Werbung wirkt – sagt zumindest der "Investmentpunk" selbst. Vielleicht kommt man bei Youtube deshalb an den Spots des Unternehmers aktuell nicht vorbei.

Foto: Youtube/Gerald Hörhan

Mit seinem verschmitzten Lächeln und kernigen Aussagen à la "Die Enteignung hat begonnen" taucht der 46-jährige Unternehmer und Autor Gerald Hörhan derzeit verstärkt in mehreren Social-Media-Kanälen auf. Gerald Hörhan, besser bekannt als "Investmentpunk", schaltet sehr aktiv Werbung, um seine Investmentberatung neuen Zielgruppen vorzustellen. In schlechten Zeiten wie diesen ein sicherlich geschickter Schachzug. Oder übertreibt es der Beststellerautor mit seinen ständigen Werbespots?

40 Stunden Teilzeitjob

Es ist einfach, sich über die offenbar breitgeschaltete Werbekampagne von Hörhan zu echauffieren. "40 Stunden sind ein Teilzeitjob", ist nur einer jener Sprüche, die schnell polarisieren. Eine Methode, die der Unternehmer seit seinen ersten beruflichen Gehversuchen perfektioniert hat. In dieser schnelllebigen Zeit, wo man Videos gern nach fünf oder weniger Sekunden wegklickt, wohl genau die richtige Strategie, um im Gespräch zu bleiben.

Die hohe Frequenz seiner Werbung erklärt Hörhan im Gespräch mit dem STANDARD so: "Werbung wird von Facebook und Google nur dann oft ausgespielt, wenn sie erfolgreich ist, also erfüllt unsere Werbung ihren Zweck." Dass die ständig gleichen Werbeeinblendungen die potenzielle Zielgruppe nerven könnten, glaubt der Unternehmer nicht. "Wenn einige Leute davon genervt sind, liegt das in der Natur der Sache. Reichweite ist in der digitalen Welt eine wichtige Währung, und sie scheint zu funktionieren, sonst würden wir dieses Interview nicht führen."

Von Work-Life-Balance hält der Unternehmer und Millionär wenig.
Foto: Youtube/Gerald Hörhan

Mögen muss man die Aussagen von Hörhan sicher nicht. "Bereits mit 13 Jahren wusste ich, dass das Durchschnittsleben der Mittelschicht – Arschkriechen, Sachbearbeiterjob, Eigenheim auf Pump, Konsumschulden, keine Kohle und keine Freiheit – nicht das ist, was ich will", lässt sich Hörhan auf seiner Website zitieren. Immer wieder spricht er auch in Interviews von der Spitze und der Gosse – den Erfolgreichen und jenen, die aufs Geld schauen müssen. In seinen Werbespots klingt er ähnlich, sehr direkt – manche würden vielleicht sagen: verletzend. Der Investmentpunk sieht das anders. Er würde Dinge ansprechen, wie sie sind. Viele würden das nicht machen: "Für weichgespülte Menschen ist die nackte Wahrheit sicherlich provokant, aber sonst wäre es ja langweilig. Wenn man es allen recht macht, dann erreicht man nichts."

Mit seinen Aussagen wie "wenig zu arbeiten bedeutet auch, wenig zu erreichen" segelt der Unternehmer aktuell gegen den starken Trend hin zur Teilzeitarbeit. Immerhin 30 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher verzichten aktuell freiwillig oder gezwungenermaßen auf eine Vollanstellung. Mit dem Begriff "Work-Life-Balance", der in diesem Zusammenhang oft genannt wird, kann Hörhan nichts anfangen: "Das ist der gerade Weg in die Armut. In Zeiten von Mangelwirtschaft und starker Inflation von rund zehn Prozent wird die Mehrheit der Bevölkerung schleichend enteignet." In den nächsten zehn Jahren würde man so bis zu zwei Drittel seiner Kaufkraft verlieren, sagt der Investmentpunk und zeichnet damit ein dunkles Bild.

Die einzige Möglichkeit gegenzusteuern sei eine solide Aus- und laufende Weiterbildung. "Fleiß und Finanz- und Investment-Know-how, um auch in diesen turbulenten Zeiten seinen Lebensstandard halten zu können", sei unabdingbar für eine finanziell abgesicherte Zukunft: "Wer dazu nicht bereit ist, muss sich warm anziehen und den Gürtel enger schnallen – vielleicht bald im wahrsten Sinne des Wortes."

Wer wenig verdient, müsse den Gürtel bald enger schnallen.
Foto: Youtube/Gerald Hörhan

Werbung wirkt

Mit seinen aktuellen Geschäftszahlen der Investmentpunk Academy zeigt sich Hörhan zufrieden. In Onlinekursen und Seminaren wird dort erklärt, wie Wirtschaft funktioniert und wie man Geld langfristig krisensicher investiert. Vorausgesetzt man hat Geld, das man anlegen kann: "Mein bestehendes Immobilienportfolio ist langfristig mit Fixzinsen abgesichert, in den letzten Jahren habe ich vor allem energieeffiziente Gebäude in Speckgürtellagen erworben, die aufgrund der hohen Energiepreise sehr gefragt sind."

Auch in Kryptowährungen und Aktien hat der Unternehmer, der in Harvard unter anderem Wirtschaft studiert hat, angelegt. Eingekauft wird mit "Bedacht", wie er sagt. Die Turbulenzen an den Märkten würden noch eine Zeitlang andauern. Grund genug, auch weiterhin Werbeclips zu schalten. (Alexander Amon, 22.9.2022)