Schick ist es, das neue iPhone 14 Pro – egal ob in der Max-Ausführung oder in der 6,1-Zoll-Variante.

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Hätten Sie es erkannt? Die Designsprache des iPhone 14 Pro bleibt den Vorgängermodellen treu.

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Ein Foto mit 0,5-fachem Zoom ...

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... mit einfachem Zoom ...

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... zweifachem Zoom ...

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... dreifachem Zoom ...

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... und maximalem Zoom.

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Die Helligkeit des Displays kommt vor allem im Freien zur Geltung. In geschlossenen Räumen kann man ruhig etwas runterschrauben.

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Mehr Pixel, starker Akku und sieben Prozent weniger Bildschirmrand. Auch Apple ist mittlerweile bewusst, dass man mit solchen zahlenbasierten Neuerungen die breite Masse nicht mehr jedes Jahr zu einem Neukauf eines 1.000-Euro-Handys bewegen kann. In diesem Jahr liegt der Fokus deshalb auf dem viel gelobten, aber auch von manchen belächelten Feature "Dynamic Island". Tatsächlich ist der kleine schwarze Balken an den neuen iPhone-14-Pro-Modellen eine Liebeserklärung an grafisches Design – eine unbestrittene Stärke des Tech-Konzerns aus Cupertino.

Innereien

Reden wir aber zuerst über die inneren Werte. Das Herz der beiden iPhone-Pro-Modelle nennt sich A16-Chip, ist erstmals in vier Nanometer gefertigt und verfügt über sechs Gigabyte RAM. Im normalen iPhone 14 werkt "nur" eine aufgebohrte Version des letztjährigen A15-Chips. Die Leistungssprünge nach vorne sind in beiden Fällen im Vergleich zum Vorjahr dennoch mit Blick auf mehrere Benchmark-Tests überschaubar und im normalen Gebrauch kaum bemerkbar. Unabhängig davon bedeutet der neue Chip: uneingeschränkte Performance für jegliche Apps, auch wenn diese etwas oder auch viel mehr Leistung benötigen.

Für das neue Feature "Crash-Detection", das sich bei einem Autounfall aktiviert und bei Nichtreagieren des Nutzers automatisch den Notdienst verständigt, wurden unter anderem ein besserer Gyrosensor und ein sensiblerer Beschleunigungssensor eingebaut. Wer jetzt sein Smartphone durch den Raum wirft und versucht, damit diese Crash-Detection auszulösen, wird keinen Erfolg haben. Es spielen laut Apple sehr viele Faktoren bei diesem neuen Feature mit – für den Test wurde dessen Funktionalität allerdings nicht überprüft.

Das Pro-Modell verrät in der Frontalansicht nur das neue Feature "Dynamic Islands".
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Sehr wohl prüfen kann man, ob ein SIM-Karten-Slot am Smartphone vorhanden ist. Wer die Berichterstattung zum iPhone 14 Pro verfolgt hat, dem wird vielleicht aufgefallen sein, dass so manche US-Website vom Verbannen physischer SIM-Karten aus dem iPhone-Universum sprach. In den USA setzt man tatsächlich ab dieser Generation ausschließlich auf eSIM, im Rest der Welt darf weiter die kleine Mobilfunkkarte in den dafür vorgesehenen Slot gefummelt werden. Da auch viele Android-Smartphones mittlerweile eSIM unterstützen, sollte das Nutzern keine Nachteile bringen, wenn diese Umstellung nächstes Jahr auch Europa erreichen sollte.

Ebenfalls hierzulande nicht verfügbar ist die Satellitenerkennung, die mit dem iPhone 14 eingeführt wurde. Für den Fall, dass man in einer Gegend verloren geht, die keine Netzfrequenz bietet, auf der man telefonieren kann, ist es ab sofort möglich, das Smartphone gen Himmel zu richten. Eine App zeigt an, wo der passende Satellit im Orbit schwebt, und erlaubt so das Absenden eines Notrufs. Zwei Jahre will Apple diesen Service kostenlos anbieten, verriet der US-Konzern zumindest bei der Vorstellungs-Keynote vor wenigen Wochen. Ob der Service bis dahin weltweit ausgerollt wird und ob man dann dafür zahlen muss – beziehungsweise via Satelliten auch schon telefonieren wird können –, ist offiziell noch nicht geklärt.

