Noah Okafor bleibt in der Champions League Salzburgs Lebensversicherung.

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London – Graham Potters Ära als Chelsea-Trainer hat aus Salzburger Sicht erfreulich schlecht begonnen. Österreichs Meister knöpfte den Blues ein durchaus dankbares 1:1 an der Stamford Bridge ab.

Dabei hatte sich Salzburgs Lazarett noch vor Anpfiff vergrößert, Fernando fiel mit Oberschenkelproblemen kurzfristig aus und wurde durch Benjamin Šeško ersetzt. "Wir werden leiden müssen", hatte Matthias Jaissle angekündigt. So hatte er es wohl nicht gemeint. Immerhin wurde Luka Sucic rechtzeitig fit, Dijon Kameri erlebte die Trauerminute für die Queen deshalb von der Bank.

Anstoß. Salzburg wollte am gegnerischen Sechzehner kratzen und beißen, musste den Lebensmittelpunkt aber recht flott in die eigene Hälfte verlagern. Chelseas Kicker demonstrierten mit flüssigen Kombinationen ihre Qualität. Pierre-Emerick Aubameyang schloss im Strafraum zweimal unpräzise ab, Kai Havertz’ wuchtiger Kopfball landete an Šeškos Schläfe (11.).

Keine Rücksicht auf Masken.
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Salzburgs Ballgewinne waren selten, Gegenangriffe noch seltener. Chelsea spielte permanentes Powerplay, ließ Ball und Gegner sogar im Strafraum laufen. Erholung verschaffte zwischendurch nur das kaputte Headset des Schiedsrichterteams, der IT-Support brachte zur Reparatur einige Minuten.

Knappe Sachen

Die Bullen verteidigten immer wieder auf den letzten Drücker, so auch Strahinja Pavlovic mit einer Not-Grätsche gegen Aubameyang (23.). Reece James vergeigte den Stanglpass auf Raheem Sterling (29.). Dedic vergaß erst auf Sterling, blockte aber noch dessen Schuss (38.). Mason Mount jagte die Kugel vom Sechzehner vorbei (39.). Šeško prüfte Kepa mit einem Schuss aus der Drehung (41.).

Moment, Šeško? Ein Salzburger? Ja, die erste Halbzeit hatte doch noch eine Offensivaktion der Gäste erlebt. Das war es dann auch. Der verletzte Maximilian Wöber wünschte sich in der Pause "verlängerte Atempausen".

Naja. Minute 48: Bernardo rutscht ein Querpass durch, Sterling hat im Strafraum mal wieder zu viel Platz, diesmal schlenzt er das Kunstleder ins lange Eck. Preisklasse "unhaltbar". Chelsea machte fröhlich weiter, auf der anderen Seite hatte Šeško seinen zweiten Auftritt, traf aber nicht einmal das Außennetz.

Oje, der schlägt ein: Lucas Gourna-Douath (Mitte) sieht schon, was Raheem Sterling hier fabriziert.
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Immerhin wurden Salzburgs Ballbesitzphäschen länger, kürzer wäre auch nicht möglich gewesen. Zwingendes suchte man vergeblich, aber auch die Blues kamen kaum mehr gefährlich vors Tor.

Minute 73: Kameri flankt perfekt, Noah Okafor köpfelt zu mittig. Statt des Lucky Punchs ein müder Statistikeintrag. Die Gastgeber blieben trotzdem im Verwaltungsmodus – und wurden bestraft. Gourna-Douath setzte sich im Mittelfeld durch, schickte Junior Adamu auf die Reise, in der Mitte wählte Okafor den idealen Laufweg. Adamu spielte quer, der Schweizer vollendete wie schon beim 1:1 gegen Milan (75.).

Okafor mit seiner Art, den mitgeflogenen Fans zu danken.
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Und plötzlich hatte es Chelsea wieder eilig, Pavlovic säbelte den durchbrechenden Ruben Loftus-Cheek Zentimeter vor dem Strafraum um. Den Freistoß legte Marc Cucurella für James auf, der litt unter Zielwassermangel. Das galt für die Blues im Allgemeinen, von den ersten zwölf Schüssen landete nur einer zwischen den Stangen. Der 13. Abschluss hätte gesessen, Goalie Philipp Köhn rettete gegen Joker Hakim Ziyech in extremis.

Hektik

Es wurden spannende Schlussminuten. Ziyechs Kopfball aus spitzem Winkel landete in Köhns Händen, in der Nachspielzeit sauste eine Flanke nach der anderen in Salzburgs Strafraum. Broja jagte die Kugel aus zehn Metern volley drüber (92.). Ziyech vollierte auch nicht besser, mit hohem Puls rettete sich Salzburg über die Zeit. Im zweiten Spiel der Gruppe schlug Milan Dinamo Zagreb 3:1. Am 5. Oktober gastieren die Kroaten in Salzburg. (Martin Schauhuber, 14.9.2022)

Champions-League, Gruppe E – 2. Runde:
Chelsea FC – Red Bull Salzburg 1:1 (0:0)
London, Stamford Bridge, 38.818, SR Kruzliak (SVK)

Tore:
1:0 (48.) Sterling
1:1 (75.) Okafor

Chelsea: Kepa – James, Thiago Silva, Azpilicueta (81. Ziyech), Cucurella – Jorginho, Kovacic (81. Gallagher) – Mount, Havertz (66. Loftus-Cheek), Sterling (84. Pulisic) – Aubameyang (66. Broja)

Salzburg: Köhn – Dedic, Pavlovic, Bernardo, Ulmer – Capaldo, Seiwald, Sucic (70. Kameri), Kjaergaard (46. Gourna-Douath) – Sesko (70. Adamu), Okafor (85. Koita)

Gelbe Karten: James bzw. Pavlovic, Ulmer, Adamu, Capaldo