Harmonie der Formen, Vielfalt der Farben: Blick aus dem Arbeits- und Schlafraum ins Bad Margarete Schütte-Lihotzkys. Die Terrasse erstreckt sich rechts entlang der Fenster mit den gelben Vorhängen.

foto: robert Newald

Wien – So klein die Wohnung ist, in der die österreichische Architektin Margarete Schütte-Lihotzky ihre letzten 30 Lebensjahre verbracht hat – so großzügig öffnet sie sich dem Blick. Vom gelb getünchten Vorraum durch das in Grün gehaltene Wohnzimmer in den weiß ausgemalten Arbeits- und Schlafbereich schweifen die Augen – und bleiben an dem bunten kirgisischen Wandteppich über dem ausziehbaren Sofa hängen.

In diesen 55 Quadratmetern habe Schütte-Lihotzky ihr innenarchitektonisches Credo umgesetzt, sagte Christine Zingl, auch sie Architektin, anlässlich der Eröffnung der denkmalgeschützten Wohnung in originalgetreu rekonstruiertem Zustand. Zweckdienliche Eleganz und Naturnähe in der Stadt seien der ersten Frau, die in der Zwischenkriegszeit in Österreich den Architektinnenberuf in vollem Umfang ausübte und die sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg dem sozialen Wohnbau verschrieb, ein zentrales Anliegen gewesen.

Margarete Schütte-Lihotzky in ihrer Wohnung. Sie lebte 30 Jahre lang dort und wurde 103 Jahre alt.
Foto: Robert Newald

Keine Wohnung ohne Schritt nach draußen

Tatsächlich erstreckt sich rechts von den Räumen eine großzügige Gartenterrasse. Balkone oder Terrassen seien in allen Entwürfen Schütte-Lihotzkys vorgekommen, die sich jedoch vor allem durch den Entwurf der Frankfurter Küche als erster Einbauküche einen Namen machte. Ihr ehemaliger Wohnsitz in der Wiener Franzensgasse 16, das Margarete-Schütte-Lihotzky-Zentrum, kann ab nun besichtigt werden. (Irene Brickner, 20.9.2022)