Im Training saßen Katharina (links) und Magdalena Lobnig schon des Öfteren in einem Boot. Doch jetzt wird es ernst.

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Für Magdalena Lobnig hat der Doppelzweier großen Reiz.

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"Ich bin sehr nervös", sagt Magdalena Lobnig, "und sie ist es auch." Sie, das ist ihre um zwei Jahre ältere Schwester Katharina, mit der Magdalena (32) sich bei der Ruder-WM ab Sonntag in Račice, Tschechien, so richtig ins Zeug legen will. Lobnig ist das Aushängeschild der österreichischen Flotte, seit einem Jahrzehnt hat sie im Alleingang für herausragende Erfolge gesorgt. Dem U23-Titel bei der Junioren-WM folgten Gold und dreimal Silber bei Europameisterschaften, zweimal WM-Bronze sowie im Vorjahr die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio.

Damit erfüllte sich die Kärntnerin einen Lebenstraum, und es ist kein Wunder, dass sie nun Abwechslung sucht. Zehn Jahre lang war sie auf sich allein gestellt, das hatte Vorteile, brachte aber auch eine gewisse Monotonie mit sich. "Im Einer konnte ich immer machen, was ich wollte, ohne Rücksicht auf Verluste", sagt Magdalena und meint Trainingseinheiten wie auch Regattarennen, die sie nach Gutdünken und Gefühl anlegen konnte, ohne auf irgendjemanden Rücksicht zu nehmen.

Mit Sprüngen ins kalte Wasser tun sich Ruderinnen generell schwer, doch der Umstieg vom Einer in den Doppelzweier ist groß genug. Die Lobnig-Schwestern haben nur eine gewisse Ahnung, wo sie im internationalen Vergleich stehen. Diese Ahnung kommt von gemeinsamen Trainings mit dem dänischen Team auf dem Völkermarkter Stausee, sie kommt natürlich auch aus der Erfahrung, die Magdalena mitbringt. Die letzten Einheiten, bevor am Freitag die Abreise nach Tschechien erfolgte, seien "wirklich nicht schlecht" gewesen, sagt sie. Und das könne schon etwas werden, sagt sie auch. Erklärtes Ziel der Schwestern ist das WM-Semifinale, allerdings sei die Konkurrenz gerade im Doppelzweier "brutal", brutal im Sinne von groß.

Größeres Boot, flotteres Boot

Vor exakt zehn Jahren saß Magdalena Lobnig zum letzten Mal bei einem Großevent in einem großen Boot, das war damals sogar ein Doppelvierer, und Katharina war auch mit von der Partie. Gemeinsam mit Lisa Farthofer und Michaela Taupe-Traer, der Frau von Lobnigs langjährigem Trainer Kurt Traer, schaute bei der EM in Varese immerhin Rang fünf heraus, zehn Sekunden fehlten auf Bronze.

Je größer das Boot, umso größer der Speed. Auch das ist eine Tatsache, die Magdalena Lobnig nun wieder reizt. Der Doppelzweier der Frauen legt die zwei Kilometer lange Strecke üblicherweise gut eine halbe Minute schneller zurück als der Einer, bei dem die Weltbestzeit bei 7:07 Minuten liegt, seit die Bulgarin Rumjana Nejkowa im Finale der WM 2002 bei Sevilla triumphierte. Den schnellsten Doppelzweier bis dato brachten die Australierinnen Olympia Aldersey und Sally Kahoe nach 6:37 Minuten ins Ziel ihres Halbfinales bei der WM 2014 bei Amsterdam.

Die höhere Bootsgeschwindigkeit bedeute, sagt Lobnig, dass man "die Umkehren noch besser fahren" müsse. Die Umkehren, das sind jene Momente, in denen das Blatt vorn ins Wasser hineingeht und hinten aus dem Wasser hinaus. Entscheidende Momente. Lobnig: "Den Umkehrpunkt vorn musst du genau erwischen. So erwischst du das Wasser richtig und kannst mehr laden."

Bugfrau und Schlagfrau

Die Technik spielt klarerweise auch im Einer eine große Rolle, Lobnig erhofft sich quasi Aufschlüsse. Schließlich wird sie beizeiten, 2023, wieder zurückübersiedeln. Ziel sind und bleiben die Olympischen Spiele 2024, da sind die Chancen im Einer am größten. Lobnig träumt davon, ihren Erfolg von Tokio zu wiederholen, wo sie sich im Vorjahr im Olympiafinale allein der Neuseeländerin Emma Twigg und der Russin Hanna Prakatsen geschlagen geben musste und Österreich die erste olympische Rudermedaille seit 1992 bescherte, als Arnold Jonke und Christoph Zerbst im Doppelzweier zu Silber gerudert waren. Auch Katharina, die Polizistin ist, träumt von Paris 2024, in welcher Bootsklasse auch immer.

Bei der WM in Račice, sagen die Lobnigs, stehe "der Spaß im Vordergrund". In kleineren Regatten, darunter fallen auch Staatsmeisterschaften, sind sie immer wieder hintereinander in einem Boot gesessen. Meistens sitzt Katharina im Bug, und Magdalena gibt den Schlag an. Im Training haben sie auch schon Platz getauscht. "Doch da hatte ich das Gefühl", sagt Magdalena, "dass ich nicht die maximale Kraft reinhauen kann." Sie lobt ihre Schwester für deren Einsatz in der Vorbereitung. "Kathi war nie besser drauf als jetzt", sagt sie, "und ich bin auch nicht wirklich schlecht drauf."

Österreich ist bei der WM mit insgesamt neun Booten vertreten. Allein das sei "bereits ein Erfolg", sagt Nationaltrainer Robert Sens. Er will in Tschechien "herausfiltern, für welche Bootsklassen eine Qualifikation für die Olympischen Spiele realistisch ist". (Fritz Neumann, 17.9.2022)