Der aus China stammende Annan Zuo war einer von 200 Teilnehmenden an der Linzer Festival University.

Foto: JKU

Unter der Klimakatastrophe leiden nicht nur die Menschen. Betroffen ist die gesamte Natur, auch Pflanzen und Tiere. Die Frage, wie die Auswirkungen des Klimawandels auch jenseits der menschlichen Gesellschaft gebremst werden können, ist ein Forschungsinteresse von Annan Zuo. Seine Perspektive ist dabei die der Architektur und des Städtebaus – Fächer, die er an der britischen University of Cambridge studiert.

Diesen Sommer verbringt der 1997 geborene, aus der chinesischen Provinz Jiangsu stammende Student allerdings in Linz. Er ist einer von 200 Studierenden aus 70 Ländern weltweit, die zur diesjährigen "Festival University" geladen wurden. Die von der Ars Electronica und der Johannes-Kepler-Universität (JKU) Linz veranstaltete Sommerschule, die vom Wissenschaftsministerium unterstützt wird, fand heuer zum zweiten Mal statt.

Posthumanistische Forschung

Zuo forscht an gebauten Umgebungen für eine posthumanistische Gesellschaft, die das Ganze der Natur in ihre Überlegungen miteinbezieht. "In einem Projekt beschäftige ich mich mit Landgegenden in Kioto, die unter Bevölkerungsrückgang leiden. Ich stelle mir die Frage, wie man Bauten, die von Menschen verlassen wurden, transformieren kann, um sie der Tier- und Pflanzenwelt zurückzugeben", schildert Zuo. Eine Basis dafür gibt das Denken der französischen Philosophen Gilles Deleuze und Félix Guattari.

Im Rahmen der Sommeruni bereiteten die Studierenden aus aller Welt Argumentationen für ein fiktives internationales Umweltgericht vor. Konfliktfelder der Zukunft – der Zugang zur Ressource Wasser, klimabedingte Migration, Akzeptanz von Atomkraft – wurden in den Debatten exemplarisch abgehandelt. Die Studierenden mussten dabei in verschiedene Rollen schlüpfen und etwa auch staatliche Positionen verteidigen. Der Perspektivenwechsel sorgte dabei für ein umfassenderes Verständnis der Problematik.

Zuo war dabei nicht Teil des Simulationsteams, das die Debatte austrägt, sondern einer der "Chronisten", die die Arbeit begleiten: "Wir stellen uns die Frage, wie ein multidisziplinäres und multikulturelles Team die vertrackten Probleme des Klimawandels, an denen die konventionellen Professionisten scheitern, gemeinsam und kreativ lösen kann." Am Ende soll eine wissenschaftliche Publikation stehen, die den Prozess abbildet.

Klarinettist und Sänger

In der Vermittlung architektonischen Denkens hat Zuo schon einige Erfahrung. Beispielsweise gestaltete er einen chinesischen Beitrag für die Biennale in Venedig, der die Philosophie hinter den typischen chinesischen Innenhöfen thematisierte.

Privat ist für den Masterstudenten, der nun auch an einer PhD-Bewerbung zur Multidisziplinarität in der Architektur arbeitet, die Musik ein wichtiger Faktor. Er spielt nicht nur Klarinette, sondern singt auch im "Show Choir" seiner Uni. Zuo: "Wir singen, tanzen und veranstalten viele Musiktheateraufführungen. Im Moment interessiere ich mich sehr für Musicals." (Alois Pumhösel, 16.10.2022)