Die Wiener Musikerin Sophia Blenda hat soeben ihr Debütalbum herausgebracht. Ihre Wohnung in der Mariahilfer Straße hat sie bekommen, weil sie beim Besichtigungstermin pünktlich und ausgeschlafen war.

"Das ist das wahrscheinlich wichtigste Eck, das Herzstück meiner Wohnung. Hier auf dem E-Piano habe ich mein erstes Soloalbum Die neue Heiterkeit geschrieben und komponiert. Auf dem Piano steht ein urschöner Yamaha-Verstärker, daneben ein paar Gitarren, die zum Teil mir und zum Teil meinem Partner Johannes Blindhofer gehören, er ist Gitarrist bei Culk. Die Gitarre nutze ich eher zum Spielen, weniger zum Komponieren. Zum Komponieren ist der Laptop mittlerweile viel wichtiger.

Sophia Blenda im wichtigsten Bereich ihrer Wohnung, wo sie ihr Album geschrieben hat.
Foto: Lisi Specht

Die Fototafel über dem Piano habe ich auf der Straße gefunden, neben dem Theater in der Josefstadt. Auf der Rückseite steht die Auflösung: ein Bühnenbild aus Goethes Stück Torquato Tasso, das in den Sechzigerjahren im Akademietheater aufgeführt wurde. Mich spricht die Schwarz-Weiß-Ästhetik sehr an, zugleich aber auch die schöne, surreale Architektur, die Mischung aus verschwommenem Traum und klaren Kanten. Passt irgendwie zu mir. Während ich texte und komponiere, tauche ich in dieses Bild ein, verliere mich darin.

In meinen Stücken geht es oft um zwischenmenschliche Aspekte, die aber auch eine politische Komponente haben: Angst, Gewalt, Machtgefüge, Ungerechtigkeit, Feminismus, Schwesternschaft, alter weißer Mann im Anzug. Mit einem Wort: Die neue Heiterkeit. All das bin ich.

"Ich bin hauptsächlich für die Pflanzen, Poster und Bilder zuständig", sagt Sophia Blenda über ihre Wohnung an der Mariahilfer Straße.
Fotos: Lisi Specht

Wenn ich komponiere, dann ist das eine Mischung aus Spielen, Texten, Dichten, Singen, Arbeiten auf dem Laptop, und immer und überall habe ich mein Notizbuch mit dabei, wo ich sofort niederschreibe, was mir an Gedanken in den Sinn kommt. Früher habe ich in meinem Kinderzimmer Musik gemacht, schon seit meinem achten Lebensjahr, als ich meinen ersten CD-Player bekommen hab. Jetzt mache ich Musik im Schlafzimmer. Das ist doch ein Upgrade! Gemeinsam mit Johannes wohne ich in der Mariahilfer Straße, es ist zwar eine superstressige Straße, und ich verbinde nicht wirklich ein Zuhausegefühl damit, aber sobald man das Haustor durchschritten und den Innenhof betreten hat, macht sich eine Ruhe breit, und plötzlich ist man ganz woanders, kilometerweit von der Mariahilfer Straße entfernt.

Der Innenhof ist gepflastert, es gibt einen schönen Baum, im Lockdown habe ich mich zum Lesen oft hinuntergesetzt, man fühlt sich hier einfach wohl. Damit das auch für die anderen so bleibt, habe ich es mir angeeignet, immer bei geschlossenen Fenstern zu arbeiten. Außerdem will ich beim Liederschreiben nicht gehört werden.

Unsere Wohnung liegt an diesem schönen Hof, der in Berlin wahrscheinlich etwas bunter und lebendiger wäre, und hat rund 65 Quadratmeter. Gefunden haben wir sie übers Internet. Es gab zwar viele Interessierte beim Besichtigungstermin, aber unser großes Glück war, dass der Termin um 7.30 Uhr in der Früh war. Wir waren die einzig Pünktlichen, alle anderen haben vom Fortgehen am Vorabend noch ein bissl fertig und übernachtig ausgeschaut. Die Maklerin wirkte unfassbar streng, und da haben wir wohl den besten und seriösesten Eindruck hinterlassen.

Die schönsten Möbel stammen von ihrem Partner Johannes.
Fotos: Lisi Specht

Was das Wohnen betrifft: Ich bin zwar ausgebildete Grafikerin und mache beruflich auch heute noch viel Grafik, aber mein ästhetisches Bewusstsein, so scheint es, bezieht sich eher auf das Zweidimensionale. Die schönsten Möbel stammen von Johannes. Ich bin hauptsächlich für die Pflanzen, Poster und Bilder zuständig. Das meiste habe ich selbst gemalt oder gestaltet. Ich würde sagen: Wir wohnen in einer Mischung aus Vintage und Ikea. Das eine gefällt uns, das andere ist praktisch und leistbar. Und sonst haben wir allerhand Dinge, die uns einfach zufliegen.

Wenn ich mir etwas wünschen darf: Ich hätte gern einen Garten und ein eigenes Atelier, am liebsten natürlich in Wien. Für manche klingt das vielleicht machbar und realistisch, aber für junge Leute, die hautnah miterleben, wie unbezahlbar Wohnen geworden ist, klingt so ein Wunsch leider utopisch. Ich würde mir jedenfalls wünschen, dass das Thema Wohnen nicht zum Luxusgut wird." (Wojciech Czaja, 16.9.2022)