Aitana Sánchez-Gijón (links) als Beatriz und Cumelén Sanz als Sofía in "La jefa – Die Chefin".

Foto: Netflix

Eine übermäßig leidenschaftliche Hingabe an den Job kann gefährlich sein, so viel ist bekannt. Das frisst die Lebenszeit, kann krankmachen, ins Burnout führen – oder zumindest in eine große Enttäuschung, wenn einen der Job nicht zurückliebt. All das ist permanent Thema in allen Diskussionen zur neuen Arbeitswelt und zur aktuellen Verweigerung vieler, sich einer Vollzeitliebesbeziehung mit dem Job auszuliefern.

Sofía ist keine, die sich abgrenzt und eine berufliche Schonhaltung einnehmen will. Im Gegenteil: Sie will Karriere machen und aufsteigen. Der Blick auf ihre ausgelatschten Ballerinas im Raum neben lauter tollen High Heels lässt schon klar erkennen, was Sofía ändern will.

Die Eigentümerin und Chefin eines offenbar riesigen Brautmodeimperiums erkennt das und fängt die junge Frau in ihrem Spinnennetz. Sie soll ihr ganz gehören. Endlich hat Sofía das Gefühl, mitspielen zu können, auch bedeutend zu sein, Steuernde statt Gesteuerte zu sein. Schnell ist dann Schluss mit dem schönen Privatleben. Sofía wird ihrem Boss, der krass das Klischee erfolgreicher Frauen verkörpert – also zwar reich, aber ohne echte Beziehung, ohne Familie und Liebe –, schon ein wenig ähnlicher. Sie liebt das Spinnennetz ihrer Chefin. Grenzen werden überschritten.

Netflix España

Dann soll die schöne Sofía auch noch ein Kind austragen für die Chefin, die sämtliche privaten Chancen verpasst hat. Selbst da gibt es kein Nein, die Verführungen sind nun einmal zu groß. Das nimmt kein gutes Ende, lässt sich an dieser Stelle des spanischen Netflix-Produktes schon ahnen – und der Showdown des Thrillers beginnt. Da kommen dann nicht alle mit dem Leben davon. (Karin Bauer, 15.9.2022)