James Joyce und sein Meistwerk "Ulysses" sind Thema einer Dokumentation am Mittwoch auf Arte.

Foto: Poetry Collection/University of Buffalo

Dublin – "Ein Jahrhundertroman". "Kerntext der literarischen Moderne". Heutzutage sind sich die Kritiker einig in ihrem Urteil über den Roman "Ulysses", den der irische Schriftsteller James Joyce vor 100 Jahren veröffentlicht hat. Das war nicht immer so. Anfangs hieß es häufig, das Buch sei literarisch minderwertig, wenn nicht sogar unlesbar.

Was ist dran an dem dicken Roman, in dem zwei Männer einen Tag lang durch Dublin streifen wie einst der legendäre Odysseus durch das Mittelmeer? Für Joyce, den unangepassten Intellektuellen, führte der Weg fast zwangsläufig in die Fremde. Dublin, Paris, Triest und schließlich Zürich waren die Stationen in einem Leben stets am Rande der Armut und lange Zeit ohne Erfolg mit seinen Texten. Erst im Juni 1914, unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg, konnte er sein erstes Buch veröffentlichen, die Geschichtensammlung "Dubliner", geschrieben von jemandem, der nicht recht wusste, ob er ein Dubliner sein wollte.

Verlage zögerten

An Joyces 40. Geburtstag, dem 2. Februar 1922, erschien dann sein zweiter Roman "Ulysses". Kein Verlag hatte sich an den langen, ungewöhnlichen Text herangewagt, an dem Joyce acht Jahre lang gearbeitet hatte. Erst die Pariser Buchhändlerin Sylvia Beach wagte sich an eine Miniauflage.

Joyce brach mit vielen literarischen Konventionen. Auf rund 800 Seiten beschreibt er einen einzelnen Tag im Leben zweier Männer. Sie ziehen durch Dublin, mal gemeinsam, mal getrennt, und erleben die vielen Facetten modernen Lebens. Was "Ulysses" so außergewöhnlich macht, ist die Art der Darstellung. Joyce konzentriert sich darauf, was die Männer sehen, fühlen, riechen, schmecken und denken. Ihr Innenleben ist ihm wichtig, nicht die Äußerlichkeiten.

Auf diesen Spuren bewegt sich nun auch der irische Filmemacher Ruán Magan in seiner Dokumentation "100 Jahre Ulysses – James Joyce' Meisterwerk", die am Mittwoch ab 22.20 Uhr bei Arte läuft. Der Regisseur findet den Zugang zum Roman über Dublin. Der Film zeigt die Armut und Enge der Stadt und beschreibt den Zwiespalt der Menschen zwischen dem Wunsch nach Unabhängigkeit und dem nach Erfolg. Magan zeigt Häuser, Menschen und Dinge so, wie die beiden Hauptfiguren sie wahrnehmen. Dadurch entsteht eine gelungene Erweiterung des literarischen Textes – und regt dazu an, das Buch zu lesen. (APA, dpa, 19.9.2022)