Wer Teilzeit arbeitet, schade dem Sozialsystem, hieß es unlängst in einem STANDARD-Gastkommentar. Das ist ein Vorwurf, der vor allem an Frauen, insbesondere an Mütter gerichtet ist, denn sie sind es, die vorwiegend in Teilzeit arbeiten. Dazu kommt, dass Mütter sich häufig anhören müssen: "Du wirst noch bereuen, dass du nicht Vollzeit arbeitest, wenn du später in die Armut rutschst." Gleichzeitig bekommen Mütter die gegenteilige Botschaft zu hören: "Jetzt schon in Betreuung? Das Kind ist doch noch so klein!" oder "Du arbeitest zu viel!".

Solange die Gesellschaft nicht aufhört, Müttern zu sagen, was sie falsch machen, ist Teilzeit für viele der Weg, es allen ein bisschen recht zu machen.
Foto: imago images/Westend61/Josep Rovirosa

Wie man es macht, macht man es falsch. Frauen kennen das – und Mütter können wahrlich ein Lied davon singen. In der Debatte fällt besonders auf: Jene, die am lautesten rufen und am schnellsten urteilen, sind weit weg von der heutigen Realität junger Mütter und haben keine Vorstellung, welchen Druck die Gesellschaft auf sie ausübt.

Die meisten Mütter, das zeigen Umfragen, sehen sich nicht in die Teilzeit gezwungen – zumindest nicht aus Mangel an Betreuungsplätzen. Ihre Beweggründe dafür sind ganz individuell und vor allem: privat.

Überraschen dürfte es aber niemanden, dass Mütter sich für Teilzeit entscheiden. Sie ist der logische Kompromiss aus all den unerwünschten Bemerkungen. Solange die Gesellschaft nicht aufhört, Müttern zu sagen, was sie falsch machen, ist Teilzeit für viele der Weg, es allen ein bisschen recht zu machen. (Bernadette Redl, 10.9.2022)