So sieht der Sperrbildschirm unter iOS 16 aus.

Foto: Apple

Nach der Ankündigung auf der Entwicklerkonferenz WWDC im Juni ist es nun so weit: iOS 16, also die neueste Version des iPhone-Betriebssystems, steht ab sofort zum Download bereit. Der Versionssprung bringt vor allem Neuerungen des Sperrbildschirms – und somit auch der Anzeige von Push-Benachrichtigungen – mit sich. Dabei bleibt es aber nicht. Stattdessen liefert Apple an einigen Stellen kleinere Neuerungen, die das alltägliche Leben vereinfachen, auch wenn sie einzeln betrachtet nicht zwangsweise für Bewunderung und Jubel sorgen dürften.

Das Wichtigste vorab: Der Download von iOS 16 und WatchOS 9 ist in Österreich ab dem 12. September, 19 Uhr, möglich. Voraussetzung ist ein iPhone 8 oder neuer, wobei manche Funktionen nur moderneren iPhone-Modellen vorbehalten sind. Grund dafür ist die benötigte Rechenleistung, zum Beispiel für die Texterkennung in Videos oder die Freistellung einzelner Objekte in Fotos. iPadOS 16 verzögert sich und erscheint frühestens im Oktober.

Vieles neu am Sperrbildschirm

Aber zurück zum Update selbst: Im Fokus steht der Sperrbildschirm, den Apple rundum überarbeitet hat. Ab sofort ist es möglich, diesen nicht nur mit Hintergrundbildern, sondern auch mit Widgets zu individualisieren. Zum Beispiel kann man sich aktuelle Termine und das Wetter anzeigen lassen. Oder aber die Regenwahrscheinlichkeit, den Batteriestatus oder den Wecker. Wie sich im Test des STANDARD zeigte, ist die Auswahl bisher noch stark eingeschränkt. Nur Apple-eigene Dienste stehen zur Verfügung. Man kann aber davon ausgehen, dass zahlreiche Entwickler eine Implementierung ihrer Services nachliefern werden.

So sieht es aus, wenn man den Sperrbildschirm unter iOS 16 individualisieren möchte.
Foto: Screenshot / Apple

Aber nicht nur das: Wer möchte, kann auch anpassen, in welcher Schriftart und Farbe die Uhrzeit zu sehen sein soll. Zur Wahl stehen acht Optionen, von schlicht bis verspielt, es sollte also für jeden etwas dabei sein. Neu ist auch, dass gleich mehrere unterschiedlich gestaltete Sperrbildschirme angelegt werden können. Eine Funktion, die mit der besseren Integration des "Fokus"-Modus einhergeht. Es ist nämlich möglich, jeweils einen Fokus mit einem Lockscreen zu verknüpfen – bei dessen Aktivierung zum Beispiel nur geschäftliche E-Mails und Anrufe zugestellt werden. Das soll ermöglichen, nach Feierabend auf einen "Freizeit-Modus" umzuschalten, damit man auch wirklich abschalten kann.

Die Idee ist interessant, und der Wechsel zwischen den ausgewählten Screens auch in der Praxis ziemlich intuitiv und einfach. Ob Kundinnen und Kunden die Funktion langfristig nutzen werden, bleibt abzuwarten.

Feinschliff statt Revolution

Rundum erneuert wurde auch die Anzeige von Push-Benachrichtigungen. Diese waren bisher in der Mitte des Bildschirms zu finden, mit iOS 16 werden sie an den unteren Displayrand verbannt, wo sie deutlich unauffälliger aufgelistet werden. Wischt man hier einmal nach oben, hat man die übliche Ansicht vor sich. Swipt man hingegen nach unten, verschwinden die Nachrichten komplett aus dem Bild. Das macht die Anzeige einerseits deutlich ästhetischer, andererseits kann man zum Beispiel E-Mails, um die man sich erst später kümmern möchte, fürs Erste ausblenden. Man wird also nicht im selben Maß mit Informationen überhäuft, wie dies bisher der Fall war. Eine kleine Veränderung, die im Alltag doch eine spürbare Wirkung hinterlässt, wie sich in der Praxis zeigt.

