Es sei nicht auszuschließen, dass weitere Zinserhöhungen nötig sein werden, erklärte die SNB am Donnerstag. Bei Bedarf will die Notenbank am Devisenmarkt eingreifen.

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Jetzt folgt auch die Schweizer Nationalbank (SNB) den Schritten anderer großer Zentralbanken: Angesichts der erneut gestiegenen Inflation erhöhte sie am Donnerstag ihren Leitzins um 75 Basispunkte auf 0,5 Prozent. Zuvor hatte sie den Leitzins nach fast acht Jahres des geldpolitischen Beharrens auf minus 0,25 Prozent angehoben. Weltweit ist damit die Bank of Japan jetzt die einzige Zentralbank, die ihren Leitzins mit minus 0,1 weiterhin unter null hält.

Zwar nennt Bloomberg die SNB-Entscheidung die aggressivste Maßnahme der Bank seit 20 Jahren, doch schienen einige Marktakteure einen noch größeren Schritt von 100 Basispunkten erwartet zu haben. Der Schweizer Franken verlor prompt an Wert und fiel um 1,8 Prozent. Es sei nicht auszuschließen, dass weitere Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität mittelfristig zu gewährleisten, erklärte der SNB-Präsident Thomas Jordan. Falls nötig, sei die Bank bereit, in den Devisenmarkt einzugreifen.

SNB erwartet keine rasche Erholung

Dennoch erwartet die SNB, dass sich die Inflationsdynamik auch nach der Zinserhöhung nicht rasch abschwächt. Im Gegenteil erwartet sie für 2022 nun eine Jahresteuerung von 3,0 Prozent, wie sie am Donnerstag mitteilte. Grund dafür seien vor allem die höhere Preise für Waren, insbesondere Energie und Nahrungsmittel. Ohne die aktuelle Zinserhöhung wäre die Inflationsprognose allerdings deutlich höher ausgefallen, betonte die SNB.

Revidiert haben die Schweizer Währungshüter auch ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr. Für die Schweiz prognostizieren sie einen Anstieg des Bruttoinlandprodukts von rund zwei Prozent nach bisher rund 2,5 Prozent.

Die SNB erwartet in ihrem Basisszenario für die Weltwirtschaft eine "schwache Wirtschaftsentwicklung". Bremsend wirke insbesondere die Energiesituation in Europa, die teuerungsbedingten Kaufkraftverluste sowie die strafferen Finanzierungsbedingungen. Ein globaler Konjunkturabschwung, eine Zuspitzung der Gasknappheit in Europa sowie eine Strommangellage in der Schweiz stellten zusätzliche Risiken dar. Darüber hinaus könne ein erneutes Aufflackern der Corona-Pandemie nicht ausgeschlossen werden. (red, APA, 22.9.2022)