Speziell am Abend ist das Always-on-Display sehr auffällig hell. Man kann es auch deaktivieren.
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Im Westen nichts Neues

Wenig kann man über das generelle Design des Smartphones sagen, das sich in den letzten Jahren wirklich nur marginal verändert hat. Im Vergleich zu den beiden Vorgängermodellen ist das Kameramodul noch einmal ein ordentliches Stück angewachsen, was speziell Hüllenverweigerern stark auffallen wird. Die Verarbeitung ist wie immer hochwertig, und das Smartphone in der Hand zu halten fühlt sich einfach richtig gut an. Bei den neuen Farben, einem sehr dunklen Schwarz und einem dezenten Lila, sind Fingerabdrücke ein Fremdwort, dafür rutscht das Gerät auf nicht ganz ebenen Flächen. Wer also auf Hüllen verzichtet – was wohl die wenigsten bei einem so teuren Smartphone wagen –, sollte auch immer ein Auge auf den Untergrund haben. Aber auch das ist nichts Neues.

Auch was die Anschlüsse betrifft, überrascht Apple in diesem Jahr nicht. Weiterhin dient ein Lightning-Anschluss zum Laden, USB-C folgt dann wohl nächstes oder spätestens übernächstes Jahr. Leider ist die Ladegeschwindigkeit noch immer bescheiden im Vergleich zur Konkurrenz. Wireless Charging funktioniert natürlich mit dem dazu passenden MagsafeLadegerät.

Harte Fakten

iPhone 14 Pro

  • Akku: 3200mAh
  • Abmessungen: 147.5 x 71.5 x 7.9 mm
  • Gewicht: 206 Gramm
  • Auflösung: 1179 x 2556 Pixel

iPhone 14 Pro Max

  • Akku: 4.323mAh
  • Abmessungen: 160.7 x 77.6 x 7.9 mm
  • Gewicht: 240 Gramm
  • Auflösung: 1290 x 2796 Pixel
Das Kameramodul ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich angewachsen.
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Das Smartphone in seiner vollen Pracht. Gut, wirklich viele Unterschiede zu den Vorjahren sind nicht zu erkennen.
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Display

Beide Pro-Modelle wurden in diesem Jahr mit einem neuen OLED-Display ausgestattet, das neben der bekannten und stabilen Gorilla-Glas-Front auch eine etwas höhere Auflösung erlaubt und zudem die Helligkeit auf Wunsch auf bis zu 2.000 Nits dreht. Das sind am Ende kleine Veränderungen, die im Falle der Helligkeit aber tatsächlich positiv auffallen, speziell wenn man sich unter der prallen Sonne bewegt. Die zwei größten Neuerungen sind allerdings andere: zum einen das Always-on-Display, zum anderen die viel zitierten "Dynamic Islands".

Nicht-iPhone-Nutzer werden sich vielleicht fragen, wie ein Always-on-Display 2022 eine Neuheit sein kann, aber tatsächlich hat sich Apple mit diesem Feature viel Zeit gelassen. Versetzt sich das iPhone also in den Schlafmodus, was in der Vergangenheit einen schwarzen Bildschirm bedeutet hat, leuchten diesmal die Uhrzeit, das Datum und andere – auf Wunsch veränderbare – Widgets auf dem Display. Die Widgets lassen sich via Touch direkt aktivieren. So hat man einen schnellen Blick auf das Wetter oder die bereits absolvierten Schritte des Tages. Die Schriftart der Uhrzeit lässt sich zudem mithilfe eines kleinen Pools an Optionen verändern.