Man kann unterschiedlichen Lockscreens auch einzelne Fokusmodi zuordnen.
Foto: Screenshot / Apple

Um neue Features auch abseits des Sperrbildschirms zu finden, muss man genauer hinsehen. Dabei dürften diese zumindest einem Teil der iPhone-Userinnen das Leben erleichtern. Zum Beispiel ist es künftig möglich, via iMessage verschickte Nachrichten innerhalb von 15 Minuten nachträglich zu bearbeiten oder innerhalb von zwei Minuten zu löschen. Außerdem kann man Messages, auf die man erst später reagieren will, erneut als "ungelesen" markieren.

Die Fotos-App erlaubt nun, neben Text auch einzelne Objekte in Bildern zu markieren und zu kopieren. Heißt: Man kann zum Beispiel eine einzelne Person, das eigene Haustier oder eine Pflanze ausschneiden, kopieren und per Nachricht verschicken oder in anderen Apps einfügen. Im Test funktionierte dies erstaunlich akkurat, meistens wurde der gewünschte Bildteil erkannt und ausgeschnitten. In der Praxis könnte das zum Beispiel für die Illustration von Dokumenten sinnvoll sein, in denen nicht das gesamte Umfeld eines Fotomotivs zu sehen sein soll. Darüber hinaus kann das iPhone nun auch Text in Videos erkennen. Diesen kann man – genauso wie bei Fotos – markieren und an anderer Stelle einsetzen.

Fitness am iPhone

Erwähnenswert ist außerdem, dass verbundene Airpods in den Einstellungen als eigener Menüpunkt angezeigt werden. Von dort aus kann zum Beispiel die Geräuschkontrolle eingestellt werden, ein Passtest für Ohreinsätze durchgeführt oder die 3D-Audio-Funktion an die eigenen Ohren angepasst werden. Dies funktioniert mittels Scans der eigenen Ohren.

In den Einstellungen können allerlei Anpassungen an den Airpods vorgenommen werden.
Foto: Screenshot / Apple

Kleinere Neuerungen finden sich zudem bei Apple Maps. Ab sofort darf man bei der Routenführung mehrere Zwischenziele einstellen, wenn man zum Beispiel tanken muss oder beim Bäcker halten möchte. Außerdem sieht man die Kosten für öffentliche Verkehrsmittel.

Neu ist außerdem die Fitness-App für das iPhone, mit der man Schritte, verbrauchte Kalorien und zurückgelegte Kilometer nachverfolgen kann. Die App soll einem dabei helfen, die eigenen Fitnessziele zu verfolgen, indem man für das Erreichen bestimmter Ziele eine Auszeichnung erhält. Das Design dürfte manch einen an die Apple Watch erinnern.

Nicht alles zu Release

Mehrere Features, die Apple während der WWDC ankündigte, lassen länger auf sich warten. Zum Beispiel werden die sogenannten Live-Aktivitäten erst zu einem späteren Zeitpunkt nachgeliefert. Diese ermöglichen es, laufende Aktivitäten auf dem Sperrbildschirm mitzuverfolgen. Dabei kann es sich um ein Sportevent oder auch eine Essenslieferung handeln. Auch die Möglichkeit, iCloud-Fotoalben zu teilen, verzögert sich. Künftig sollen bis zu sechs Personen an einem Album mitwirken können, zum Beispiel um Familienfotos zu sammeln.

Foto: Screenshot / Apple

All das scheint in Wirklichkeit aber nebensächlich. Nach der Installation von iOS 16 merkt man rasch, dass sich der iPhone-Hersteller bei diesem Update auf den Sperrbildschirm des Smartphones konzentriert hat. Alle bemerkenswerten Neuerungen finden sich hier, alle weiteren Features wirken – mal abgesehen von der nachträglichen Bearbeitung von Nachrichten – eher wie nette Gimmicks.

Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass sich der Download von iOS 16 nicht lohnt. Allein aus Sicherheitsgründen sollte man das eigene Handy immer aktuell halten. Aber es ist gerade die Anpassung der Push-Benachrichtigungen, die die Bedienung im Alltag ein Stück weit angenehmer macht. Die optische Individualisierung des Sperrbildschirms ist dabei ein willkommenes Sahnehäubchen. (Mickey Manakas, 12.9.2022)