Rund einen Monat vor dem für die Klärung vorgesehenen Gerichtstermin sucht Musk nach neuen Gründen, aus dem Twitter-Deal rauszukommen.

Foto: Reuters/Dado Ruvic

Ähnlich beharrlich, wie Musk vor einigen Monaten sein Vorhaben einer Twitter-Übernahme einfädelte, will der umstrittene Tech-Manager nun wieder aus selbigem aussteigen oder zumindest den Preis pro Aktie deutlich nach unten "korrigieren". Doch der Aufsichtsrat des Unternehmens denkt nicht daran, ihn sein 44 Milliarden Dollar schweres Übernahmeoffert einfach so zurückziehen zu lassen.

Bislang hatte Musk es mit dem Argument versucht, dass auf Twitter wesentlich mehr Bots unterwegs seien, als vom Unternehmen selbst behauptet, weswegen die Vereinbarung für nichtig erklären zu sei. Neben einer eigenen, von Statistikern schwer kritisierten, Schätzung hatte er dazu im August auch das Onlinetool "Bot-o-meter" bemüht.

Vor Gericht konnte er damit soweit aber keinen Durchbruch erzielen, vieles deutet darauf hin, dass Musk selbst schlicht bei seiner "due diligence" versagt hat, es also verabsäumt hatte, sich ob der kritisierten Situation vor der Übermittlung seines Angebots kundig zu machen. Die von ihm als viel zu niedrig kritisierte Angabe zu Botaktivitäten auf Twitter hatte das Unternehmen erst nach der Einigung veröffentlicht.

Ex-Sicherheitschef kritisierte Twitter

Jetzt hat der Tesla-Chef einen neuen Grund identifiziert, der ihm den Rückzieher ermöglichen soll, wie laut Bloomberg aus vor dem Wochenende bei Gericht eingereichten Dokumenten hervorgeht. Und der besteht in einer millionenschweren Abfindung an Peiter Zatko. Dieser war von 2020 bis Anfang des laufenden Jahres Security-Chef von Twitter und verlor seinen Posten nach dem erneuten Abtritt von Jack Dorsey.

Im Juli hatte er mit einem nichtöffentlichen Schreiben an das US-Justizministerium, die Börsenaufsicht SEC und die Handelsaufsicht FTC mangelhaftes Bewusstsein für und Umgang mit Sicherheit bei Twitter kritisiert. Öffentlich wurden die Anschuldigungen schließlich einen Monat später über einen Bericht der Washington Post. Musk hatte sich auch auf Zatkos Beschwerden gestützt, um den Vorwurf zu bekräftigen, dass Twitter nicht genügend Maßnahmen ergreife, um das Netzwerk vor nicht-gekennzeichneten, automatisierten Accounts zu schützen.

Abfindung laut Musk erst jetzt offen gelegt

Die aktuelle Beschwerde hat damit aber nicht direkt zu tun. Viel mehr geht es darum, dass Twitter an Zatko bei dessen Abgang rund 7,75 Millionen Dollar gezahlt hat. Das sei ihm aber erst durch Unterlagen kenntlich gemacht worden durch Unterlagen, die Twitter Anfang September vor Gericht deponiert hatte. Er beurteilt dies als einen Transparenzverstoß seitens der Konzernführung, der es ihm seiner Ansicht nach erlauben solle, die Übernahme abzublasen.

An sich sieht die Vereinbarung vor, dass Musk eine Pönale von einer Milliarde Dollar zahlen müsse, wenn die Übernahme bis zum 24. Oktober an ihm aus verschiedenen Gründen scheitert, etwa wenn er bis dahin die Finanzierung nicht gesichert hat. Eine Nachfrist ist aber möglich.

Für den 17. Oktober, also genau eine Woche davor, ist ein Gerichtstermin angesetzt. In diesem soll eine Klärung herbeigeführt werden. Musk hatte im Vorfeld versucht, diesen nach hinten verschieben zu lassen, was die zuständige Richterin jedoch abgelehnt hatte. (red, 11.9.22)