Es ist nicht so, dass Magnus Carlsen ein Narrenmatt kassiert hätte, diese sogar für Schachanfänger hochpeinliche Niederlage nach nur vier Zügen. Dass er seine jüngste Partie gegen Hans Niemann schon nach seinem ersten Zug aufgab, war vielmehr ein weiteres Statement: Der Weltmeister denkt, dass der 19-jährige Emporkömmling bei seinem überraschenden Sieg Anfang September geschummelt hat.

Magnus Carlsen bekommt langsam Probleme.
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Damals hatte sich der Norweger wortlos vom Turnier zurückgezogen und ein kurzes Video des Fußballtrainers Jose Mourinho gepostet. O-Ton: Ich sage lieber nichts, weil ich sonst Probleme bekomme. Doch nun bekommt Carlsen langsam Probleme, weil er nichts sagen will. Analysen von Niemanns Leistungen beweisen, dass er in bestimmten Spielen deutlich besser agiert als sonst. Es sind die für die so wichtigen Normen entscheidenden Spiele – und Turniere, die in Person gespielt, aber online gestreamt werden. Ein Komplize soll die Stellungen einem Schachcomputer füttern und Niemann die idealen Züge durchgeben, lautet die Vermutung vieler Insider. Wie genau, bleibt rätselhaft. Vibrierende Analkugeln sind die originellste, aber nicht plausibelste These.

Zyniker würden sagen: Immerhin schafft es der Schachsport in die Schlagzeilen. Doch auch wenn sich Carlsen seiner Sache sicher ist – ohne handfeste Beweise könnte er am Ende der Verlierer sein. Es wäre ein Narrenmatt. (Martin Schauhuber, 20.9.2022)