28. Minute: Der Schweizer Noah Okafor erzielte nach einem wunderbaren Dribbling das Führungstor für Salzburg.

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Der Ausgleich gelang den Italienern in der 40. Minute.

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Es war ein umkämpftes Duell auf Augenhöhe.

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Und am Ende ein Achtungserfolg für die Jaissle-Truppe.

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So schwierig die Anfänge auch waren, der FC Salzburg und die Champions League werden immer bessere Freunde. Das jüngste Exempel war am Dienstagabend ein 1:1 gegen AC Milan, bei dem Österreichs Fußballmeister seinem italienischen Pendant vor 29.520 Fans alles abverlangte.

Der Aufgalopp war versöhnlich, der Stadion-DJ machte dem packvollen Gästesektor mit einem Best of italienischer Hadern Freude. Von Rainhard Fendrich wurde es dann aber doch "I am from Austria" statt "Strada del Sole". Milans Trainer Stefano Pioli baute auf sein 4-2-3-1 mit Olivier Giroud als Sturmspitze, bei Salzburg übernahm Dijon Kameri in der Raute die Rolle des Zehners, der 18-Jährige ist bisher die Entdeckung der Saison. Innenverteidiger Maximilan Wöber verletzte sich beim Aufwärmen, Strahinja Pavlović sprang für ihn ein.

Nach 19 Sekunden raschelte es erstmals am Tornetz, Nicolas Capaldos Kopfball hatte sich zu spät gesenkt. 61 Sekunden: Capaldo schießt aus guter Position halbvolley daneben. 97 Sekunden: Giroud tanzt durch den Strafraum, wird fair gestoppt. Hin, her, hin, her, Champions League der unterhaltsameren Sorte. Richtig brenzlig wurde es erstmals nach acht Minuten: Pavlovic sprang von Giroud bedrängt am Ball vorbei, der französische Weltmeister fabrizierte nur ein Schüsschen.

Ebenbürtig

Die gnadenlos intensive Startviertelstunde bewies: Salzburg kann auch mit Italiens Meister mithalten; angesichts des Gezeigten eher: Italiens Meister kann gerade so mit Salzburg mithalten. Die Mailänder übernahmen das Kommando wenige Minuten, ehe die Partie erstmals ein Equilibrium erlebte.

Die Ausgeglichenheit platzte mit dem Klang von zigtausend Freudenschreien. Fernando eroberte einen verlorenen Ball zurück, setzte Noah Okafor ein. Der dribbelte Pierre Kalulu einen Knoten in die Beine, spielte sowohl dem umfallenden Verteidiger als auch Goalie Mike Maignan ein Gurkerl. 1:0 (28.).

So viel Pressetribünenpsychologie sei erlaubt: Jetzt war Milan grantig. Das änderte wenig, bis ein simpler Schnittstellenpass Salzburgs Gegenpressing völlig aushebelte. Ismaël Bennacer machte Meter, Oumar Solet ließ Rafael Leão zu früh ungedeckt, der leitete den Ball weiter auf Alexis Saelemaekers, und der Belgier vollendete den Konter zum 1:1 (40.). Solet verletzte sich in der Szene, Bernardo ersetzte ihn. Nach atemlosen 46 Minuten war Pause.

Die zweite Halbzeit bot mehr vom Selben. 53.: Okafor schummelt sich zwischen zwei Bewachern durch, sieht links Maurits Kjaergaard, dessen Stanglpass auf Fernando kommt optimal. Aber, aber: Der Brasilianer bugsierte den Ball über die Querlatte. Die Chance würde man auch im Amateurfußball als Hundertprozentige werten.

Keine Fadesse

In Salzburgs Strafraum wurde die Lage wegen eines stolpernden Verteidigers beinahe brenzlig, doch wie so oft putzte der im Zweikampf unüberwindbare Nicolas Seiwald aus. Dass hier die jüngste Mannschaft der Königsklasse kickte, war nicht augenscheinlich.

Es wurde nicht fad. Divock Origi lenkte Andreas Ulmers wuchtigen Freistoß über das Tor (61.), Maignan entschärfte Seiwalds Gewaltschuss (62.), Milans Joker Tommaso Pobega setzte einen Edelroller vorbei (64.). Der bis dahin auffällige, aber glücklose Fernando ließ sich angeschlagen auswechseln, mit Benjamin Šeško kam auch Rekordneuzugang Lucas Gourna-Douath.

Milan lancierte immer wieder Angriffe über den gefürchteten linken Flügel um Außendeckel Theo Hernández und Leão, doch der 20-jährige Rechtsverteidiger Amar Dedic bestand seine Prüfungen. Eine Viertelstunde vor Schluss schlichen sich bei Salzburg Ungenauigkeiten ein, die Arbeit gegen den Ball blieb jedoch bestechend.

Matchball

87. Minute, der Matchball: Hernandez' Fehlpass landet bei Šeško, der übersieht den in den Strafraum laufenden Kjaergaard, versucht es selbst und zirkelt das Kunstleder vorbei. 94. Minute, diesmal wirklich der Matchball: Leão nimmt aus 18 Metern das lange Eck ins Visier, der abgefälschte Schuss klatscht an die Stange und hüpft knapp am wartenden Hernandez vorbei. Abpfiff.

Kommenden Mittwoch trifft Salzburg in London auf Chelsea. Die Blues verloren die Auftaktpartie bei Dinamo Zagreb unerwartet 0:1, bei den Kroaten spielte Robert Ljubicic eine starke Partie. (Martin Schauhuber, 6.9.2022)

Fußball-Champions-League, Gruppe E – 1. Runde:

Red Bull Salzburg – AC Milan 1:1 (1:1)
Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 29.520 (ausverkauft), SR Jovanovic/SRB

Tore:
1:0 (28.) Okafor
1:1 (40.) Saelemaekers

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet (42. Bernardo), Pavlovic, Ulmer – Capaldo, Seiwald, Kameri (65. Gourna-Douath), Kjaergaard – Fernando (65. Sesko), Okafor (93. Adamu)

Milan: Maignan – Calabria (57. Dest), Kalulu, Tomori, Hernandez – Bennacer (57. Pobega), Tonali – Sealemaekers (80. Messias), De Ketelaere (70. Diaz), Leao – Giroud (57. Origi)

Gelbe Karten: Capaldo, Gourna-Douath bzw. Calabria, Tomori, Diaz, Origi