Im Vergleich zu anderen Always-on-Displays scheint jenes des iPhone 14 Pro sehr hell sowie mehrfarbig, und man ist in der Umstellungsphase immer versucht, zu prüfen, ob das Gerät nicht doch eingeschaltet ist. Auch Nachrichten, etwa von Whatsapp, werden auf Wunsch auch in diesem Modus in der unteren Bildschirmhälfte angezeigt. Wer einige Infos haben will, ohne das Smartphone zu berühren, wird das Feature schnell zu schätzen wissen. Man muss sich in jedem Fall bewusst sein, dass der Modus das Display zwar auf ein Hertz reduziert, wodurch der Stromverbrauch minimiert wird, dennoch verliert man durch diesen zusätzlichen Komfort etwa 15 Prozent an Akkulaufzeit. Durch den Tag kommt man in der Regel dennoch gut, zumindest beim 6,7 Zoll großen Max-Modell. Das Always-on-Display kann in den Optionen alternativ auch deaktiviert werden.

Jetzt aber zur Revolution der sich in seiner Form verändernden Pille, die sich knapp unter dem oberen Bildschirmrand befindet. Diese besteht aus zwei Elementen, die aber meist optisch durch schwarze Pixel verbunden sind. Eine kleine Pille links beinhaltet die Frontkamera, ein kleiner Kreis rechts daneben ermöglicht Face-ID. Aber anstatt neidisch auf die Punch-Holes der Konkurrenz zu lugen, die noch immer dezenter im Display verbaut sind, verwandelte man die Not bei Apple zu einer innovativen Tugend: der "Dynamic Island".

In der "Dynamic Island" sieht man den Podcast "Thema des Tages" und dessen Logo. Klickt man den Balken an, öffnet sich die App.
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Via Touch öffnet man die oben angezeigte App und erhält Zugriff auf notwendige Funktionen.
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Die zweite "Insel" nutzen noch wenige Apps, aber hier wird sicher nachgeliefert.
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Übersetzt heißt das so viel wie: Wenn man eine App – beispielsweise Spotify – öffnet und diese wieder wegwischt, dann bleibt das aktive Lied beziehungsweise die App in einer größeren Pille sichtbar. Tippt man den mit dem Logo der App oder des abgespielten Lieds erkennbaren Balken kurz an, öffnet sich die dazugehörige App über den ganzen Bildschirm. Drückt man länger drauf, öffnet sich lediglich ein kleines Fenster, das auf die notwendigsten Befehle Zugriff erlaubt.

Das funktioniert ab Tag eins mit sehr vielen Anwendungen. Ankommende Anrufe schälen sich aus der Pille und zeigen die Tasten "Abheben" und "Auflegen" an; verbinden sich Airpods, wird das ebenfalls mit dem dazu passenden Icon angezeigt. Egal was man macht, angefangen vom Entsperren des Telefons bis hin zu einem laufenden Timer: Die dynamische Insel ist ständig in Bewegung. Auch das Ablegen zweier Apps in die Pille ist möglich, was diese in zwei Teile teilt.

Das alles mag für Außenstehende nichts Besonderes sein – ein Design-Gimmick, nicht mehr. In Wirklichkeit fühlt sich die Anwendung dieses Features allerdings so natürlich an und macht das Leben in vielen Situationen einfach ein Stück leichter, dass man Apple dafür ruhig loben darf.

Die Makrokamera schaltet sich bei Bedarf ein, um schöne Nahaufnahmen zu ermöglichen.
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Wer gerne fotografiert, kann sich mit den verschiedenen Einstellungen je nach Umgebung gut spielen.
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Nachtaufnahmen funktionieren wieder sehr gut und vertragen – im richtigen Format fotografiert – auch Aufhellung in diversen Nachbearbeitungsprogrammen.
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In der Verkleinerung dieses CMS-Systems nicht zu erkennen: Die hochaufgelösten ProRaw-Fotos sind noch einmal detaillierter und mit mehr Tiefe ausgestattet als andere Formate.
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Kameras

