Marko Arnautović schreibt mit seinem 103. Match im Nationalteam Geschichte.

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Marko Arnautović hat Spuren hinterlassen. Spätestens wenn der 33-Jährige am Donnerstag im Match gegen Frankreich zum bisherigen Rekordnationalspieler Andreas Herzog (103 Einsätze) aufschließt, ist es amtlich. Und wenn er Herzog am Sonntag gegen Kroatien auch noch überholt, wird Arnautović in den Geschichtsbüchern des österreichischen Fußballs als alleiniger Rekordnationalspieler geführt – 14 Jahre nach seinem Debüt gegen die Färöer. "Die Antwort kennt ihr: Es ist eine Ehre", sagt er vorab.

Arnautović hat den heimischen Fußball in den vergangenen Jahren geprägt wie kaum ein anderer. Bei öffentlichen Auftritten wirkt er zuweilen, wie wenn man Lewis Hamilton zur Führerscheinnachschulung schicken würde – eine Mischung aus Langeweile, Abgeklärtheit und Coolness. Die kleinen Schmähs, das Augenzwinkern zwischendurch schließen den Verdacht auf Überheblichkeit aus.

Straight outta Floridsdorf

Arnautović wächst in Floridsdorf, dem 21. Wiener Gemeindebezirk, auf, zum Fußball bringen ihn sein Vater Tomislav, der beim Floridsdorfer AC die Kantine betrieb, und sein Bruder Danijel, der später sein Manager wird. Die FAC-Jugend und die Wiener Käfige prägen das Leben des jungen Marko. Mit 17 geht er auf die große Fußballreise: Sie sollte ihn in die Niederlande, nach Italien, Deutschland, England, China und wieder Italien führen.

Arnautovićs Karriere ist geprägt von den kleinen und großen Geschichten, von gestohlenen Bentleys, von gekauften Polizistenleben, von Skandalen, Ausrutschern und Wiederauferstehungen. Nur zu oft wurde der Offensivspieler, der so gar nicht dem braven Akademiekicker entspricht, abgeschrieben. Zu Unrecht. Die Skandale sind weitgehend Vergangenheit, der ehemalige Rabauke ist ein verheirateter Familienvater geworden (zwei Töchter). Sein Fußballspiel hat nicht gelitten: Arnautović erlebt bei Bologna gerade seinen x-ten Frühling, sie lieben ihn dort.

Wucht und Augenweide

Auf dem Platz ist er eine Yogafigur, also eine Einheit aus Körper und Geist. Der Körper: eine Wucht, mit dem Ball eine Augenweide, und der Geist scheint sich oft an die Anfänge in den Wiener Käfigen zu erinnern. Er hat das gewisse Etwas, den Hang zum Überraschenden, den so viele Trainer suchen – und gleichzeitig fürchten.

Arnautović ist der erste kickende österreichische Popstar des noch jungen Jahrtausends. Und dabei ist er irgendwie immer der Lauser aus Floridsdorf geblieben. (Andreas Hagenauer, 22.9.2022)