Richy Müller (Thorsten Lannert), Felix Klare (Sebastian Bootz) und Tatjana Nekrasov (Laura Rensing) im neuen "Tatort" aus Stuttgart.

Foto: ORF/ARD/SWR/Benoît Linder

Manche Fernsehkrimis kommen mit voller Actionladung daher, mit Szenen offener Gewalt und Verfolgungsjagden. Andere verzichten auf derlei Inszenierungen und bauen die Spannung stattdessen Szene für Szene auf, nach dem Prinzip der Schlinge, die sich um den Hals des Übeltäters langsam zuzieht.

Ein solcher Film ist der am Sonntag in ORF 2 und ARD ausgestrahlte Tatort – Der Mörder in mir, in dem die Stuttgarter Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) einem fahrerflüchtigen Lenker auf der Spur sind – und dabei den ganzen zweifelhaften Charme der Carry-on-Mentalität gut situierter Leistungsträger zu spüren bekommen.

Denn der Anwalt und Familienmensch Ben Dellien (Nicholas Ranke) fährt weiter, als nachts auf einer kurvigen Straße im Wald etwas gegen seinen SUV rummst. Auch als er hört, dass er einen Obdachlosen schwerverletzt im Straßengraben liegen gelassen hat – der Mann starb Stunden später vor Ort –, ist sein Vertuschungswille stärker, als es seine moralischen Bedenken sind.

Dann jedoch kommt in ihm und seiner Frau (Christina Hecke) das Misstrauen hoch. Hat die Car-Wash-Mitarbeiterin Laura Rensing (Tatiana Nekrasov), die den Wagen am Tag nach der Kollision gesäubert hat, etwas gemerkt? Beim Fragen bleibt es nicht, Beweismittelzerstörung und Bestechung brechen sich in der saturierten Einfamilienhausidylle Bahn.

Am Ende ist der Anwalt trotzdem auf das Schweigen einer einzigen Zeugin angewiesen. Wird auch sie beim Verschleiern mitmachen? Auf die Antwort kann man in diesem spannenden Krimi gespannt sein. (Irene Brickner, 18.9.2022)