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Chouinard machte Patagonia zu einem Weltkonzern.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/BEN GABBE

Yvon Chouinard wollte eigentlich nie Geschäftsmann sein. Schon als jungen Mann zog es ihn hinaus in die Natur, etwa zum Angeln an den Fluss, zum Surfen ans Meer oder zum Klettern auf die Berge – genauer gesagt auf senkrechte Felswände im Yosemite-Nationalpark in den USA, bei denen einem für gewöhnlich schon beim Hinschauen mulmig wird.

Von seinem aus Québec stammenden Vater erbte Chouinard jedoch zugleich eine Begabung fürs Handwerk. Er brachte sich selbst das Schmieden bei, stellte für sich und seine Freunde eigene Outdoor-Ausrüstung her, gründete eine Versandfirma und einige Jahre später die Outdoor-Bekleidungsfirma Patagonia.

Das Richtige tun

Chouinards Gedanke: genug Geld verdienen, um "das Richtige" zu tun und "das System" zu verändern. "Das Richtige" bedeute für ihn, Produkte herzustellen, die nachhaltiger und langlebiger sind. "Das System" sei ein Kapitalismus, der natürliche Rohstoffe ausbeute und eine Wegwerfgesellschaft befeuere.

Das mit dem Geldverdienen ist bisher jedenfalls gut gelaufen: Patagonia hat heute einen Wert von etwa drei Milliarden Dollar. Ein Vermögen, das der mittlerweile 83-Jährige – getreu seiner aktivistischen Ader – nun gemeinnützigen Stiftungen im Kampf gegen die Umwelt- und Klimazerstörung übertragen will, wie er kürzlich verkündete.

Geschäft machen und Erde retten

Denn Aktivismus und Unternehmertum, Geschäfte machen und die Erde retten lassen sich, so glaubt Chouinard, bestens miteinander vereinbaren. So wetterte er mit seinem Unternehmen gegen die Ernennung von US-Präsident Donald Trump, spendete an Umwelt-NGOs, trat gegen Ölkonzerne auf und wies Menschen an, weniger Kleidung zu kaufen.

"Die Frage ist nicht, ob du dieses Produkt haben willst, sondern ob du es brauchst", sagt Chouinard – und treibt damit paradoxerweise den Verkauf von Patagonia-Kleidung und den CO2-Ausstoß des Unternehmens in die Höhe.

So wenig Schaden wie möglich

Denn am Ende fliegt auch ein Baumwollhemd von Patagonia um die halbe Welt, bevor es in einem Geschäft in Europa oder den USA landet. Das sei, "vorsichtig gesagt, eine idiotische Verschwendung von Ressourcen", schreibt auch Chouinard selbst.

Wirklich nachhaltig könne am Ende kein Unternehmen sein, sagte der US-Amerikaner in einem Interview. Man könne lediglich versuchen, so wenig Schaden wie möglich anzurichten. Das sei wie beim Bergsteigen: ein niemals endender Weg. (Jakob Pallinger, 15.9.2022)