Anton Fier ganz links und ganz jung mit den Feelies 1980. Der umtriebige Schlagzeuger ist im Alter von 66 Jahren gestorben.

Foto: Stiff

Anton Fier – das ist ein Name, der in den letzten 40 plus Jahren auf dermaßen vielen Alben aufgetaucht ist, dass er noch zu Lebzeiten als so etwas wie eine Legende galt. Und das in einer Szene, die es mit den Legenden tendenziell nicht so hatte. Außerdem war Fier Schlagzeuger, also auf der Bühne meist ganz nach hinten verräumt. Anders als andere, die nur versuchen, den Rhythmus zu halten, zog Fier von dort oft die Fäden. Das ist vorbei. Wie jetzt bekannt wurde, ist Anton Fier im August im Alter von 66 Jahren gestorben, Todesursache ist zurzeit keine bekannt.

Geboren am 20. Juni 1956 in Cleveland, Ohio, ging Anton Fier in den späten 1970ern nach New York, wo er sich in der Downtown-Szene schnell unersetzlich machte und bei vielen Projekten zugleich mitmischte. Er war Gründungsmitglied von John Luries Jazz-Zerleger-Combo The Lounge Lizards, einmal durch den Tunnel rüber nach New Jersey gefahren, spielte er auf dem epochalen Debüt der Feelies mit: Crazy Rhythms (1980). Im Jahr darauf gründete er die experimentelle Band The Golden Palominos.

Band als Kreativpool

Eine Band als offenes System, die mit Bill Laswell oder Arto Lindsay einige der schrägsten Köpfe der No-New-York-Szene integriert hatte und eine Art Kreativpool war. Die Band war mit Pausen bis zuletzt immer wieder aktiv.

Daneben war Fier zeitweise Mitglied von Pere Ubu, Bob Mould sowie dessen Band Sugar und trommelte für Acts und Größen wie Mick Jagger, Gil Scott-Heron, Herbie Hancock, Yoko Ono, Laurie Anderson, Material, John Zorn oder die Swans. Er spielte mit Jack Bruce von Cream, mit Peter Brötzmann und Syd Straw. Um nur einige zu nennen.

Seine Experimentierfreudigkeit und sein deswegen zur beständigen Innovation gefordertes Spiel machten ihn zu einer Ausnahmeerscheinung an den Trommeln. Zudem war er ein gefragter Produzent, der Victoria Williams, Lori Carson und Joey Henry ebenso produziert hat wie Alben seiner eigenen Band. (Karl Fluch, 22.9.2022)