Gitarrenäxte statt Lichtschwertern: "God of Riffs" versucht sich als Gegenentwurf zu "Beat Saber".

Foto: Boss Music Games

Das Rhythmusspiel Beat Saber gehört – quer über alle Plattformen hinweg – zu den beliebtesten Spielen für Virtual-Reality-Brillen. Das liegt auch an dem einfach zu erlernenden, aber schwer zu meisternden Spielprinzip: Ausgestattet mit zwei Lichtschwertern, muss man mit selbigen zu den Beats der Musik bunte Blöcke zerschlagen und Wänden ausweichen.

Das ist in schwierigen Modi teils so schweißtreibend, dass es schon unter der Rubrik "Sport" verortet werden kann, und auch als Partyspiel ist Beat Saber nahezu unschlagbar. Ein Problem gibt es aber: Wer sich keine Musik – etwa aus dem American Idiot-Konzeptalbum der US-Band Green Day – dazukauft, muss sich von elektronischer Musik quälen lassen. Metalheads sind hier fehl am Platz, röhrende E-Gitarren und hämmernde Bass Drums sucht man vergeblich.

Diese Lücke möchten der Publisher Vyersoft und der Developer Boss Music Games mit dem Virtual-Reality-Spiel God of Riffs füllen. Das Konzept: Statt Techno gibt es Heavy Metal, statt Lichtschwertern hält man zwei Äxte in E-Gitarren-Form in den Händen, statt auf blanke Blöcke schlägt man auf laufenden Skelette und fliegende Totenköpfe ein. Ein Metal-Metaversum also. DER STANDARD hat das Spiel auf der Meta Quest 2 getestet.

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Die gute Nachricht zuerst: Der Startscreen macht Laune auf das, was kommen soll. So finden wir uns in einer virtuellen Eislandschaft wieder, in der gewaltige Skeletthände den Teufelsgruß gen Himmel strecken. Eine tiefe Stimme brüllt uns in bester Broforce-Manier ein "GOD! OF! RIFFS!" in die Ohren. Hell, yeah!

Ernüchterung trotz Klepacki-Bonus

Gleich danach stellt sich jedoch Ernüchterung ein. So ist im aktuellen Stadium des Spiels bloß ein "Arcade Mode" verfügbar, in dem man auf die Horden der Unterwelt eindrischt. Startet man diesen, kann man anschließend zwischen elf verschiedenen Songs wählen, wovon einer das Tutorial darstellt.

Bekannte Bands hat man für den Soundtrack kaum gewinnen können, die meisten Lieder wurden vom Developer selbst produziert. Einzig zwei Werke kommen von extern, darunter eines von Frank Klepacki, der zuvor unter anderem für die Soundtracks der Command & Conquer-Spiele in die Tasten gegriffen hat.

Wenig Gestaltungsspielraum

Der Schwierigkeitsgrad lässt sich auf die Stufen Easy, Medium, Hard und Expert einstellen. Zusätzlich kann das Spiel über "Modifier" adaptiert werden – etwa gibt es die Option "Instant Death", bei der das Spiel endet, sobald man einen Gegner nicht mit der Gitarrenaxt erwischt.

Zudem können verschiedene Landschaften ausgewählt werden, in denen man gegen die Horden der Untoten antritt – darunter ein Dock, ein Wald oder ein Magmafeld. Insgesamt wirken die Auswahlmöglichkeiten jedoch sehr bescheiden, nach einem Abend dürfte man diverse Settings einmal durchgespielt haben. Es können keine zusätzlichen Songs gekauft und auch keine eigenen Lieder in das Spiel geladen werden.

Ein Rhythmusspiel ohne Rhythmus

Die wahre Enttäuschung stellt sich jedoch im eigentlichen Spiel ein, denn im Gegensatz zu Beat Saber erscheinen die Gegner bei God of Riffs nicht im Rhythmus der Musik – was für ein Rhythmusspiel ein No-Go ist.

Außerdem wird man angewiesen, mit der blauen Axt (linke Hand) auf Monster mit blauen Augen und mit der roten Axt (rechte Hand) auf Monster mit roten Augen einzudreschen – das klingt zuerst nach Abwechslung, trägt aber in Wahrheit nicht zum Spielspaß bei, zumal die Monster meist ohnehin auf der richtigen Seite erscheinen.

Auf eine Trefferquote von 90 Prozent zu kommen, ist relativ einfach – außer wenn getroffene Monster vom Spiel irrtümlich nicht gezählt werden. Eine vertane Chance ist auch die Vielfalt der Widersacher: Während man unterschiedliche Handlanger des Teufels hätte gestalten können, sind es letzten Endes immer die gleichen Schädel und Skelette.

Lokale Leaderboards – ein entscheidendes Feature für die Tauglichkeit als Partyspiel – gab es in unserer Testversion nicht, sondern nur (zum aktuellen Zeitpunkt noch gar nicht bis spärlich befüllte) Online-Bestenlisten.

Fazit: Schade um die gute Idee

Wiederspielbarkeit und Spielspaß halten sich bei God of Riffs leider stark in Grenzen. Zu klein ist das Angebot an guten Songs, zu groß dafür die Menge an Fehlern im Gameplay. Das ist wirklich schade, denn God of Riffs hatte das Potenzial, frischen Wind in das Metaversum zu bringen. Vielleicht schafft es ja ein anderer Anbieter mit einer besseren Umsetzung – man will ja den Techno-Fans nicht ungehindert diese gesamte neue Welt überlassen. (Stefan Mey, 20.9.2022)