Auch in den USA hat Elon Musk wohl noch einige Überzeugungsarbeit vor sich, wenn es um autonome Autos geht.

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Autonome Autos, ausgestattet mit einer Vielzahl an Sensoren, künstlicher Intelligenz und gegenseitiger Vernetzung, sollen die Zukunft sein. Versuche mit Kleinwägen, Bussen und anderen Straßenfahrzeugen laufen bereits an verschiedenen Orten. Die Utopie klingt verlockend. Statt sich auf den Verkehr konzentrieren zu müssen, soll man in selbstfahrenden Autos Zeit für Arbeit oder Entspannung haben. Die Kombination aus effizienter Echtzeit-Routenplanung und smarter Abstimmung soll zudem Wegzeiten verkürzen, die Umwelt schonen und außerdem mehr Sicherheit für Passagiere und andere Verkehrsteilnehmer gewährleisten.

Auch Elon Musk, seines Zeichens Chef des E-Auto-Konzerns Tesla, weiß diese Vision zu vermarkten. Praktisch auf jährlicher Basis gibt er Versprechungen zu Fortschritten in diesem Bereich ab, bei deren Erfüllung er allerdings vielfach in Verzug ist. Gleichzeitig muss sich sein Unternehmen mit behördlichen Untersuchungen auseinandersetzen, nachdem justament teilautonome Fahrfunktionen ursächlich mit mehreren schweren Unfällen in Zusammenhang gebracht werden.

Unsicherheitsgefühl

Eine Umfrage des Versicherungsvergleichsdienstes Policygenius zeigt nun: Aktuell ist Musk in der US-Bevölkerung ganz klar noch nicht mehrheitsfähig. Dort hat man 1.500 Bürgerinnen und Bürger über 18 Jahren per Online-Umfrage mit Google Survey um ihre Meinung gebeten. Das Ergebnis (durchschnittliche Schwankungsbreite: 6,1 Prozent) zeigt hohe Skepsis gegenüber selbstfahrenden Autos.

76 Prozent gaben an, dass sie sich beim Fahren in einem autonomen Auto oder einem Auto mit Selbstfahr-Funktionen weniger sicher fühlen würden. 73 Prozent gaben an, dass dies auch zutreffe, wenn sie wüssten, dass andere Verkehrsteilnehmer in solchen Autos unterwegs sind.

24 Prozent halten volle Auto-Autonomie für erreicht

Immerhin gibt es eine Zweidrittelmehrheit für jene, die die Entwicklung sicherer selbstfahrender Autos zumindest für möglich halten. Nur 33 Prozent gehen davon aus, dass ein vollautonomes Auto künftig die "konstante Aufmerksamkeit" eines Menschen brauchen wird, um Sicherheit zu gewährleisten. Allerdings: 80 Prozent zeigen sich derzeit nicht bereit, mehr Geld für einen Wagen mit Selbstfahr-Features auszugeben.

Der Großteil der Befragten, 76 Prozent, ist sich im Klaren darüber, dass derzeit noch kein Auto am Markt existiert, das vollautonom unterwegs ist. Die anderen 24 Prozent halten die Technologie für weiter entwickelt, als sie es tatsächlich ist. Experten gehen davon aus, dass es noch einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern wird, ehe Stufe 5 der Technologie – vollständige Autonomie in allen Verkehrssituationen – erreicht wird.

Gespaltene Haltung zur Schuldfrage bei Unfällen

Was die Versicherungskosten betrifft, ist eine deutliche Mehrheit (62 Prozent) der Ansicht, dass Besitzer selbstfahrender Autos höhere Prämien zahlen sollten, als jene mit herkömmlichen Fahrzeugen.

Keine klare Positionierung gibt es, wenn es um die Verantwortlichkeit für Unfälle geht, die ein Auto während der Nutzung einer autonomen Fahrfunktion verursacht. 50 Prozent würden hier die Schuld – und somit wohl auch die Kosten – der Fahrerin oder dem Fahrer auferlegen. Die andere Hälfte der Befragten sieht hier hingegen den Hersteller des Wagens in der Pflicht. (gpi, 19.9.2022)