Insgesamt neun Listen treten am 25. September bei der Tiroler Landtagswahl an. Drei davon wird keine realistische Chance auf Einzug in den Landtag eingeräumt.

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Innsbruck – "Wir geben keine großen Versprechen ab", sagt Pia Tomedi, Spitzenkandidatin der Tiroler KPÖ. Sie führt ihre Partei in zwei Bezirken – Innsbruck und Innsbruck-Land – in die Wahl am 25. September. Für ein Antreten in allen Bezirken sei die Vorlaufzeit zu gering gewesen. Der vorgezogene Wahltermin habe sie überrascht: "Wir bauen gerade unsere Strukturen neu auf und wissen, dass ein Einzug in den Landtag unrealistisch ist."

Das Sammeln der Unterstützungserklärungen sei gerade im ländlichen Tirol für die KPÖ nicht einfach, sagt Tomedi: "In vielen kleinen Gemeinden muss der Bürgermeister die Erklärung gegenzeichnen, und dort tun sich die Menschen oft schwerer damit, sich als Kommunisten zu outen."

KPÖ als Denkzettel für Regierung

Tomedi sieht das Projekt KPÖ Tirol als ein langfristiges. Ihr Wahlslogan lautet, der Regierung einen Denkzettel zu verpassen, indem man sein Kreuzerl bei der KPÖ macht. Die kurzfristige Aufmerksamkeit des Wahlkampfs will sie nutzen, um die KPÖ zu etablieren. Für die Arbeit nach der Wahl wurde eigens eine "Sozialsprechstunde" nach Grazer Vorbild eingerichtet. "Wir sind einfach und direkt per Handy erreichbar, kein soziales Anliegen ist zu klein, wir helfen gerne und unbürokratisch", erklärt Tomedi die Idee. Die steirischen KPÖ-Kolleginnen um die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr dienen als Vorbild und waren auch schon zur Wahlkampfunterstützung vor Ort.

Die Tiroler SPÖ hat allerdings weniger Freude mit dem Antreten der KPÖ. Denn die könnte sie gerade in den beiden wichtigen, weil bevölkerungsreichen Bezirken dringend benötigte Stimmen kosten.

MFG und ihre Abspaltung

Konkurrenz durch zwei Kleinparteien aus dem Dunstkreis der Corona-Maßnahmen-Gegner bekommt auch die FPÖ. Die bereits bekannte MFG will an ihren Erfolg bei der Tiroler Gemeinderatswahl vom Februar, wo sie in 47 Kommunen den Einzug schaffte, anknüpfen. Sie tritt diesmal landesweit an, aber in keiner Umfrage wurden ihr bisher Chancen auf einen Einzug attestiert. Aus Sicht der FPÖ ist "jede Stimme für die MFG eine verlorene", wie sie ihre Fans warnt.

Die Protestbewegung kämpft in Tirol neben inhaltlicher Leere abseits des Corona-Themas vor allem mit sich selbst. Gleich nach der Gemeinderatswahl begann der interne Zerfallsprozess. Man verstrickte sich in Streitereien um Posten und Funktionen. Als Spitzenkandidatin fungiert Elfriede Hörtnagl-Zofall, eine Anwältin.

Als neunte Liste schaffte es die MFG-Abspaltung "Mach mit" auf den Wahlzettel. Sie kandidiert allerdings nur im Bezirk Innsbruck-Land. Als Initiatorin gilt die ehemalige Schriftführerin der Tiroler MFG, Angelika Berloffa. "Mach mit" richte sich "an alle Politikverdrossenen, die in den letzten zwei Jahren ihren Weg zur Selbstbestimmung eingeschlagen haben". (Steffen Arora, Laurin Lorenz, 13.9.2022)