am Schreibtisch leuchtet. Exemplarisch soll diese Szene den Amtsinhaber in Krisen zeigen, in denen er Ruhe bewahrt. "Vernunft und Stabilität in stürmischen Zeiten" verspricht der Amtsinhaber auf seinem Plakat. "Ich habe in den letzten sechs Jahren versucht, Ruhe in Krisen auszustrahlen und alle Aufgaben gewissenhaft zu bewältigen", betonte Van der Bellen vor den Journalistinnen und Journalisten.

Der Zusammenhalt in der Gesellschaft und in der Europäischen Union sei dabei laut Van der Bellen ebenso wichtig. Das ist auch die Botschaft des dritten Plakats, auf dem sich der Präsident mit einem Lehrling abbilden ließ. Für eine klare Aussage am letzten Plakat entschied sich das Team rund um den Bundespräsidenten: "Mit Österreich spielt man nicht". Damit will er den Ideen anderer Präsidentschaftskandidaten entgegnen, die einen Austritt aus der EU in den Raum stellen.

Kritik von Rosenkranz

Eine Gegenreaktion auf die Plakate ließ nicht lange auf sich warten. Der FPÖ-Spitzenkandidat Walter Rosenkranz zeigte sich erstaunt über die seiner Meinung nach leeren Versprechen: "Die Botschaften, die Van der Bellen hier transportiert, haben leider nichts mit ihm zu tun."

Damit sind wir bereits mitten im Wahlkampf, Rosenkranz hat seinen Auftakt ja bereits hinter sich. Das Versprechen von Stabilität und Zusammenhalt sei laut Rosenkranz jedenfalls zu bezweifeln. "Zusammenhalt gab es bei ihm immer nur dann, wenn es darum gegangen ist, die schwarz-grüne Regierung vor dem Aus zu retten", sagte der Präsidentschaftskandidat der FPÖ.

Ein anderer Kandidat von rechts startete am Dienstag mit einer aufwühlend angelegten Rede vor der Hofburg in Wien. Gerald Grosz verspricht in seinem Wahlprogramm vieles, nämlich die sofortige Entlassung der Bundesregierung, die Auflösung des Parlaments, die Ausrufung von Neuwahlen, den Austritt aus der EU und ein Ende der Russland-Sanktionen.

Grosz formulierte seine Kritik drastisch: "Die Regierung bringt das Land wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch um." Das Niveau des politischen Personals sei unterirdisch, nicht die Besten seien am Werk, "sondern die größten Pfosten".

Am Mittwoch steht fest, ob es weitere Anwärter geschafft haben, die notwendigen 6.000 Unterstützungserkärungen zu sammeln. (Max Stepan, 6.9.2022)