In dem Senecura-Heim im Salzburger Stadtteil Lehen hat die Volksanwaltschaft schwere Missstände aufgedeckt. Nun sollen 13 Bewohner in andere Heime verlegt werden.

Foto: APA / Barbara Gindl

Der Sozialausschuss der Stadt Salzburg hat am Montag einstimmig beschlossen, nach der Pflegemisere im Senecura-Heim auszuhelfen und Bewohner in den städtischen Seniorenwohnhäusern aufzunehmen. Wann wie viele Bewohner übernommen werden können, ist jedoch fraglich. Denn derzeit gebe es 200 Anträge für die Aufnahme in einem städtischen Seniorenheim. Es können also nicht alle 13 Bewohner, die laut Land bis Ende des Monats aus dem personell unterbesetzten Senecura-Heim verlegt werden sollen, in ein städtisches Wohnhaus ziehen.

Christoph Baumgärtner, Leiter der städtischen Senioreneinrichtungen, unterstrich die Bereitschaft der Stadt, hier "aus moralischer Verpflichtung" zu helfen. Die Stadt werde im "Reißverschlussverfahren" Bewohnerinnen in die städtischen Einrichtungen übernehmen. Das heißt, sobald ein Platz freiwerde, komme jeweils ein Senecura-Bewohner und dann eine Bewerberin von der Warteliste zum Zug. Das Reißverschlusssystem soll am Mittwoch im Gemeinderat beschlossen werden.

Bewohnerunterlagen fehlen noch

"Uns fehlen die Unterlagen noch seitens der Senecura", sagte Baumgärtner. Bei einem Termin mit Land und Betreiber sei zwar vereinbart worden, Menschen zu übernehmen, die nötigen Infos zu den Bewohnern gebe es jedoch noch nicht. Erst am Montag habe man die Berichte der Heimaufsicht vom Land übermittelt bekommen. "Die Informationspolitik ist nicht so, wie wir uns das vorstellen", sagte der Leiter der städtischen Einrichtungen.

Derzeit sind 552 Plätze in den städtischen Seniorenwohnhäusern vergeben – 644 wären eigentlich möglich. Doch aufgrund des akuten Personalmangels könnten derzeit nicht mehr Plätze belegt werden, heißt es von der Stadt. Von 274 Planstellen seien nur 227 besetzt.

Gipfel aller Heimträger gefordert

Die zuständige Sozialstadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) fordert einen Gipfel mit allen Heimträgern, um die Bewohner aufzuteilen. Eine Überbelegung der städtischen Heime komme nicht infrage. "Ich werde nicht meine Pflegekräfte überlasten, damit wir die Senecura entlasten", sagte Hagenauer zum ORF.

Wie der STANDARD berichtete, hat die Volksanwaltschaft schwere Missstände in der Pflege in dem Senecura-Heim in Salzburg aufgedeckt. Die Kommission hat dehydrierte und unterernährte Bewohnerinnen und Bewohner vorgefunden. Eine Frau hatte eine Wunde, von der bereits Fäulnisgeruch ausging. Als Konsequenz der Missstände soll nun die Anzahl der Bewohner in Lehen von 63 auf 50 gesenkt werden. Das Land hat dem Betreiber dazu eine Frist von einem Monat gesetzt. Sollten sich die Personalsituation und die damit verbundenen Mängel bis dahin nicht gebessert haben, droht dem Heim die Schließung. (Stefanie Ruep, 19.9.2022)