Während in den Festzelten die Stimmung ausgelassen ist ...

Foto: REUTERS / MICHAELA REHLE

... sitzt man draußen im Regen.

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München – "Ozapft is!": In München hat nach zwei Jahren Corona-Zwangspause das Oktoberfest begonnen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zapfte am Samstag das erste Fass Bier mit drei Schlägen an – die Jahre zuvor hatte er nur zwei gebraucht. Die erste Maß reichte Reiter dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der traditionell in der Anzapfboxe dabei ist. Böllerschüsse verkündeten den Start des 187. Oktoberfestes, Reiter und Söder stießen auf eine friedliche Wiesn an.

"Feeling wie früher"

Schon im Morgengrauen hatten Tausende Besucher in der Kälte und im Nieselregen vor der Festwiese ausgeharrt und "vorgeglüht". Als das Gelände öffnete, stürmten die Massen in Richtung Bierzelte. "Es ist das Feeling wie früher", sagte Helga Geier, die gebrannte Mandeln verkauft. Auch wenn ohne Auflagen gefeiert werden kann – die Corona-Gefahr ist nicht gebannt. Die Behörden mahnten Besucher, bei Erkältungssymptomen einen Test zu machen und zum Schutz anderer nicht krank zum Fest zu kommen. Mediziner rechnen nach der Wiesn – wie nach anderen Volksfesten – mit einer Corona-Welle.

Erwartet steigende Corona-Zahlen – hat aber dennoch Durst: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
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Der deutsche Gesundheitsminister Karl-Lauterbach rief zum Auftakt des Oktoberfestes zur Vorsicht auf. Dass das Riesenvolksfest wieder stattfinde, sei vertretbar. "Die Impfbereitschaft, das Verständnis für die Maßnahmen, die Vorsicht der Bevölkerung machen es möglich." Ministerpräsident Söder hingegen erwartet einen Anstieg bei den Infektionen, allerdings keine Überlastung in den Kliniken. Sein Motto: "Schützen ja, absperren nein."

Wohl größtes Volksfest der Welt

Sechs Millionen Besucher kamen vor der Pandemie regelmäßig zum wohl größten Volksfest der Welt. Ob der Andrang auch dieses Jahr so groß sein wird wie früher, ist offen. Manche rechnen mit mehr Gästen – andere eher mit weniger. Bedenken wegen Corona, aber auch Geldsorgen könnten der Grund sein. Allein der Preis für die Maß Bier stieg seit 2019 um knapp 16 Prozent. Die Maß kostet nun zwischen 12,60 Euro und 13,80 Euro.

Sie sehen flüssiges Gold im Wert von rund 100 Euro.
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Rund 600 Polizistinnen und Polizisten sorgen während der zwei Festwochen für Sicherheit. Sie werden von uniformierten Polizeibeamten aus Frankreich und Italien sowie Taschendieb-Fahndern aus mehreren Ländern unterstützt. An den Eingängen werden die Festgäste stichprobenartig kontrolliert. Wie in früheren Jahren gilt ein Verbot für größere Taschen und Rucksäcke.

Bilanz am Sonntag

Rund 700.000 Gäste haben laut Schätzung der Festleitung am ersten Wochenende bei nasskaltem Wetter das Oktoberfest in München besucht, es waren somit deutlich weniger Besucher und Besucherinnen als bei der Wiesn 2019 vor der Corona-Pandemie – damals lag die Zahl bei rund einer Million. Bei Nieselregen und Kälte zog es die Menschen vor allem in überdachte Fahrgeschäfte wie Riesenrad und Geisterbahn.

Das Fest dauert bis 3. Oktober und damit einen Tag länger, da der Tag der Deutschen Einheit auf den Montag nach dem letzten Wiesn-Sonntag fällt. Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) sagte am Sonntag, er freue sich über einen gemütlichen Auftakt. "Für die nächsten zwei Wochen wünschen wir uns noch, dass sich Petrus wieder daran erinnert, wie anständiges Wiesn-Wetter ausschaut." Das Publikum auf dem Gelände sei bunt gemischt gewesen. Darunter seien auch viele Familien mit Kindern und Gäste aus dem Ausland gewesen, etwa aus den USA und Frankreich. (APA, 17.9.2022)