Die wirklich größte Änderung, die man zumindest als Foto-Fan erkennt, ist die Aufwertung der Hauptkamera. Waren die 12 Megapixel seit dem iPhone 6S in Stein gemeißelt, wagt man sechs Jahre später endlich den Sprung auf 48 Megapixel. Zusätzlich gibt es eine verbesserte Bildstabilisierung. Der größere Sensor erlaubt schnellere Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen, bessere Momentaufnahmen, die in Bewegung stattfinden und einiges mehr. Zudem wird mehr Tiefenschärfe erlaubt, ohne dass man den Porträtmodus aktivieren muss. Einzig Detailaufnahmen zwingen schnell zum Wechseln auf die Makrokamera, sonst werden die Bilder verschwommen. Die Makrokamera macht erneut wirklich beeindruckende Detailaufnahmen, und auch die Superultraweitwinkelkamera kann in allen Belangen überzeugen.

Dank der neuen Auflösung werden jetzt vier Pixel zu einem zusammengefasst, was erneut 12-Megapixel-Fotos als Ergebnis liefert. Das nennt sich auch Pixel-Binning, was wir demnächst beim STANDARD separiert erklären werden.

Mit der neuen Kamera ist auch der von Apple beworbene Action-Modus möglich – eine starke Bildstabilisierung beim Erstellen von Videos. Läuft man mit der Kamera, sieht es wie Gehen aus. Das Feature funktioniert wirklich gut. Wie bereits in der jüngeren Vergangenheit kann man Fotos als ProRaw erstellen und speichern, was die Qualität auch aufgrund der neuen Kamera deutlich nach oben schraubt. Man muss allerdings damit rechnen, dass die dadurch erstellten DNG-Files bis zu 70 Megabyte haben können. Die neue Frontkamera verfügt jetzt über 12 Megapixel und einen verbesserten Autofokus

Der Preis

Nun sind iPhones dafür bekannt, nicht die günstigsten Geräte auf dem Markt zu sein. In diesem Jahr legt man die Preislatte allerdings noch einmal höher. Das iPhone 14 Pro kostet in der Mindestausstattung, das heißt mit 128 Gigabyte Speicher, 1.299 Euro, das Max stolze 1.449 Euro. Für ein Upgrade auf zumindest 256 Gigabyte zahlt man über 100 Euro mehr. Leute, die viele ProRaw-Fotos und Videos auf ihrem Smartphone speichern wollen, greifen eventuell zur ein Terabyte großen Variante und legen dann stolze 2.099 Euro auf den Ladentisch.

Erhältlich sind die Pro-Modelle in vier Farben. Gold, Schwarz, Silber und das neue Lila. Wie in den Jahren zuvor ist auch diesmal kein Netzteil, sondern lediglich ein USB-C auf Lightning-Kabel enthalten. Die aktuelle Wartezeit wird zumindest im heimischen Apple-Store mit vier bis fünf Wochen angegeben.

Für den Test wurde von Apple ein iPhone 14 Pro Max zur Verfügung gestellt.

Landschaftsaufnahmen funktionieren bei jedem Licht. Einzig Nachtaufnahmen oder Sternenhimmel zeigen dem Smartphone seine Grenzen auf.
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Fazit

Early Adopter haben das iPhone 14 Pro sicher bereits, weil sie ohnehin jedes Jahr das neueste und beste iPhone auf dem Markt kaufen. Auch in diesem Jahr ist das Premium-Gerät die Messlatte im iPhone-Universum und in manchen Punkten, etwa dem Kamerasystem, auch generell im Smartphone-Universum. Die Dynamic Islands, die in diesem Jahr Pro-exklusiv sind, machen Sinn und Spaß in der Nutzung, ein wirklicher Kaufgrund für ein über 1.000 Euro Handy sind sie natürlich nicht.

So kann man auch in diesem Jahr sagen, dass ein Upgrade auf das beste und teuerste iPhone für Menschen mit ausreichend Budget und einem älteren iPhone – etwa dem iPhone 10 –, sicher Sinn macht. Eine Revolution darf man beim iPhone allerdings auch in diesem Jahr nicht erwarten. Einzig das iPhone Pro 14 sticht aktuell am Markt noch heraus, da es Smartphones dieser Qualität eigentlich nur noch in größeren Formaten gibt. (Alexander Amon, 21.9.2022)