Der "Drachenlord" meldet sich via Tiktok zurück.

Foto: Screenshot rainerwinklerdl/Tiktok

Für die "Hater" ist es ein Spiel. Sie machen sich einen Spaß daraus, den "Drachenlord", einen ehemaligen Youtuber und Streamer, zu verfolgen – auf Schritt und Tritt. Auf Telegram werden Fotos und Videos vom Aufenthaltsort von Rainer Winkler, so der bürgerliche Name des Drachenlords, in Echtzeit verbreitet. Sie zeigen Winkler, wie er mit Rucksack und Isomatte durch Emskirchen in Mittelfranken zieht oder beim Bäcker sitzt. Seine Verfolger filmen sogar in sein Einkaufssackerl und posten die Bilder auf einschlägigen Telegramkanälen.

Wie DER STANDARD berichtete, ist Winkler seit einiger Zeit obdachlos. Sein Haus wurde von der Gemeinde gekauft und abgerissen, Winklers Social-Media-Kanäle sind gesperrt – und damit hat der "Drachenlord" kein Einkommen mehr. In einem neuen Video, das Winkler auf der Plattform Tiktok postete, gibt er sich aber jetzt ungeschlagen, wie er betont: "Ich sehe mich nicht als besiegt, aber ich sehe mich auch nicht als Sieger." Andere an seiner Stelle wären längst "Amok gelaufen" oder hätten sich umgebracht, so Winkler weiter. Er versuche zwar die Kontrolle über seinen Youtube-Kanal zurückzuerhalten, werde dort aber voraussichtlich keine weiteren Videos posten, erklärt der 33-Jährige.

In einem weiteren Tiktok-Video erklärt der Drachenlord, dass er jüngst ein Hotelzimmer verlassen musste. Wie die Regionalzeitung nordbayern.de berichtet, wurde per Notruf Gasgeruch in einem Hotel in Nürnberg gemeldet. Als die Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr eintrafen, bestätigte sich dieser Verdacht aber nicht. Grund für den falschen Alarm dürfte ein Gast des Hotels gewesen sein: Winkler hatte dort eingecheckt, die Hater bekamen davon Wind, spielten ihr "Drachengame" weiter – und setzten den falschen Notruf ab.

Das Drachengame und seine Folgen

Er sei schon im Zug nach Nürnberg von seinen Verfolgern entdeckt worden, berichtet Winkler. Er habe laut dem Bericht deshalb extra ein Taxi genommen, trotzdem fanden Unbekannte heraus, wo sich der ehemalige Youtuber aufhielt, bevor gegen 20 Uhr der Notruf einging. Außerdem soll Essensbestellungen an die Hoteladresse geliefert worden sein, die Winkler aber nie getätigt habe. Das ist laut dem Artikel ein gängiges Mittel, um die Quartiergeber des Drachenlords in Bedrängnis zu bringen. Winkler musste das Hotel verlassen und reiste zurück nach Emskirchen, wo er weiterverfolgt wird – zuletzt wurde er dabei fotografiert, wie er in einem örtlichen Kaffeehaus sitzt.

Winkler ist ohne feste Unterkunft, nachdem er sein Haus an die Gemeinde Emskirchen verkaufte, die es später abreißen ließ – in der Hoffnung, es würde endlich Ruhe einkehren. Zuvor hatten Hater des Drachenlords das Haus regelrecht belagert, mehrmals am Tag kam es zu Polizeieinsätzen. Wegen einer körperlichen Auseinandersetzung mit den ungebetenen Gästen ist Winkler vorbestraft. Zuletzt wurden technische Geräte von Winkler beschlagnahmt, weil er in Verdacht steht, Gewaltpornos verbreitet zu haben, was in Deutschland verboten ist. (red, 21.9.2022)