Eine etwas ältere Version der Gnome Shell auf einem Pinephone Pro.

Die Welt der Smartphones wird von zwei Betriebssystemen beherrscht: Neben Android und iOS konnte sich über die Jahre kein relevanter Konkurrent halten. Ob Microsoft, Blackberry oder auch Mozilla: Alle haben es probiert, alle sind sie gescheitert. Das hält die Entwickler aus der Open-Source-Welt aber nicht davon ab, es immer aufs Neue zu probieren. Zu einem der interessanteren Unterfangen gibt es nun ein Update.

Mobile Gnome Shell

Die vom Linux-Desktop Gnome bekannte Gnome Shell wird derzeit nämlich auch in einer mobilen Variante entwickelt. In einem Blogeintrag demonstriert Entwickler Jonas Dressler den aktuellen Stand der Entwicklung, und der kann sich durchaus sehen lassen. So gibt es mittlerweile auch hier eine Gestensteuerung, wie man sie von Android und iOS kennt, die also über einen Swipe vom unteren Bildschirmende aufgerufen wird.

Das Konzept unterscheidet sich dabei aber in einem zentralen Punkt von den anderen Systemen: Task- und App-Übersicht – also für das Starten und Wechseln von Apps – sind in einem, ganz so, wie es bei der Gnome Shell am Desktop auch der Fall ist. Beim Gnome-Projekt ist man davon überzeugt, dass der kombinierte Ansatz logischer ist. Eine zentrale Suchfunktion gibt es in dieser Ansicht ebenfalls, die neben Apps und Einstellungen auch Inhalte wie Musik oder Videos anbietet.

HUP

Konkret sieht das dann so aus, dass in dieser Ansicht ein Teil des Bildschirms von den zur Verfügung stehenden Apps und ein anderer von einer Vorschau auf die gerade geöffneten Programme genutzt wird. Wer will, kann auch über Wischbewegungen nach links und rechts am unteren Bildschirmrand schnell zwischen den offenen Apps wechseln – ganz so, wie man es von anderen Systemen kennt.

Ausblick

Die mobile Variante der Gnome Shell befindet sich schon seit einiger Zeit in Entwicklung, finanzielle Unterstützung gibt es vom Prototype Fund des deutschen Bildungsministeriums. Auch wenn die Oberfläche mittlerweile weit gediehen ist, betonen die Entwickler, dass es noch einiges zu tun gibt. So fehlt etwa noch haptisches Feedback, auch Notrufe werden noch nicht unterstützt. Eine PIN-Unlock-Methode sucht man ebenfalls vergeblich, außerdem sollen Benachrichtigungen noch überarbeitet werden.

Hardware ist das Problem

Die größte Herausforderung findet sich aber an anderer Stelle, wie man offen eingesteht: Hardware zu finden, auf der das Ganze auch läuft. Derzeit teste man die Software auf dem Pinephone Pro, wo sich aber viele Bestandteile der Hardware noch nicht richtig nutzen lassen. Das normale Pinephone wäre in dieser Hinsicht zwar besser, aber für die mobile Gnome Shell eigentlich zu schwach.

Ein paar ältere Mockups von Gnome Shell on Mobile, die nun weitgehend so umgesetzt wurden.
Grafik: GNOME

Langfristig hoffe man auf das Librem 5 von Purism, bis dieses wirklich verfügbar ist, wird es aber wohl noch etwas dauern. Bleibt noch Postmarket OS, ein Linux-System für einzelne Android-Smartphones, wo man hofft, künftig als alternative Oberfläche verfügbar zu sein.

Alternativen

Angemerkt sei, dass es natürlich im Linux-Umfeld auch andere Initiativen für mobile Oberflächen gibt – etwa rund um KDE Plasma. Mit Phosh gibt es sogar eine zweite auf Gnome passierende Oberfläche für solche Geräte. Das erklärt übrigens auch, warum zuletzt mehr Gnome-Anwendungen für die mobile Nutzung optimiert wurden. (Andreas Proschofsky, 18.9.2022)