Magnus Carlsen muss sich für seine jüngste Aktion auch Kritik anhören.

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Die wortlose Fehde zwischen Weltmeister Magnus Carlsen (31) und US-Teenager Hans Niemann versetzt die Schachwelt weiter in Aufregung und ist nun in die nächste Runde gegangen. Der Norweger Carlsen, seit Jahren Star der Szene, traf bei einem hochkarätig besetzten Onlineturnier am Montag erneut auf den 19-Jährigen – bereits nach einem Zug beendete er das Spiel kommentarlos.

Schon Anfang September hatte Carlsen sich nach einer überraschenden Niederlage gegen Niemann aus einem Präsenzturnier zurückgezogen. Er unterstellt dem Amerikaner offenbar Betrug, hat dies bisher aber nicht ausformuliert. Belege gibt es nicht, die Spekulationen über Niemann werden durch Carlsens Verhalten aber angeheizt.

Am Rande des Onlineturniers waren die Reaktionen der Experten nun deutlich. Der ungarische Großmeister Peter Leko zeigte sich "sprachlos", Maurice Ashley, US-Großmeister, twitterte: "Das ist schockierend und beunruhigend. Niemand kann glücklich damit sein, dass das in der Schachwelt passiert. Unglaublich!"

Beweise gefordert

Aus Sicht der Internationalen Meisterin Jovanka Houska, Kommentatorin bei dem Turnier, hat Carlsen "mehr Öl ins Feuer gegossen. Er kann nicht einfach sagen: 'Ich glaube, du hast betrogen', und damit eine Hexenjagd provozieren. Er muss sagen: 'Hier ist mein Beweis.'"

Das Wort Betrug hat Carlsen allerdings noch gar nicht in den Mund genommen. Nach seiner Niederlage gegen Niemann Anfang September in St. Louis erklärte er via Twitter lediglich: "Ich habe mich aus dem Turnier zurückgezogen." Dazu stellte er das Video eines alten Interviews mit Fußballtrainer Jose Mourinho: "Ich ziehe es vor, nichts zu sagen. Wenn ich etwas sage, komme ich in große Schwierigkeiten, und ich möchte nicht in große Schwierigkeiten kommen."

Das aktuelle Onlineturnier läuft noch bis Ende der Woche, Carlsen und Niemann nehmen weiterhin teil. (sid, 20.9.2022)