Mehr als 56.000 Asylanträge sind in den ersten acht Monaten des heurigen Jahres gestellt worden.

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Wien – In den ersten acht Monaten des heurigen Jahres sind in Österreich mehr als 56.000 Asylanträge gestellt worden. Das ist gemäß aktuellen Zahlen des Innenministeriums eine Steigerung gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr um 195 Prozent. Der August war mit 14.240 Anträgen der Monat mit den meisten Anträgen seit den 1950er-Jahren. Rekordmonat bisher war der Oktober 2015 mit 12.308 Gesuchen.

Stärkste Asylwerbergruppe im August waren wie im Juli Inder, nachdem während der vergangenen Jahre Syrer und Afghanen stets ganz oben im Ranking lagen.

Neos kritisieren Zahlen des Innenministeriums

Sieht man sich aber die Asylanträge seit Jahresbeginn an, so machen dabei Inder und Inderinnen lediglich 14 Prozent aus, wie Neos-Asylsprecherin Stephanie Krisper gegenüber dem STANDARD betont. Sie hat eine Anfrage an den Innenminister zur aktuellen Asylsituation gestellt, die Donnerstagfrüh beantwortet wurde. Dass ausgerechnet am selben Tag das Innenministerium selbst Zahlen veröffentlicht, ermögliche dem Ministerium, den Zahlen den gewünschten eigenen "Spin" mitzugeben und die Anfragebeantwortung zu überlagern, kritisiert Krisper. Die Zahlen werden nämlich nicht monatlich an einem bestimmten Termin veröffentlicht.

Die Beantwortung zu Krispers Anfrage, die dem STANDARD vorliegt, zeigt nämlich auch jene Zahlen, die ein schlechtes Licht auf die Volkspartei werfen: Zum 1. August erfüllten nämlich nur Wien und das Burgenland ihre Quoten für die Aufnahme von Asylwerberinnen und Asylwerbern. Das seit langem von der ÖVP geführte Tirol erfüllt die Quote nur zu 67 Prozent, Vorarlberg nur zu 75 Prozent und auch Salzburg nur zu drei Viertel. Allerdings: Die niedrigste Quote hat das von der SPÖ regierte Kärnten mit knapp 66 Prozent.

Innenministerium will Schnellverfahren fokussieren

Wie das Innenministerium betont, würden immer mehr Anträge von Menschen gestellt, die aus wirtschaftlichen Gründen kämen und damit kein Recht und keine Chance auf Asyl hätten, neben Indern vor allem Pakistani und Nordafrikaner. Zur Veranschaulichung: In den ersten sieben Monaten wurde keinem einzigen Inder Asyl gewährt. Asylsprecherin Krisper betont hier aber, abgesehen von den Asylanträgen von Indern kämen die Anträge auch im August weiterhin mehrheitlich von Menschen aus Kriegsgebieten wie Afghanistan (24 Prozent) und Syrien (13 Prozent).

Im Innenministerium setzt man dennoch einen Schwerpunkt auf Schnellverfahren für diese Nationalitäten, heißt es aus dem Innenressort. In den ersten acht Monaten 2022 wurden 11.451 solcher Verfahren für Menschen aus aussichtsarmen Herkunftsstaaten negativ abgeschlossen. Das ist eine Verdreifachung sogar im Vergleich zum Gesamtjahr 2021. Die durchschnittliche Dauer solch eines Schnellverfahrens ist 25 Tage, allerdings werden knapp 70 Prozent innerhalb von drei Tagen entschieden.

Rekordwert an abgelehnten und eingestellten Asylanträgen

Insgesamt gibt es laut Ministerium im heurigen Jahr einen Rekordwert an abgelehnten und eingestellten Asylanträgen, nämlich 31.500 und damit mehr als die Hälfte im Vergleich zur Zahl der Asylanträge. 7.000 Menschen haben das Land verlassen. 60 Prozent davon freiwillig.

Was die Grundversorgung angeht, sind die Zahlen weniger hoch, was Asylwerber angeht. Zwar nutzen 90.000 Menschen aktuell dieses soziale Netz, allerdings sind 58.000 davon Ukrainer, die in der Regel keine Asylsuchenden sind. NGOs meinen, dass die Divergenz zwischen Anträgen und Grundversorgungsplätzen damit zusammenhängt, dass durch verstärkte Bemühungen um Aufgriffe etliche Asylwerber, die gar nicht Österreich als Zielland haben, hier einen Antrag stellen, dann aber weiterreisen. (red, APA, 22.9.2022)